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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auch Dingen, die Clotilde ertragen musste: Kummer, Elend, Angst und das ständig wachsende Böse. Mit all dem musste Clotilde leben. Trauer, enttäuschte Liebe und das Zusammensein mit den Schwestern, die etwas ahnten und sich vor ihr fürchteten. Und die Gegenwart des Mädchens, das sie dortbehalten hatte.«
    »Sie meinen Verity?«
    »Ja. Begraben im Garten, begraben in der Gruft, die Clotilde ihr geschaffen hatte. Sie war für Clotilde immer gegenwärtig, und manchmal hat sie sie sicher sogar zu sehen geglaubt, wenn sie hinausging und einen Zweig des blühenden Polygonums abpflückte. Etwas Schlimmeres kann es wohl kaum geben…«

22
     
    » D iese alte Dame könnte einen das Fürchten lehren«, sagte Sir Andrew McNeil, als er sich von Miss Marple verabschiedet und sich bei ihr bedankt hatte und sie gegangen war.
    »Ja, so milde und so – erbarmungslos«, sagte Sir James Lloyd. Professor Wanstead begleitete Miss Marple zu dem Wagen, der unten auf sie wartete, und ging dann wieder hinauf zu den anderen Herren.
    »Nun, was hältst du von ihr, Edmund?«
    »Die Furcht erregendste Frau, die mir je begegnet ist«, sagte der Innenminister.
    »Erbarmungslos?« fragte Professor Wanstead.
    »Nein, nein, das meine ich nicht, aber – nun, sie ist eben Furcht erregend.«
    »Nemesis«, sagte Professor Wanstead nachdenklich.
    »Diese beiden Frauen«, meinte der Beamte der Staatsanwaltschaft, »diese beiden Detektivinnen, die sich um sie gekümmert haben, erzählten mir erstaunliche Dinge über diese Nacht. Es war für sie nicht sehr schwierig, wieder ins Haus zu kommen, und sie hatten sich, bis alle nach oben gegangen waren, unten in einem kleinen Raum verborgen. Dann ging die eine ins Schlafzimmer und versteckte sich im Kleiderschrank, und die andere wartete draußen. Die eine erzählte dann, dass sich ihr ein sehr erstaunlicher Anblick geboten habe, als sie aus dem Schrank trat: Miss Marple, aufrecht im Bett sitzend, vollkommen unbeeindruckt, um ihren Hals einen rosa Wollschal und fröhlich dozierend wie eine alte Lehrerin. Sie sagte, sie habe ihren Augen nicht getraut.«
    »Einen rosa Wollschal«, sagte Professor Wanstead. »Ja, ja, ich erinnere mich – «
    »Woran erinnern Sie sich?«
    »Der alte Rafiel. Er erzählte mir von ihr, und dann lachte er. Die Situation, sagte er, würde er nie vergessen. Eines Nachts, während seines Urlaubs in Westindien, kam sie in sein Zimmer marschiert, eine komische, konfuse Alte, einen rosa Wollschal um den Hals, und erklärte ihm, er müsse sofort aufstehen und einen Mord verhindern. Er habe sie gefragt: ›Was denken Sie sich eigentlich, was um alles in der Welt bilden Sie sich ein?‹ Und sie habe ihm geantwortet, dass sie Nemesis sei. Ausgerechnet Nemesis! Dieser rosa Schal«, fügte Professor Wanstead nachdenklich hinzu, »den mag ich, den mag ich sogar sehr gern.«
     
    »Michael«, sagte Professor Wanstead. »Ich möchte Sie Miss Jane Marple vorstellen. Sie hat sich sehr für Sie eingesetzt.«
    Der junge, zweiunddreißigjährige Mann schaute die alte, dickliche, weißhaarige Dame etwas zweifelnd an.
    »Oh«, sagte er. »Man hat mir davon erzählt. Ja, vielen Dank.« Er sah Wanstead an. »Stimmt es, dass man mich begnadigen wird oder irgend so etwas Verrücktes?«
    »Ja, man wird Sie bald freilassen. Sie werden bald ein freier Mann sein.«
    »Oh.« Michael schien es nicht recht glauben zu können.
    »Es wird ein bisschen dauern, bis Sie sich daran gewöhnt haben«, sagte Miss Marple freundlich.
    Sie betrachtete ihn nachdenklich und versuchte, sich vorzustellen, wie er vor zehn Jahren ausgesehen hatte. Er war immer noch sehr attraktiv, obwohl die Haftzeit ihre Spuren hinterlassen hatte. Aber man konnte sich vorstellen, wie er früher gewesen war, charmant und unbekümmert. Diese Leichtigkeit hatte er verloren, aber vielleicht würde er sie wieder finden. Der Mund war etwas weich, doch die Augen schauten einem gerade ins Gesicht und waren wohl einst sehr nützlich gewesen, um allerhand Lügen zu erzählen, die nur zu gerne geglaubt worden waren. Er erinnerte sie an einen anderen jungen Mann, den sie gekannt hatte und der auch nicht ganz zuverlässig gewesen war.
    »Oh«, sagte Michael, immer noch verlegen. »Es war sehr freundlich von Ihnen, sich soviel Mühe zu machen.«
    »Es hat mir Spaß gemacht«, sagte Miss Marple. »Also – es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Auf Wiedersehen. Ich hoffe, dass eine schöne Zeit vor Ihnen liegt. Mit unserem Land steht es im Augenblick

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