Das Schicksal des Highlanders
gezwungen, einen Großteil deiner Zeit mit mir zu verbringen.«
»Das macht doch nichts«, murmelte sie. »Das Heilen erfordert eben Zeit und viel Geduld. Es ist meine Pflicht als Heilerin, alles in meinen Kräften Stehende zu tun, um anderen zu helfen.«
»Sehr schmeichelhaft«, meinte er gedehnt und kicherte, als sie errötete. »Mädchen, wenn du jemanden zum Reden brauchst, ein paar Dinge sagen möchtest, über die du mit meinem Bruder nicht reden kannst, oder ein paar Klagen loswerden willst, stehe ich zu Diensten. Nach all dem, was du für mich getan hast, ist es das Mindeste, was ich tun kann – dir Gehör zu schenken, und zwar frei von Argwohn oder Urteil. Ja, und ich behalte auch alles für mich, es sei denn, du gestattest mir, es weiterzuerzählen.«
Das war ein verlockendes Angebot. Maldie sehnte sich nach jemandem, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Es stimmte sie traurig, dass es mit Balfour nicht möglich war, aber sie wusste, dass sie auch mit Nigel nicht offen sprechen konnte. Es gab Dinge, die sie niemandem in Donncoill erzählen konnte, zumindest jetzt noch nicht. Wenn es für sie und Balfour überhaupt eine Zukunft gab, dann würde sie ernsthaft bedroht sein, wenn er herausfand, dass sie seinem Bruder Geheimnisse verraten hatte, die sie ihm vorenthalten hatte. Und Nigel in die peinliche Lage zu bringen, sich ihr Geschwätz über Balfour anzuhören, wollte sie auch nicht. Selbst wenn sie dies hätte tun können, ohne Nigel zu verletzen, hätte sie ihn gezwungen, seine Loyalität dem Clan und seinen Verwandten gegenüber aufzukündigen.
»Du bist wirklich sehr freundlich, Nigel, aber es ist besser für uns beide, wenn ich dein großzügiges Angebot ablehne«, erwiderte sie. »Wenn es Dinge gibt, die ich nicht mit Balfour, meinem Geliebten, besprechen kann, dann sollte ich nicht zu seinem Bruder rennen und ihm mein Herz ausschütten. Es könnte Balfour sehr wehtun oder zumindest seinen Stolz verletzen, wenn er herausfände, dass ich dir anvertraut habe, was ich ihm nicht anvertrauen wollte. Und außerdem würdest du dich zwischen mich und Balfour stellen, und ich glaube, dass dir diese Position nicht behagen würde. Ja, es könnte sogar bedeuten, dass du gezwungen wärst, Geheimnisse vor deinem Bruder, dem Laird, zu wahren, nur weil du es mir versprochen hast. Dazu darf es nicht kommen, vor allem nicht jetzt, wo du dich bald an der Seite deines Bruders eurem Feind stellen musst.«
»Aber es schmerzt mich, dich so bekümmert zu sehen«, meinte er, als sie ihn wieder sanft in sein Bett verfrachtet hatte. »Nach allem, was du für mich getan hast, hättest du es zumindest verdient, frei von Sorgen und innerlich ruhig zu sein.«
»Ich fürchte, bis dahin wird es noch ein paar Monate dauern. Doch jetzt solltest du dich ausruhen, ich werde Jennie zu dir schicken.«
Frei von Sorge und innerlich ruhig zu sein war ein Traum, den sich Maldie zu gern erfüllt hätte. Wenn ich es überhaupt überlebe, dachte sie beim Hinausgehen. Sie wollte Nigel so schnell wie möglich entkommen, dem Mitgefühl in seinen Augen, dem Trost und dem Verständnis, das er versprach. Es wäre so schön gewesen, mit all ihren Sorgen und Ängsten zu ihm zu kommen, doch am Ende würde er ihr wahrscheinlich ebenso wenig helfen können wie sie sich selbst. Sie wusste, dass es ihre Probleme sehr wahrscheinlich sogar verstärken würde, wenn sie Nigel zwischen sich und Balfour treten ließ. Und sie brauchte wahrlich nicht noch eine Schuld auf ihren Schultern.
Als sie auf den Gang hinaustrat, erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf James. Sie fluchte. Beinahe wäre sie zu Nigel zurückgeeilt und hätte sich bei ihm beschwert, doch sie unterdrückte diesen Impuls und setzte ihren Weg fort. Es war zwecklos, Nigel gegen James aufzubringen; denn wie Maldie bald festgestellt hatte, betrachteten sowohl Nigel als auch Balfour den Mann als Ersatzvater. Und schließlich hatte James ja recht, sie zu verdächtigen und sie genau zu beobachten, auch wenn dies wenig dazu beitrug, sie zu beruhigen. Berechtigt oder nicht, es war ärgerlich, wenn jeder Schritt, den man tat, so genau verfolgt wurde.
Statt wie geplant zur Küche zu gehen und Salben zuzubereiten, schlenderte Maldie in den Hof hinaus. Das war der einzige Ort, wo nicht ständig James’ forschender Blick auf ihr ruhte. Wie sie wusste, verließ sich James nämlich darauf, dass der Hof sicher war, da hier viele andere ein Auge auf sie hatten. Doch das war Maldie egal; im Moment empfand
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