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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Piloten ein Stück Papier. Auf diesem stand die Formel: E = mc2.
    Daraufhin wurde fieberhaft gearbeitet und die Menschen stellten die zwei ersten Atombomben her. Der Pilot lud sie vorsichtig in sein Flugzeug und flog in den Krieg. Als er die zwei größten feindlichen Stützpunkte erblickte – Hiroshima und Nagasaki –, flog er weit nach oben und warf die Bomben auf sie.
    Die Erde fing an zu brennen, der Rauch sammelte sich in einer Wolke. Alle feindlichen Flugzeuge fielen vom Himmel, alle ihr Schiffe gingen unter. Die Feinde erschraken und baten um Gnade.
    Endlich kamen Alkas Vater und Bruder aus der Gefangenschaft zurück. Und sie lebten besser als zuvor!«
    »Das war interessant«, meinte Herbert. »Aber mir wurde es anders gezeigt...«
    »Glaubst du, dass es nicht stimmt?«, fragte ich.
    »Nein, da wurde auch gesagt, dass Albert die Bombe entwickelt hat. Aber auf eine sehr langweilige Art.«
    »Es ist überflüssig, sich etwas Langweiliges anzusehen«, erwiderte ich. Ehrlich gesagt war es mir sehr angenehm, dass ich einem Jungen, der älter war als ich, so gut helfen konnte. Auch wenn er hirnamputiert war...
    »Komm, wir sehen uns an, wie die erste Bombe gemacht wurde...«
    Ich half Herbert fast eine Stunde, sich in die Grundlagen der Kernphysik einzuarbeiten. Es tat mir überhaupt nicht leid um die aufgewendete Zeit. Herbert ist ja nicht schuld an seinen Problemen.
    Die Atombombe war natürlich eine fürchterliche Waffe. Aber das mächtigste Kriegsgeheimnis hatte der Wissenschaftler Albert nicht entdeckt. Noch viel schlimmer war jene Waffe, welche die Feinde nicht tötet, sondern sie einer Gehirnwäsche unterzieht und in Verbündete verwandelt. Welche sie dazu bringt, zu vergessen, was passiert und wie es auf der Welt wirklich zugeht, sie dazu zwingt, eine beliebige Lüge zu glauben. Auf eine derartige Waffe war früher niemand gekommen.
    »Kommst du jetzt allein klar?«, wollte ich von Herbert wissen.
    »Ja. Danke!«
    Ich kehrte auf meinen Platz zurück. Sollte er ruhig lernen. Jetzt bekam er einfachere Erklärungen, mit denen er zurechtkommen würde. Ich startete ein neues Tetrisspiel und nahm mir vor, dieses Mal meinen persönlichen Rekord zu brechen. Es kam nicht dazu – die Tür öffnete sich und Natascha schaute in den Klassenraum.
    »Grüß dich, Kirill«, rief sie und sah abschätzig zu Herbert. Natascha mochte die Hirnamputierten nicht. »Hast du etwas zu tun?«
    »Nein.« Ich klappte schnell meinen Laptop zu. Nataschas Stimme schien so... viel versprechend. So, als ob sie etwas Gutes erfahren hätte.
    »Na dann, komm mit!«, erwiderte Natascha und verschwand im Korridor.
    »Ich habe versprochen, ihr auch zu helfen... in Mathematik«, flunkerte ich Herbert vor.
    »In Ordnung. Auf Wiedersehen!« Herbert rieb sich die Stirn und schaute angestrengt auf den Bildschirm. Warum hatte ich nur gelogen? Ihm war doch egal, ob ich mit Natascha Mathematik lernte oder mit ihr in einer dunklen Ecke herumknutschte.
    Also, das mit dem Herumknutschen spukte nur in meiner Phantasie herum. Erstens schien Natascha vergessen zu haben, dass wir uns in den Bergen geküsst hatten. Zweitens stand sie nicht allein im Korridor, sondern mit einem Mädchen ihres Alters.
    »Elli«, stellte Natascha das Mädchen vor. Ich kannte sie nicht. Sie kam sicherlich jemanden besuchen. Das gab es zwar nicht oft, kam aber vor.
    »Kirill«, nannte ich meinen Namen. Der fremde Name gefiel mir nicht, aber das war nicht zu ändern.
    Elli hatte rote Haare, war dünn und lächelte ständig. Sie war sympathisch, nur dass ihre Augen sehr frech und schadenfroh blitzten. Sie trug Hosen und Pullover wie Natascha. Elli gab mir zur Begrüßung die Hand und fragte Natascha:
    »Wohin?«
    »In den Garten«, schlug Natascha vor.
    Es sah ganz so aus, als ob wir über etwas Geheimes reden würden.
    Weder Nataschas Detektorarmband noch mein Schlangenschwert hatten im Heim Überwachungsanlagen gefunden. Trotzdem bemühten wir uns, alle wichtigen Gespräche draußen zu führen.
    Wir gingen durch den Korridor zum Ausgang. Der Wächter saß in seinem Kämmerchen, nackt bis zur Gürtellinie, ließ seine Muskeln spielen und schaute sich bewundernd an. Uns warf er kurz zu: »Draußen regnet es, nehmt einen Schirm!«
    Die Schirme in einem Schränkchen an der Tür waren für alle. Ich nahm einen großen Familienschirm mit anderthalb Metern Durchmesser, schob den Reifen über meinen Kopf, setzte ihn auf und zog die Antenne höher. Die Akkus waren fast leer, aber wir

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