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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gleitet weiter und bleibt schließlich liegen.
    Irgendetwas bewegt sich in der Dunkelheit, und drei funkelnde Knopfaugen wenden sich mir zu, starren mich an. Dann ist der Spuk vorüber, und es wird wieder hell, aber die Kleine bleibt verschwunden.
    Die Wärme, die im Gang pulsiert, ist verführerisch, aber sie mag auch ein böses Lockmittel sein. Als ich stehen bleibe, trifft mich Kondenswasser, das von der Decke tropft, und ich beginne zu zittern.
    Plötzlich schiebt sich eine Wand zwischen mich und das entsetzliche Ding, das im Licht lauert. Auch gut.
Ich lasse mich auf den Boden plumpsen und lehne mich gegen die Wand. Die letzte Luke liegt fünf oder sechs Schritte hinter mir, die nächste neun oder zehn Schritte vor mir. Und die Kleine ist genauso aus meinem Blickfeld verschwunden wie das Licht.
    Seit meinem Erwachen war es ein einziger Horrortrip, also schließe ich die Augen und hoffe, dass dieser Trip endlich ein Ende hat. Ringsum ist alles still. Die Wände vereisen zwar nicht, aber es ist immer noch kalt hier. Wenn ich mich flach auf den Boden lege, wird er meinem Körper vermutlich den letzten Rest Wärme entziehen, und genau das ist es, was ich jetzt brauche: einen Neustart. Zurück auf LOS. Ich werde ohne Schmerzen mit dem Boden verschmelzen, und dann kann ich auf einen besseren Anfang warten, einen, der eher dem ähnelt, der mir in der Traumzeit versprochen wurde. Ich kann mich kaum noch an irgendetwas erinnern, das sich vor diesem Sack, dem Gezerre und der Kälte ereignet hat. Zurückgeblieben ist nur der Eindruck, dass ich etwas Wunderbares und zugleich Beunruhigendes erlebt habe.
    Es hätte so viel besser anfangen können. Was ist schiefgegangen? Ich lehne mich zurück und starre nach oben, auf das bräunliche Sickerwasser. Nach der Anstrengung tut mir dessen Kühle gut.
    Wer war die Kleine überhaupt? Ich denke in der Vergangenheitsform an sie, denn ich bin mir sicher, dass das unbekannte Wesen, das sich die Kleine geschnappt hat, sie entweder gefressen, recycelt oder sonst was Schlimmes mit ihr angestellt hat. Das liegt
auf der Hand, kann gar nicht anders sein. Folglich lautet die erste Lektion: Geh nicht dorthin, wo du’s hell, warm und gemütlich hast, denn dort erwartet dich Schlimmes.
    Da mir keine Flüche einfallen wollen – mein sprachliches Repertoire ist immer noch sehr beschränkt –, murmele ich einfach irgendetwas vor mich hin, das zornig klingt. Es sind Grunzlaute, könnten aber auch identifizierbare Wörter sein, würde mein Gedächtnis wieder funktionieren. In der Traumzeit wurde niemals geflucht. War das nur eine schöne Scheinwelt? Was hatten sie dabei im Sinn?
    »Ich will, dass das hier aufhört«, krächze ich, »und zwar sofort!« Nach und nach rede ich mich in Wut, auch wenn nur wirres Zeug herauskommt. Ich bin etwas Besonderes, auch ich habe Bedürfnisse, habe eine wichtige Aufgabe, werde sie erledigen, sobald ich mich wieder unter Kontrolle habe, werde euch schon zeigen, was in mir steckt. Ich rede mich so in Rage, dass mir nach und nach die Luft ausgeht. Als meine Stimme immer schriller wird, versetze ich mir selbst Schläge. Heule auf, stammle Unzusammenhängendes vor mich hin. Wie seltsam, ich spüre, wie ich grinse, als ich meine Verzweiflung hinausschreie. Und mir ist auch klar, wie lächerlich ich wirken muss: ein ausgewachsener Mann, der seinen ersten Tobsuchtsanfall hat.
    Denn das ist es natürlich: ein Tobsuchtsanfall. Dieser Körper hat niemals Selbstbeherrschung gelernt. Ich weiß nicht, wie man sich aufregt, ohne sich selbst dabei zu verletzen.

    Da mir das fürchterliche Angst macht, höre ich mit dem Geheul und Gebrüll auf, und mein Schluchzen geht in einen Schluckauf über. Ich will solche Dinge nicht einmal denken. Schließlich bin ich ein erwachsener Mann. Und besitze Erinnerungen, da bin ich mir völlig sicher.
    Nur komme ich nicht an sie heran.
    Nach und nach werde ich wieder wütend, aber diesmal brülle ich nicht, versetze mir keine Schläge, unterdrücke den Zorn durch bloße Willensstärke. Ich habe zwar kein schlechtes Gewissen wegen des Tobsuchtsanfalls, will mir aber auch nicht die Blöße geben, mich wie ein Idiot aufzuführen.
    Trotzdem: So hätte es nicht anfangen dürfen.
    Alle hätten mich begrüßen und hochleben lassen sollen.
    Himmelherrgott, schließlich bin ich neu hier!
    Himmelherrgott – fantastisch! Mein erster Fluch. Ich frage mich, was dieses Wort bedeuten mag. Vielleicht heißt dieser widerliche Ort so? Allerdings klingt das Wort

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