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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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vergehen. Wir werden es also schaffen, Natascha vollständig auf die Anabiose vorzubereiten.«
    Ich zuckte innerlich zusammen, als mir klar wurde, dass wir während des Zeitsprungs durchaus auch im Gepäck sein könnten. Und Natascha würde sofort sterben, wenn sie nicht in Anabiose gelegt würde.
    »Alles wird gut gehen«, wiederholte Stasj noch einmal. »Vertraut uns.«
    Danach umfing uns Stille. Stasj und Alex hatten den Raum verlassen. Ich lag da und überlegte, ob ich mit Lion sprechen könnte – seine Tasche stand direkt neben mir. Ich entschied mich dafür, das Verbot von Stasj nicht zu übertreten. Und das war gut so – ich hatte nicht bemerkt, wie sich eine Tür öffnete, hörte lediglich Stimmen:
    »Nein, schau dir das an, so viel Kram... Und das sollen wir alles zu zweit schaffen?«
    »Das ist unser Job. Fang an...«
    Ich erkannte gleich, dass der erste der Sprechenden ein normaler Mensch, der zweite ein Hirnamputierter war. Sie näherten sich und hoben die Truhe an, wobei der Normale leise fluchte. Und sie schleppten.
    Ich wurde so geschaukelt, dass mir sogar ein bisschen übel wurde. Die Truhe stellte man grob und rücksichtslos ab, und außerdem müsste ich mal für kleine Jungs, als ob ich nicht gerade vor zwanzig Minuten war. So ein Pech aber auch! Ich nahm mir fest vor auszuhalten und begann aufmerksam zu horchen.
    Um mich herum herrschte ein Durcheinander. Entweder waren wegen der Abreise der Bermanns zusätzliche Dienstboten gekommen oder die wenigen Wachmänner machten so einen Lärm. Die ganze Zeit über befand sich jemand in unserer Nähe. Zwei Stimmen erörterten den Spleen des »alten Kauzes«, im dekorativen Kamin jede Menge Zeugs zu verbrennen.
    »Das stank, als ob sie dort Leichen verbrannt hätten«, schimpfte jemand.
    »Und diesem Untier gegenüber darf man nicht einmal eine Andeutung machen!«
    »Wenn er abgereist ist, verfassen wir einen Bericht.« Diese Stimme kannte ich. Es war die Frau, die bereits damit gedroht hatte, einen Bericht über Unregelmäßigkeiten bei der Alarmanlage aufzusetzen. Und ihre Stimme klang äußerst traurig, als ob sie ahnte, was genau Bermann im Kamin verbrannt hatte, darüber aber nicht sprechen durfte. »Reinigt den Kamin noch nicht, die Asche muss noch untersucht werden.«
    Wer mochte sie wohl sein? Eine vom Widerstand oder eine Agentin der Spionageabwehr? Als Untergrundkämpferin würde sie mir sehr leidtun. Dann dächte sie nämlich, dass ihre Kampfgenossen umgekommen und von dem hinterlistigen Oligarchen verbrannt worden waren.
    Das übrige Gepäck wurde gebracht – das mit den Sachen und jenes mit Natascha und Lion. Auch Alex erschien... Was er für eine widerliche Stimme hatte, wenn er ein Mädchen spielte! Alex begann sofort zu kommandieren, ließ seinen Launen freien Lauf, forderte einen Koffer zu öffnen und mit den anderen sorgsamer umzugehen. Nach einer Viertelstunde, das Gepäck war nun vollständig im Auto verstaut, empfand ich direkt Erleichterung, seine Stimme nicht weiter ertragen zu müssen.
    Und auf Toilette musste ich immer nötiger...
    Das Auto setzte sich in Bewegung. Die erste Zeit fuhr es langsam und wendete ständig, bis es endlich die Schnellstraße erreichte. Das Gepäck wurde zwar etwas geschüttelt, aber nicht sehr. Die Straße war gut. Ich versuchte mich zu bewegen, um Arme und Beine zu lockern, aber ich musste feststellen, dass sie mir kaum noch gehorchten.
    Wie würde es mir in sechs Stunden gehen? Man müsste mich verkrümmt herausheben, dann auseinanderbiegen und lockern...
    Ich versuchte mich abzulenken, dachte an Raumschiffe, die gerade aus allen Ecken und Enden der Galaktik zur Föderation des Inej strebten, an tapfere Elitesoldaten, die sich auf die Befreiung eines Planeten vorbereiteten, an den Imperator, Inna Snow, Stasj, an den Planeten Karijer... dort interessierte sich bestimmt niemand für den Putsch des Inej.
    Aber eigentlich hatte ich nur ein Bedürfnis. Und letztendlich hielt ich es nicht mehr aus. Mir war es ungeheuer peinlich, und es fiel mir schwer, in die Windel zu machen, aber es blieb mir nichts anderes übrig.
    So eine Schande!
    Zuerst war es peinlich, nass und warm.
    Dann wurde es peinlich, nass und kalt.
    Wie kommt es nur, dass die Kleinkinder jahrelang Windeln ertragen? Und wenn sie ihr Geschäft machen, können sie auch noch übers ganze Gesicht lachen!
    Es würde mich schon interessieren, ob meine Freunde das aushielten. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass es sie auch auf die Toilette drängte,

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