Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
Vom Netzwerk:
waren beliebt in Indiana, und auch wenn Kaitlyn nicht auf die North Central ging, war ihr soziales Netz unendlich weit verzweigt.
    »Augustus Waters«, sagte sie.
    »Hm, vielleicht?«
    »O mein Gott. Ich kenne ihn von Partys. Was ich für den Kerl nicht alles tun würde. Ich meine, bevor du dich für ihn interessiert hast. Mannomann, das einbeinige Pony würde ich gern quer über die Koppel reiten.«
    »Kaitlyn!«
    »Sorry. Meinst du, du musst oben sein?«
    »Kaitlyn!«
    »Wo waren wir gerade? Ach ja, du und Augustus Waters. Vielleicht … bist du lesbisch?«
    »Ich glaube nicht. Ich meine, ich stehe eindeutig auf ihn.«
    »Hat er hässliche Hände? Manchmal haben hübsche Leute hässliche Hände.«
    »Nein, er hat eher wunderschöne Hände.«
    »Hm«, sagte sie.
    »Hm«, sagte ich.
    Nach einer Sekunde sagte Kaitlyn: »Erinnerst du dich an Derek? Er hat letzte Woche mit mir Schluss gemacht, weil er zu der Erkenntnis gekommen ist, dass wir tief im Innern unvereinbar sind und dass wir uns nur gegenseitig verletzen würden, wenn wir weiter zusammenblieben, bis alles rauskommt. Er nannte es Vorsorge-Schlussmachen. Vielleicht hast du auch so eine Ahnung, dass ihr im Innern unvereinbar seid, und du kommst seinem Vorsorge-Schlussmachen zuvor.«
    »Hm«, sagte ich.
    »Ich denke nur laut.«
    »Tut mir leid wegen Derek.«
    »Ach, ich bin drüber weg, Darling. Nach einer Packung After Eight und einer Dreiviertelstunde war er erledigt.«
    Ich lachte. »Danke, Kaitlyn.«
    »Im Fall, dass ihr beide euch näherkommt, erwarte ich schmutzige Details.«
    »Aber natürlich«, sagte ich, und dann schickte Kaitlyn einen schmatzenden Kuss durchs Telefon und sagte: »Bye bye«, und sie legte auf.
     
    Während ich Kaitlyn zugehört hatte, war mir die Erkenntnis gekommen, dass ich nicht die Vorahnung hatte, ihn zu verletzen. Ich hatte die Nachahnung.
    Ich nahm mir den Laptop vor und schlug Caroline Mathers nach. Die äußerliche Ähnlichkeit war frappierend: das gleiche aufgeblähte runde Gesicht, die gleiche Nase, in etwa der gleiche Körperbau. Nur ihre Augen waren dunkelbraun (meine sind grün), und sie war vom Typ her dunkler, italienisch oder so was.
    Tausende von Leuten – buchstäblich Tausende – hatten Beileidsbekundungen auf ihrer Seite hinterlassen. Die Liste der Leute, die sie vermissten, war endlos. Ich brauchte eine Stunde, bis ich von den »Tut mir leid, dass du gestorben bist«-Posts zu den »Ich bete für dich«-Posts kam. Sie war vor einem Jahr an einem Gehirntumor gestorben. Teilweise konnte ich Fotos von ihr anklicken. Auf ein paar älteren war Augustus mit drauf: Mit Daumen hoch zeigte er auf die gezackte Narbe quer über ihrem kahlen Schädel; der Kamera den Rücken zugewandt, standen sie Arm in Arm auf dem Krankenhausspielplatz; sie küssten sich, während Caroline die Kamera hochhielt, so dass man nur ihre Nasen und geschlossenen Augen sah.
    Die letzten Fotos stammten alle von vor der Krankheit, als sie gesund gewesen war, postum hochgeladen von ihren Freunden: ein bildschönes Mädchen mit breiten Hüften und Kurven und langem, glattem tiefschwarzem Haar, das ihr ins Gesicht fiel. Mein gesundes Ich sah ihrem gesunden Ich nicht sehr ähnlich. Doch unsere Krebs-Ichs hätten Schwestern sein können. Kein Wunder, dass Gus mich bei unserer ersten Begegnung angestarrt hatte.
    Immer wieder klickte ich zu einem Beitrag auf Carolines Pinnwand zurück, der von einer ihrer besten Freundinnen vor zwei Monaten gepostet worden war, neun Monate nach ihrem Tod. »Wir vermissen dich alle so. Es hört nie auf. Es ist, als wären wir in deinem Kampf alle verwundet worden, Caroline. Ich vermisse dich. Ich hab dich lieb.«
    Irgendwann riefen mich meine Eltern zum Abendessen. Ich stellte den Computer ab und stand auf, aber ich wurde den Gedanken an den Beitrag auf Carolines Pinnwand nicht los, der mich aus irgendeinem Grund nervös machte und mir den Appetit verdarb.
    Außerdem dachte ich dauernd an meine Schulter, die wehtat, und ich hatte immer noch Kopfschmerzen, aber vielleicht nur, weil ich zu viel über ein Mädchen nachgedacht hatte, das an einem Gehirntumor gestorben war. Ich redete mir ein, dass ich die Dinge trennen musste, dass ich im Hier und Jetzt an unserem runden Küchentisch sein sollte (dessen Durchmesser fast zu groß für drei Leute war und eindeutig zu groß für zwei), bei wässrigem Brokkoli und einem trockenen Schwarze-Bohnen-Burger, den alles Ketchup der Welt nicht schmieren konnte. Ich redete mir ein, dass es

Weitere Kostenlose Bücher