Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Snow zu den Guten gehörte, dass sie die beste Regierungschefin sei...«
    »Und hatten alle die gleichen Träume?«
    »Natürlich nicht. Wie können die Träume gleich sein bei einem Akademiker, einer Hausfrau und einem dreijährigen Kind? Alle hatten verschiedene Träume. Diejenigen, die von Abenteuern träumten, zogen in den Kampf. Wer von Reichtum und einem Leben in einem Penthouse träumte, wurde reich und lebte dort. Wer von Liebe träumte, verliebte sich... Aber immer waren Inna Snow und der Imperator präsent. Snow verkörperte das Gute, der Imperator das Böse.«
    »Aber dann endete der Traum«, meinte ich und schaute aus den Augenwinkeln auf Natascha. Die war völlig mit den Cremes, Parfüms und Pudern beschäftigt. Wie ist sie nur im Wald ohne das alles zurechtgekommen?
    »Der Traum ging zu Ende und geriet in Vergessenheit«, sagte Alex nickend. »Das war auch so vorgesehen. Allerdings hatte bereits eine Charakterveränderung stattgefunden. Am wenigsten wirkten diese Träume auf ältere Menschen. Sie hatten bereits viel erlebt, und es war schwer, deren Ansichten zu ändern. Einige überstanden es nicht, wurden verrückt oder versanken in Katalepsie. Dafür veränderte sich die Jugend, besonders die Kinder, deren Charakter noch nicht ausgeprägt war, sofort so, wie Inej beabsichtigt hatte. Also nicht Inej, sondern Inna Snow!«
    »Dann ist sie allein an allem schuld?«, fragte Lion, der Alex aufmerksam zuhörte.
    Der junge Phag nickte. »Ja, es sieht ganz danach aus. Das gibt es selten in der Geschichte, dass ein einzelner Mensch dermaßen viel Böses anrichten konnte. Wir haben virtuelle Geschichtssimulatoren, die recht zuverlässig sind. Wenn du einen großen Diktator oder einen Gelehrten aus der Geschichte entfernst, verändert sich wenig. So würde zum Beispiel der Zweite Weltkrieg lediglich fünf Tage kürzer sein. Oder an Stelle von Deutschland würde ein anderes Land den Krieg beginnen... Oder Napoleon hätte in Waterloo gesiegt, dafür aber fast seine gesamte Armee verloren und man hätte ihn im Herbst abgesetzt. Alles in allem bleibt das Resultat ziemlich gleich. Als wir jedoch versuchten, Inna Snow herauszunehmen, änderte sich alles. Inej blieb ein normaler, friedlicher Planet. Keine Aufstände, keine Programmierung der Psyche.« Er schwieg und bekannte dann unlustig: »Und es sieht danach aus, dass man Snow nicht töten kann.«
    »Wieso das denn?«, wollte ich wissen.
    »Es scheint ganz so, als habe sie sich klonen lassen und ihr Gedächtnis den Klonen überschrieben. Also, wenn man eine Inna Snow tötet, erscheint unmittelbar darauf eine andere. Eine identische. Das ist natürlich keine Unsterblichkeit, aber es gibt keinen Machtwechsel.«
    »Ich habe gehört, dass der Großvater unseres Imperators ebenfalls ein Klon war«, äußerte Lion. Herausfordernd schaute er zu Alex. »Es gab solche Gerüchte.«
    Der Phag rang mit sich und gab dann zu: »Ja. Uns wurde davon erzählt. Aber das war etwas anderes. Der vorherige Imperator konnte keine Kinder bekommen. Deshalb schuf er einen Klon und erzog ihn wie einen Erben.«
    »Und wodurch ist er dann besser als Snow?«, fragte Lion aufgebracht.
    »Aber er hat ihm doch nicht sein Bewusstsein übertragen!« Alex regte sich auf. »Sein Klon führte eine völlig andere Politik. Unter ihm schlossen wir Frieden mit den Tzygu und überhaupt... Kennt ihr euch denn nicht in Geschichte aus?«
    In Geschichte kannten wir uns wirklich nicht besonders aus. Deshalb stritten wir auch nicht.
    Trotzdem fuhr Alex fort uns zu belehren: »Persönliche Unsterblichkeit existiert trotzdem nicht. Dafür wäre es notwendig, dass das Bewusstsein eines Menschen ununterbrochen auf seinen Klon überschrieben wird, der Klon dabei keine eigenen Gedanken fassen würde, sondern in Bereitschaft wäre... na, so wie eine Sicherheitskopie für Dateien im Computer. Solche Technologien gibt es nicht und sie befinden sich bestimmt nicht in der Entwicklung...«
    In diesem Moment kam Stasj herein. Ich betrachtete ihn bereits als Stasj, ungeachtet der fremden Stimme, des unbekannten Gesichts und des soliden Bäuchleins.
    Kaum im Zimmer widersprach er: »Das ist nicht ganz exakt, Praktikant. Eine entsprechende Technologie wurde theoretisch durchgespielt, aber in der Praxis wäre eine technische Revolution erforderlich, um ihre Umsetzung zu ermöglichen.«
    Alex nickte und fragte: »Ist alles verbrannt?«
    »Alles. Zu Asche. Seid ihr bereit, Kinder?«
    Natascha wischte schnell die überflüssige Creme

Weitere Kostenlose Bücher