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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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einfach.
    Natascha blickte mich enttäuscht an, als ob sie erwartete, dass ich sagen würde: »Das ist für uns ein Kinderspiel!« Aber das dachte ich ganz und gar nicht. Und außerdem wollte ich nicht töten! Nicht einmal einen Verräter! Ich hatte noch niemals jemanden getötet!
    »Elli, wir haben die Aufgabe, hier zu leben und zu beobachten! Wir sind für einen Kampf nicht ausgebildet!«, wandte ich schnell ein. Sollte sie denken, was sie wollte. Sollte sie mich ruhig für einen Feigling halten!
    »Tikkirej, ich überbringe dir einen Befehl«, erwiderte Elli kalt. »Du kannst natürlich ablehnen. Stasj hat sich für dich verbürgt, und wenn du ablehnst, wird lediglich er Probleme bekommen.«
    »Große?«, erkundigte ich mich, um wenigstens etwas zu sagen.
    »Sie werden ihn in den Ruhestand versetzen. Ein Phag ohne Arbeit ist ein trauriger Anblick, Tikkirej. Er wird natürlich eine Rente, Wohnraum, alle möglichen Privilegien und irgendeine Auszeichnung bekommen. Aber die Phagen können nicht ohne Arbeit herumsitzen. Das widerspricht ihrer Lebenseinstellung. Gewöhnlich sterben sie sehr schnell.«
    Ich befand mich in einer Sackgasse. Nein, nicht in einer Sackgasse... Eine Sackgasse hat nur einen Ausgang.
    Und da wurde mir klar, wie sich meine Eltern gefühlt haben mussten, bevor sie ihr Sterberecht wahrnahmen. Dieses Mal verstand ich es wirklich. Das war keine Sackgasse. Das war eher ein Korridor. Man konnte entweder vorwärts oder rückwärts gehen. In eine Richtung fiel es sehr schwer. Und in die andere war es einfach widerlich. Aber dermaßen widerlich, dass es immer noch besser war, den schlimmeren Weg zu gehen.
    »Aber wir können das doch gar nicht«, meinte ich. »Elli, wir sind nur zwei Jungen und ein Mädchen. Wir können nicht richtig kämpfen, sogar Natascha kann es nicht richtig. Und eine wirkliche Waffe besitzen wir auch nicht. Und dieser Bermann wird mindestens wie Inna Snow selbst bewacht werden. Wir werden alles versauen.«
    »Ich helfe euch«, tröstete Elli. »An Bermann kommt ihr heran. Die Frage ist nur, ob ihr einverstanden seid.«
    Ich schwieg. Natascha schaute mich fragend an. Sie war einverstanden, das war klar. Sie musste ja bereits kämpfen.
    »Und?« Elli erhob sich und stützte ihre Hände in die Hüften. »Entscheide dich!«
    »Wir sind einverstanden«, entschied ich. »Das heißt, ich bin einverstanden. Lion muss noch gefragt werden. Aber wie...«
    »Alexander Bermann befindet sich inkognito auf dem Planeten«, schnitt mir Elli das Wort ab. »Deshalb gibt es keine vollständige Bewachung. Bermann wohnt als Gast in einer Vorortvilla der Regierung, umgeben von elektronischen Alarmanlagen. Die werden abgeschaltet sein. Der Patrouilleplan der Wachen wird euch ebenfalls vorliegen. Die Bewachung innerhalb der Villa ist unbedeutend – drei Mann. Zur gegebenen Zeit werden sie unter diesen oder jenen Vorwänden aus dem Wohnbereich des Gebäudes entfernt. Ihr müsst lediglich mit Alexander und Alexandra Bermann fertig werden. Und sie sind ganz und gar keine Kämpfertypen.«
    »Wir schaffen das schon«, bekräftigte Natascha. »Elli, es geht alles in Ordnung. Tikkirej möchte nur kein Risiko eingehen, denn das ist eine sehr wichtige Aufgabe. Aber wir werden sie erfüllen.«
    »Wir werden sie erfüllen«, bestätigte ich.
    »Gut.« Elli sah mich zweifelnd an, schien aber ihre Einwände zurückzudrängen. »Natascha, wir treffen uns morgen früh. Ich teile dann die Einzelheiten mit.«
    Sie drückte mir die Hand wie ein Junge, küsste Natascha auf die Wange und verließ den Pavillon. Der Regen fiel nach wie vor in kleinen Tropfen, als ob im Himmel ein engmaschiges Sieb geschwenkt würde.
    »Soll ich dich bringen?«, fragte ich und stand auf. Eigentlich hatte ich keine Lust, Elli zu begleiten.
    »Nicht nötig, ich bin nicht aus Zucker.« Elli lachte auf, schritt in die Dunkelheit und verschwand nach einigen Schritten. Sie war nicht mehr zu sehen und zu hören, als ob sie sich in Luft aufgelöst hätte.
    »Ist sie ein Phag?«, fragte Natascha leise.
    »Was? Nein... Eigentlich gibt es unter den Phagen keine Mädchen... Aber wie, du kennst sie gar nicht?«
    »Ich war am Tag in der Stadt, um unseren Mann von der Anlegestelle anzurufen. Ich wollte wissen, ob es vielleicht Neuigkeiten von Opa gab. Er sagte mir, dass mich eine Freundin treffen wolle, die vor einem Jahr meine Nachbarin war. Also auf dem Avalon. Das deutete er zumindest an...«
    »Und sie ist auch vom Avalon?«
    »Hm. Sie sagte mir, dass sie

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