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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gesagt, nur eines von hundert Schiffen werde überleben. Dennoch haben wir die längste Reise in der Geschichte der Menschheit hinter uns gebracht, leben noch und
    WIR!
    SIND!
    ANGEKOMMEN!

Lebensanfang
    E in heftiger Ruck und ein schreckliches Geräusch, als strömte Wasser aus oder als spritzte Blut. Alles ist dunkel und verworren. Irgendwann schiebt sich etwas Rötliches in mein Blickfeld. Ich bin von einer zähen Flüssigkeit umgeben. Als ich mit Armen und Beinen rudere, treffe ich auf etwas Weiches.
    Sind wir abgestürzt? Ist das Schiff im All zerborsten, ehe wir landen konnten? Ich kann mir nicht zusammenreimen, was geschehen ist. Mein Gedächtnis ist ein vielteiliges Puzzle, das irgendjemand an sich gebracht und heftig geschüttelt hat, so dass die Einzelteile in alle Richtungen davongeflogen sind.
    Ein Puzzle aus unzähligen Teilchen. Und nichts passt zusammen!
    Mein ganzer Körper tut mir weh. Das hätte doch gar nicht passieren dürfen – nach allem, was ich weiß. Und jetzt merke ich auch noch, wie das wenige, das ich weiß, mir entgleitet. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wie ich heiße und warum ich hier bin.
    Allein in beklemmender Enge, die mich widerstrebend freigibt, so als würde ich aus einer Tube gepresst. Während die Beine noch eingeschlossen sind, zerfetzen
die Finger die gummiartige Membran, reißen Löcher hinein, durch die ich
    atmen kann.
    Mit Armen und Beinen um mich schlagend, bahne ich mir den Weg aus dem Sack, der mich zu ersticken droht. In meinem Brustkorb sticht und brennt es. Das Atmen tut weh. Jetzt kehrt das grässliche Geräusch zurück und hämmert auf meinen Kopf, auf die Ohren ein. Allerdings klingt es jetzt so, als riebe sich Metall an Metall. Türen schließen sich, Wände rücken knirschend und quietschend auf mich zu.
    Meine Lungen versagen den Dienst, Hände und Arme erstarren. Das nackte Fleisch bleibt am Deck kleben, so dass Haut abreißt, wenn ich mich bewege. Ich erfriere.
    Ein zartes Geschöpf zerrt an meinen ungeschützten Armen. Die Kleine ist zwar dünn, aber drahtig und stark und zieht so lange an dem Sack, bis mein ganzer Oberkörper freiliegt und mir noch kälter wird. Dabei macht sie Geräusche, die ich zu verstehen glaube, aber mein Kopf ist nach wie vor umnebelt.
    Vor all diesem ist doch irgendetwas Wunderbares passiert.
    Was war es nur?

Auf der Suche nach Wärme
    L ieg nicht einfach so herum, steh auf!«
    Immer noch zerrt die Kleine an mir und tanzt dabei auf dem gefrorenen Deck herum. Ich versuche mich zu bewegen, kann die Bewegungen jedoch nicht koordinieren. Und am ganzen Körper beginnt sich dabei die Haut zu lösen. Also leiste ich Widerstand. Vielleicht ist ja die Kleine an meiner schlimmen Lage schuld.
    »Beeil dich! Gleich wird die Luft gefrieren!«
    Ich kann nur stöhnen oder vor Schmerzen aufschreien. Ich hasse dieses magere Geschöpf. Wer ist die Kleine überhaupt? In welcher Beziehung steht sie zu mir? Jedenfalls nehme ich ihr übel, dass sie mich gewaltsam aus der Traumzeit geholt hat.
    Ich drehe mich um, um nachzusehen, von wo ich gekommen bin. Und entdecke dabei in rötliche Säcke gehüllte Körper, die sich nach und nach aus einer grauen Wand schieben. Sie versuchen sich zu bewegen, schlagen um sich und wollen die Hüllen zerfetzen, aber die Säcke sind gefroren, so dass nur einzelne Stücke abspringen. Der Raum ist lang und hat eine niedrige Decke. Auf dem Boden warten Rollwagen. Manche Körper fallen auf die Karren und winden sich dort hin und her,
aber sie bewegen sich wie in Zeitlupe und werden immer langsamer.
    Sie werden alle erfrieren.
    Ich schlage um mich und stoße die Kleine weg. Komisch, sie ermutigt mich sogar noch dazu. »So ist es richtig«, sagt sie. »Tief durchatmen. Kämpfen. Beeil dich. Die Wärme schwindet jetzt sehr schnell.«
    Als ich mich aufrichte und hinstelle, erfasst mich Schwindel. »Hilf … denen da drüben!«, brülle ich. »Geh die da quälen!«
    »Die sind schon tot«, gibt sie zurück. »Du bist als Erster herausgekommen.«
    Aha, deshalb diese Sonderbehandlung. Diesmal wehre ich mich nicht, als sie nach meinem Arm greift. Ich habe zu starke Schmerzen, außerdem will ich nicht erfrieren. Durch eine hohe ovale Tür zerrt sie mich in einen langgestreckten Korridor, der in der Ferne, wo es hell ist, eine Linkskurve beschreibt und sich nach oben windet. Doch je weiter wir kommen, desto schneller weicht die Helligkeit zurück, verschwindet einfach.
    Zurückweichen, welch seltsames Wort.
    Die Kleine

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