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Das Schicksal des Highlanders

Das Schicksal des Highlanders

Titel: Das Schicksal des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Falten seines Gesichts mit sanften Küssen nach. »Du musst darauf achten, dass dem Gesetz Genüge getan wird. Was würde passieren, wenn du eine Verräterin und Mörderin unbehelligt laufen lassen würdest? Alle, die davon erfahren, würden glauben, dass es dir an Mumm fehlt, eine gerechte Strafe zu verhängen. Sie würden denken, sie könnten tun und lassen, was sie wollten. Ich weiß nicht genau, was ich eigentlich damit sagen will, aber eines ist klar: Dir blieb nichts anderes übrig. Du hast nicht nur sie für das bestraft, was sie getan hat, sondern auch allen anderen gezeigt, dass sie sich an das Gesetz halten müssen.«
    »Ja, ich weiß. Es ist schwer, das so klar auszudrücken, aber in ihren Herzen wissen es alle – man hätte Grizel nicht ungestraft davonkommen lassen dürfen; weder ihr Alter noch die Tatsache, dass sie eine Frau war, hätten sie vor einer Bestrafung retten können.«
    »Vielleicht beunruhigt es dich ja am meisten, dass sie eine alte Frau war?«
    »Ja, ich glaube schon. Ich fürchte, fortan muss ich sehr genau auf die Frauen in meinem Leben aufpassen. Eine Frau kann ebenso gefährlich sein wie ein Mann.«
    Maldie nestelte an den Bändern seines Hemdes, um ihr aufkeimendes Unbehagen zu vertreiben. Sie wusste zwar, dass Balfours letzte Bemerkung wahrscheinlich gar nicht auf sie gemünzt war und dass sie nur ihr schlechtes Gewissen zu dieser Annahme verleitete. Er hatte sich gerade mit Grizel auseinandersetzen müssen, mit ihren Lügen, ihrem Verrat, der Ermordung seines Vaters. Bestimmt meinte er das, wenn er davon sprach, welche Bedrohung von einer Frau ausgehen konnte. Zum wiederholten Mal sagte sie sich, dass niemand wisse, wer sie war, nicht einmal Beaton selbst, und dass sie deshalb keine Angst vor der Aufdeckung ihrer Geheimnisse haben müsse.
    Einen Moment lang dachte sie daran, Balfour alles zu erzählen. Es machte sie schier verrückt, jedes einzelne Wort gründlich abwägen und ständig Angst haben zu müssen, dass die Wahrheit ans Licht käme, bevor sie so weit war, sie selbst zu erzählen. Doch dann sagte ihr eine innere Stimme, wenn sie ihre Ehre wahren wolle, müsse sie ihren Eid erfüllen, den Eid, den sie einer Sterbenden geleistet hatte. Und vielleicht würde sie keine Gelegenheit mehr dazu haben, wenn Balfour die Wahrheit kannte.
    »Was du heute erfahren hast und zu tun gezwungen warst, bedrückt dich bestimmt sehr, doch das wird wieder vergehen«, sagte sie schließlich. »Und wenn es dich wachsamer gemacht hat, ist das doch auch nicht schlimm, oder?«
    »Nein.« Er begann, an ihrem Gewand zu nesteln. »Es gibt noch viel zu tun für mich.« Er küsste die Mulde hinter ihrem Ohr.
    »Jawohl. Du hast deine Pflichten vernachlässigt.«
    »Na ja, aber einen oder zwei Momente Vergnügen habe ich mir schon verdient.«
    »Nur einen oder zwei?«, flüsterte sie.
    Er lachte und küsste sie innig. Maldie fragte sich, ob ihr heftiges Verlangen nach ihm jemals schwinden würde; doch gleich darauf schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass es schwächer werden sollte. Wenn sie Balfour verlassen musste, wollte sie sich nicht den Rest ihres Lebens nach einem Mann verzehren, den sie nicht bekommen konnte. Doch allein der Gedanke, ihm vielleicht bald den Rücken zukehren zu müssen, verstärkte ihr Verlangen nach ihm. Hungrig erwiderte sie seinen Kuss.
    Als ihr Kopf wieder klar wurde, kämpfte sie gegen eine gewisse Verlegenheit. Selbst wenn es ihr an Können gefehlt hätte, so verfügte sie doch über ein gewisses Wissen, und diese besondere Art des Liebesspiels war ihr nicht unbekannt. Dennoch fiel es ihr schwer, eine solche Intimität zu akzeptieren, und sie grübelte, ob die große Lust, die sie empfunden hatte, wohl ein Zeichen dafür war, dass sie die Seele einer Hure hatte. Auf alle Fälle wurde ihr klar, dass sie keine Scham kannte, wenn die Leidenschaft sie ergriffen hatte.
    »Zerbrich dir nicht weiter den Kopf, meine Kleine«, meinte Balfour und küsste ihre Nasenspitze. »Nicht nur Huren machen so etwas.«
    Sie verzog das Gesicht. Wie hatte er ihre Gedanken nur so leicht erraten? »Es ist nicht immer leicht zu wissen, was nur Huren machen und was nicht.«
    »Stimmt.« Er setzte sich und begann sich anzukleiden. Als sie hastig das Laken um sich schlang, musste er lächeln. »Manche sagen, mit Huren sollte man es nur rasch und kühl treiben, andere meinen, alles, was man gerne tut und was einem Lust bereitet, ist akzeptabel. Ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.«

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