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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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warst der Beste in der Gruppe? Es sieht ganz so aus, als ob die Phagen aussterben würden. Das wäre zu zeitig. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass wir noch zwei, drei Generationen durchhalten... Wir können nicht wie Bermann handeln, Alex. Das würde nur bestätigen, dass an Stelle von Bermann unbarmherzige Profis nach Neu-Kuweit gekommen sind. Wir müssen so handeln, wie sich weder Bermann noch die Phagen verhalten hätten.«
    »Und das wäre?«, erkundigte sich Alexander düster.
    »Unlogisch.«

Kapitel 3
    Es roch nach verbranntem Fleisch. Es stank entsetzlich. Wenn Fleisch auf dem Herd anbrennt, ist das ein ganz anderer Geruch. Bestimmt kam es daher, dass gemeinsam mit dem Fleisch synthetischer Stoff verbrannte.
    Der Kamin im großen Dinnersaal war gigantisch, als ob man ihn zum Braten von Ochsen konstruiert hätte. Jetzt lagen in den orangefarbenen Flammen der Gasdüsen des Kamins drei Säcke, vollgestopft mit Gefrierfleisch und Kleidung. Unserer Kleidung. Nicht nur Natascha, sondern auch Lion und ich mussten uns etwas aus Alexanders Garderobe anziehen – gut, dass sie so reichhaltig war. Ich behielt lediglich das Schlangenschwert – ich stellte mich stur und war durch nichts dazu zu bewegen, es ins Feuer zu werfen.
    Wir sollten im Kamin verbrannt werden.
    Das wäre ein überaus eigenartiges Vorgehen sowohl für den Multimillionär Bermann als auch für einen Phagen, der sich als Oligarch ausgab. Die Attentäter töten und ihre Körper verbrennen! Wie in einem historischen Roman. Wie in der Kriminalchronik eines zurückgebliebenen Planeten.
    Wir standen vor dem Kamin. Ohne besonderen Grund. Das Feuer würde auch so herunterbrennen, warum also sollten wir diesen Gestank einatmen.
    Aber wir blieben stehen...
    Es wurde an die Tür geklopft. Eine aufgeregte Stimme fragte: »Mister Bermann? Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    Stasj zwinkerte mir zu und näherte sich der Tür. Er schnauzte ihn an (Mein Gott, dieser Herr Bermann hatte wirklich eine widerliche Stimme): »Junger Mann, verstehen Sie kein Lingua? Ich meditiere!«
    Das war vielleicht eine Erklärung! Bei einem derartigen Gestank hätte man höchstens mit Gasmaske meditieren können! Aber der Diensthabende war nicht geneigt, sich mit dem Ehrengast der Präsidentin anzulegen.
    »Es sind zu wenig Knochen«, meinte Stasj beunruhigt, als er zu uns zurückkam. »Das Fleisch ist zu gut.«
    »Es verbrennt sowieso alles zu Asche«, maulte Alexander. Er war immer noch böse auf uns, besonders auf Lion, und auch auf Stasj.
    Stasj zuckte mit den Schultern. Er drehte am Gasregler des Kamins, die Brenner fauchten und warfen Flammen.
    »Vielleicht sollte man Calcium hinzufügen?«, schlug Natascha leise vor. »Na ja... Kreide oder so was... Wenn sie die Asche untersuchen...«
    »Das werden sie«, stimmte Stasj zu. »Sascha, Lion! Im Kühlschrank steht Quark. Bringt ihn her. Und außerdem Multivitamintabletten aus unserer Apothekentasche.«
    Die beiden schauten sich feindselig an und gingen hinaus. Stasj lachte leise. »Sie sehen sich an wie junge Wölfe. Macht nichts, gegen Abend werden sie Frieden geschlossen haben.«
    »Glauben Sie?«, fragte Natascha interessiert.
    »Oft beginnt eine Freundschaft mit ein paar blauen Flecken«, meinte Stasj nachdenklich. »Tja, sie werden es natürlich herausfinden. Die genaue Zusammensetzung menschlicher Asche können wir nicht imitieren. Aber wir gewinnen Zeit.«
    »Viel?«, wollte ich wissen.
    »Nein. Aber viel brauchen wir auch nicht. Am Nachmittag fliegen die Bermanns ab.«
    »Und wir?«, fragte ich gespannt.
    »Ihr auch. Im Gepäck, anders geht es nicht.«
    »Ist Edem ein schöner Planet?«, erkundigte ich mich.
    »Ja, in diesem Fall lügt der Name nicht... Warte, wieso Edem?« Stasj schüttelte den Kopf. »Tikkirej, wir fliegen nicht auf den Edem, sondern auf den Inej.«
    »Oh!« Natascha war erschrocken.
    »Auf den Edem oder einen beliebigen anderen Planeten des Imperiums lassen sie uns nicht«, erklärte Stasj. »Aber auf den Inej... warum auch nicht. Während der Flugdauer werden die Geheimdienste versuchen, endgültig zu klären, was passiert ist. Sollen sie nur...«
    Er lächelte.
    Lion und Alexander kamen zurück. Sie warfen eine Packung Diätquark, Tabletten und ein tiefgefrorenes Huhn ins Kaminfeuer.
    Stasj schüttelte den Kopf, protestierte aber nicht gegen das Huhn. »Wenn alles Kopf steht, kann man sich auch mal eine Dummheit erlauben. Das reicht, Jungs. Geht, ihr habt genügend Qualm eingeatmet.

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