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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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noch im Wald hausen.«
    »Bist du mir böse?«, fragte ich. »Denn meinetwegen... hätte ich das Schlangenschwert nicht genommen...«
    »Hör auf, sie hätten uns sowieso hierhergeschickt«, winkte Lion verächtlich ab. »Vielleicht haben sie dir sogar das Schlangenschwert untergeschoben – nicht, um deine Vertrauenswürdigkeit zu überprüfen, sondern als Provokation. Wenn du die Schlange nicht genommen hättest, wäre ihnen etwas anderes eingefallen.«
    Die Tür ging auf. Piter, einer derjenigen, bei denen die Waffe des Inej nicht gewirkt hatte, der aber von Natur aus nicht besser als ein Hirnamputierter war, trat ein. Er schaute uns an und fragte:
    »Raucht ihr etwa?«
    »Nein«, antwortete ich. »Wir stehen nur so herum.«
    »Na...« Piter glaubte uns nicht, ging deshalb absichtlich in eine Toilettenbox in unserer Nähe und schnupperte laut. Wir rochen natürlich nicht nach Rauch, Piter wurde gleich noch lebhafter: »Jungs, gebt ihr mir einen Schluck?«
    »Mann, wir trinken auch nicht!«, regte ich mich auf. »Hier, sieh nach!«
    Ich entfernte mich vom Fensterbrett und drehte mich um. Wo kann man denn eine Flasche verstecken, wenn man lediglich Unterhose und Hemd trägt? Lion drehte sich gar nicht erst um, er rutschte auf dem Fensterbrett zur Seite zum Beweis, dass nichts hinter ihm war.
    »Was seid ihr für Deppen«, beschloss Piter und zeigte uns einen Vogel.

Kapitel 2
    Elli kam nicht mit uns.
    Sie erschien nicht einmal, um herauszufinden, ob Lion einverstanden war, den Befehl auszuführen oder nicht. Als ob sie seine Entscheidung kannte.
    Ehrlich gesagt war ich froh darüber. Es hätte gerade noch gefehlt, dass dieses eingebildete Mädchen vom Avalon wieder anfing, zu kommandieren und uns zu erpressen!
    Natascha kontaktierte uns am nächsten Tag im Speisesaal.
    Wir standen mit den Tabletts in der Schlange vor den Mikrowellen. Es gab leider nur zwei. Vor uns wurde geflucht: Einem Jungen war die Plastiktasse mit Suppe gesprungen. Selber daran schuld, er hatte vergessen, den Deckel darauf zu stülpen.
    »Heute«, sagte Natascha lächelnd. Aber ihre Augen waren angespannt und gar nicht fröhlich. »Heute treffen wir uns nach dem Mittagessen im Pavillon.«
    Mir verschlug es gleich den Appetit. Natürlich aßen wir etwas – Kartoffelbrei mit Fleischstückchen, Erbsensuppe, Salat und Kompott. Alles vorgefertigt, nur den Salat hatte der Koch selber zubereitet. Wozu wird er eigentlich überhaupt gebraucht, wenn er nur an Freitagen, den freien Tagen, kocht?
    Persönliche Sachen besaßen wir nicht, nur das Schlangenschwert, aber das war sowieso immer bei mir. Also gingen wir sofort zum Treffpunkt.
    Natascha befand sich nicht im Pavillon. Sie saß im Gras, das noch vom nächtlichen Regen nass war, hatte die Hände hinter den Rücken gestützt, den Kopf nach hinten gelehnt und schaute in den Himmel. Ich folgte ihrem Blick – es gab nichts Besonderes zu sehen. Der Schweif eines Raumschiffes, das zur Landung ansetzte, kroch dahin.
    »Wir sind es«, sagte Lion. »Was hast du dort gesehen?«
    »Ein Raumschiff«, antwortete Natascha, ohne den Blick abzuwenden. »Ein schönes. Das ist ein Passagierschiff, vom Inej.«
    Ich fühlte mich wie mit eiskaltem Wasser übergossen. Ich erinnerte mich an unsere Kuppel. Und an Dajka am Ufer des Flüsschens...
    »Natascha, würdest du gern Pilot werden?«, wollte ich wissen.
    »Mädchen können das doch nicht, du Dummkopf!«, erwiderte sie nach einiger Zeit.
    »Na und. Wärst du es gern?«
    »Ja.«
    Lion verstand natürlich nicht, worüber wir sprachen. Ich nahm mir in diesem Moment vor, dass ich Mädchen nie als »Gepäckstücke« beschimpfen würde. Nicht einmal die schlimmsten Exemplare von der Art der selbstherrlichen Elli.
    »Ich wäre auch gern Pilot«, meinte ich und Natascha schaute mich verwundert an. Es klang so, als ob ich wüsste, dass auch ich niemals Pilot werden könnte.
    »Jungs, seid ihr bereit?«, erkundigte sie sich.
    Ich nickte.
    »Ein Auto wartet auf uns in der Nebenstraße, nicht weit von hier. Es bringt uns zur Villa.«
    Aha. Also direkt heute?
    Warum auch nicht? Die Phagen vergeudeten nicht sinnlos ihre Zeit.
    »Gehen wir«, stimmte ich zu. Ich versuchte zu lächeln. Was sollte das werden, wenn zwei Jungs und ein Mädchen auf einem fremden Planeten, auf dem sie von allen gesucht wurden, vorhatten, einen Milliardär zu ermorden? Standen sie ganz einfach auf und töteten?
    Mir war gar nicht nach Lachen zumute. Das Auto war ein gewöhnliches Taxi. Ich hatte

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