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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Ich bekam aus all den Beiträgen kein klares Bild von ihr, aber irgendwie schien da nicht viel zu sein, was ich hassen könnte – es war, als wäre sie hauptsächlich eine Vollzeit-Krebspatientin gewesen – wie ich –, und sofort bekam ich Angst, dass die Leute über mich, wenn ich starb, auch nichts anderes zu sagen hätten, außer dass ich tapfer gekämpft hätte, als wäre das Einzige, was ich je getan hatte, Krebs zu haben.
    Irgendwann begann ich Carolines kurze Aufzeichnungen zu lesen, die mehr oder weniger von ihren Eltern stammten, weil ihr Hirntumor anscheinend zu der Sorte gehörte, die einem das Ich nahm, bevor sie einem das Leben nahm.
    Und dort standen lauter Dinge wie: »Caroline hat weiterhin Verhaltensstörungen. Sie kämpft sehr mit Wut und Frust, weil sie nicht sprechen kann (was uns natürlich auch frustriert, aber wir haben sozialverträglichere Strategien, mit Wut und Frust umzugehen). Gus nennt Caroline SHE-HULK, und der Name ist bei den Ärzten hängen geblieben. Nichts von alldem ist leicht für uns, aber man muss den Humor mitnehmen, wenn es welchen gibt. Wir hoffen, dass sie am Donnerstag nach Hause kommt. Wir sagen Bescheid …«
    Überflüssig zu sagen, dass sie am Donnerstag nicht nach Haus kam.
     
    Natürlich war ich zurückgezuckt, als er mich berührte. Mit ihm zusammen zu sein hieß, ihm wehzutun – unvermeidlich. Und das war das Gefühl, das ich hatte, als er die Hand nach mir ausstreckte: das Gefühl, dass ich ihm etwas zuleide tat, denn genau so war es.
    Ich beschloss, ihm eine SMS zu schicken. Ein richtiges Gespräch darüber wollte ich vermeiden.
     
Hi, okay, ich weiß nicht, ob du das verstehst, aber ich kann dich nicht küssen oder so was. Nicht, dass du unbedingt wolltest, aber ich kann nicht. Wenn ich versuche, dich auf die Art zu sehen, sehe ich immer nur, was ich dir antue. Vielleicht verstehst du das nicht. Trotzdem. Tut mir leid.
Nach ein paar Minuten antwortete er: Okay .
Okay , schrieb ich zurück.
Er antwortete: Mann, Hazel, hör auf mit mir zu flirten.
Ich hab nur Okay gesagt.
War nur ein Witz, Hazel Grace. Ich verstehe. (Aber wir wissen
beide, dass OKAY ein Flirt-Wort ist. OKAY ist wahnsinnig sexy.)
    Ich war stark versucht, wieder mit Okay zu antworten, aber dann stellte ich ihn mir bei meiner Beerdigung vor, und das half mir, das Richtige zu schreiben. Tut mir leid.
    Ich versuchte mit dem Kopfhörer auf dem Kopf einzuschlafen, aber irgendwann kamen meine Eltern rein, und meine Mutter nahm Bluie vom Regal und drückte ihn an sich, und mein Vater setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl, und ohne zu weinen, sagte er: »Du bist keine Zeitbombe, Hazel, nicht für uns. Der Gedanke daran, dass du stirbst, macht uns traurig, aber du bist keine Bombe. Du bist ein Geschenk. Du kannst es nicht wissen, Liebes, weil du noch nie ein Baby hattest, das zu einem hochintelligenten jungen Bücherwurm mit einer Schwäche für grauenhafte Fernsehsendungen herangewachsen ist, aber die Freude, die du uns schenkst, ist tausendmal größer als unsere Traurigkeit über deine Krankheit.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Wirklich«, sagte mein Vater. »Ich würde dir hier keinen Quatsch erzählen. Wenn du uns mehr Ärger machen würdest, als du wert bist, hätten wir dich längst auf die Straße gesetzt.«
    »Wir sind keine sentimentalen Leute«, bestätigte meine Mutter. »Wir hätten dich mit einem Zettel am Pyjama vor einem Kinderheim ausgesetzt.«
    Ich lachte.
    »Du musst nicht zur Selbsthilfegruppe gehen«, sagte Mom. »Du musst überhaupt nichts machen. Außer aufs College gehen.« Sie reichte mir den Bären.
    »Ich glaube, Bluie kann heute Nacht im Regal schlafen«, sagte ich. »Darf ich euch daran erinnern, dass ich schon über dreiunddreißig Halbjahre alt bin?«
    »Lass ihn heute bei dir schlafen«, entgegnete sie.
    »Mom«, widersprach ich.
    »Er ist einsam « , sagte sie.
    »Ach, Mom.« Doch ich nahm den blöden Bluie und kuschelte ein bisschen mit ihm, als ich einschlief.
    Und ich hatte Bluie immer noch im Arm, als ich kurz nach vier Uhr morgens aufwachte, weil aus dem unerreichbaren Innern meines Schädels ein apokalyptischer Schmerz emporraste.

KAPITEL SIEBEN
     
    Ich schrie, um meine Eltern zu wecken, und sie stürmten ins Zimmer, aber sie konnten nichts tun, um die Supernova zu dämpfen, die in meinem Gehirn explodierte, eine endlose Kette von interkranialen Feuerwerkskörpern, die mich überzeugten, dass es jetzt vorbei war, und ich redete mir ein – wie ich mir so oft

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