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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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lachte. »Eine Wahl hatten wir so oder so nicht. Es gibt keine weiblichen Phagen. Und für unsere Mission war es unabdingbar, dass Alexander während des Fluges im Zeittunnel bei Bewusstsein blieb.«
    »Was sitzen wir hier herum?«, machte sich Natascha wieder bemerkbar. »Wenn sie euch verdächtigen oder entlarvt haben, müssen wir fliehen!«
    »Eilen sollte man erst dann, wenn man verstanden hat, was vor sich geht«, erwiderte Stasj ruhig. »Wir stehen noch im Dunkeln. Es ist nicht endgültig geklärt, ob wir entlarvt wurden oder nicht. Es ist nicht klar, was von euch, und unklar, was von uns erwartet wurde. Nichts ist klar...«
    Er schaute Alexander an. »Nun, Praktikant, was sagt das Lehrbuch, ausgehend von den vorliegenden Präzedenzfällen, wie man sich in einer derartigen Situation zu verhalten hat?«
    »Entsprechend der übernommenen Rolle sind die Handlungen weiterzuführen«, antwortete Alexander schnell.
    Stasj nickte.
    Aber Alexander war noch nicht fertig. »Die echten Bermanns würden, wenn es ihnen gelungen wäre davonzukommen, ihre Gegner eigenhändig verhören, eventuell unter Einsatz von Folter und psychotropen Mitteln. Danach hätten sie die Gegner entweder liquidiert oder sie der Wache übergeben, um genauere Aufklärung einzufordern.«
    Stasj hakte interessiert nach: »Du schlägst vor, erst zu foltern und sie danach zu töten?«
    Alexander warf einen Seitenblick auf mich. Er antwortete unsicher: »Nicht unbedingt. Es würde ausreichen, als Wahrheitsserum memerotrophe Präparate der Indolonreihe einzusetzen. Grundlage: Tiefenverhör. Nebenwirkungen: retrograde Amnesie für alle Ereignisse der letzten zwei bis drei Wochen.«
    Stasj schwieg.
    »Ich bestehe auf dieser Variante«, beharrte Alexander, der sich zunehmend an seinen Vorschlägen berauschte. »Unsere Mission ist zu wichtig, um sie in Frage zu stellen. Letztendlich ist das durchaus human.«
    »Ich werde dir selbst eine Amnesie verpassen, und zwar ohne Präparate!«, schrie Lion und sprang auf. »Schweinehund!«
    »Du hältst die Klappe! Euretwegen ist die ganze Operation...«, begann Alexander sich zu rechtfertigen. Er kam nicht weiter. Lion schnappte sich ein Kopfkissen vom Bett und warf sich auf ihn. Das sah recht lustig aus, als ob sie wie die Kinder eine Kissenschlacht veranstalten wollten. Aber Lion machte durchaus keinen Spaß. Als Alexander, ohne aufzustehen, mit Leichtigkeit das auf ihn zufliegende Kopfkissen fing, hockte sich Lion äußerst elegant hin, drehte sich und warf mit seinen Beinen Alexander zusammen mit dem Stuhl um. Unmittelbar darauf stürzte er sich auf ihn, nahm das Kopfkissen und drückte es kräftig auf das Gesicht des Phagen.
    Ich sprang auf und wusste nicht, was ich tun sollte. Mich einmischen? Sie auseinanderbringen? Oder Lion helfen?
    Natascha blinzelte. Sie war halt ein Mädchen, was war da von ihr schon anderes zu erwarten.
    Und Stasj beobachtete völlig kaltblütig die Schlägerei. Wie konnte er nur!
    Alexander wand sich hervor, schüttelte Lion ab und versuchte zuzuschlagen, aber Lion nahm rechtzeitig seinen Kopf zur Seite und der kleine Phag hieb mit aller Kraft seine Faust auf den Boden. Das tat sicher höllisch weh, aber er gab keinen Ton von sich. Er ging Lion an den Hals, während Lion ihn immer noch schweigend und konzentriert mit seinen Fäusten ins Gesicht schlug. Er zielte auf die Nase, traf aber das Jochbein – Alexander verstand es ebenfalls, auszuweichen.
    »Aufhören...«, sagte Stasj in diesem besonderen Ton, in dem die Phagen sprechen konnten. Lion und Alexander ließen sofort voneinander ab, sprangen zurück und erhoben sich.
    »Der ist ja verrückt!«, beklagte sich Alexander empört. »Ich versuche ihm das Leben zu retten! Und er hat mir auch noch mein T-Shirt zerrissen!«
    »In Nahkampf bist du durchgefallen«, bewertete Stasj, als ob wir in der Schule wären. »Du hast mit vollem Krafteinsatz gekämpft und konntest ihn nicht überwältigen. Schlecht, sehr schlecht, Alex!«
    Alexander senkte den Kopf, brummelte etwas vor sich hin, begehrte aber nicht auf.
    »Der blaue Fleck wird bemerkenswert«, fuhr Stasj fort. »Ich hätte ihn ungern selbst verursacht, gut dass Lion eingesprungen ist. Setzt euch!«
    Es setzten sich nicht nur die Raufbolde, sondern auch Natascha und ich.
    »Fahr fort, Praktikant«, forderte Stasj auf. »Wie Bermann handeln würde, hast du erklärt. Wie muss ein Phag handeln?«
    »Genauso wie Bermann«, erwiderte Alexander beleidigt.
    Stasj schüttelte den Kopf. »Und du

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