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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dem College besuchen generell Erde, Edem oder Avalon. Das Mädchen hatte keine Komplexe, dass sie in Anabiose fliegen musste. Und wirklich, was ist denn so interessant an einem zweiwöchigen Flug im Zeittunnel? Bei ihnen nutzten sogar einige Jungs die Anabiose, um nicht sinnlos Zeit zu verlieren und so schnell wie möglich die Erde zu sehen. In der Heimat der Menschheit hatten sie London, Kairo, Jerusalem und Shitomir besucht – also alle berühmten historischen Plätze. Danach verbrachten sie und ihre Oma drei Tage in einer kleinen Odessaer Siedlung und gingen auf Löwenjagd. In der Siedlung waren Fremde nicht gern gesehen, es gab also genug Abenteuer, lächelte Sie.
    Mit ihr hätte ich sicher noch einige Stunden verbracht, so interessant war es. Es kam aber ein neuer Übernachtungsgast, irgendeine langhaarige Missgeburt, und ich musste gehen. Ich bekam den Schlüssel und einen Prospekt des Motels mit einer detaillierten Karte, sodass ich mein Häuschen ohne Probleme finden konnte.
    Es gefiel mir.
    Ein schönes Holzbett mit sauberer Bettwäsche, ein Tisch, zwei Stühle und zwei Sessel, ein kleiner Videoscreen. Er war im Zimmerpreis inbegriffen und ich schaltete sofort auf den örtlichen Nachrichtensender. Durch das große Fenster konnte man fast das ganze Motel sehen. Das Häuschen stand auf einem Hügel. Unmittelbar hinter dem Haus begann der Zaun, danach kamen die Felder, dahinter waren die Hochhäuser der Hauptstadt zu erkennen. Die Luft roch sehr süß. Es konnte doch nicht sein, dass ich keinen Ausweg finden würde!
    Es war mir gelungen, auf einen anderen Planeten zu fliegen. Ohne mich dabei in einen Zombie zu verwandeln. Ich hatte ein Dach über dem Kopf und etwas Geld in der Tasche.
    Ich setzte mich an den Tisch und begann das Einwanderungsgesetz zu lesen. Alles war sehr richtig und vernünftig. Ich erfüllte alle Voraussetzungen – ich war jung, männlich, keine Vorstrafen... hatte lediglich die Landebahn betreten, war aber dabei nicht erwischt worden... Mir war natürlich eigenartig zumute, dass man eine Beschneidung »als Zeichen der Achtung der kulturellen und historischen Traditionen des Volkes« verlangte, aber wenn es sein musste... Außerdem waren hier drei Ehefrauen erlaubt. Ich hatte gehört, dass das auf vielen Planeten üblich sei, aber früher hatte ich eher abstrakt darüber nachgedacht. Jetzt sah es also ganz praktisch so aus, dass ich später drei Ehefrauen haben durfte. Eigenartig, sich das vorzustellen. Wenn Vater drei Ehefrauen gehabt hätte, wie hätte ich sie genannt? Tanten? Und auch Vater hätte sicherlich reichlich Probleme gehabt. Wenn eine Frau ein Geschenk bekommen hätte, wären die anderen beleidigt gewesen...
    Dann las ich, dass nur 40 Prozent der Bevölkerung mehr als eine Ehefrau hätten, und beruhigte mich wieder. Nach einer Stunde hatte ich alle Formulare ausgefüllt. Ich aktivierte das Computerterminal und versandte meinen Antrag auf Zuerkennung der Staatsbürgerschaft in das Einwanderungsministerium von Neu-Kuweit. In die Spalte für besondere Bemerkungen schrieb ich, dass ich sehr wenig Geld hätte und um »möglichst schnelle Bearbeitung meines Antrags« ersuchte. Die Anmerkung fand ich gelungen, ehrlich und würdevoll. Es war kein Herumjammern, ich erklärte lediglich die Situation.
    Das Terminal erstellte mir eine Eingangsbestätigung mit der Bemerkung, dass der Antrag »in der vom Gesetz vorgegebenen Frist« bearbeitet würde. Mir wurde ebenfalls mitgeteilt, dass ich bis zur Entscheidung meiner Sache den Touristenstatus beibehielte und kein Recht auf Arbeit in der »legalen oder illegalen Wirtschaft Neu-Kuweits« hätte.
    Danach warf ich mich aufs Bett und schaute mir die Nachrichten an. Hauptsächlich berichteten sie über das Leben auf dem Planeten und waren sehr interessant. Es ging zum Beispiel um den Besuch des Sultans auf einem »nördlichen Archipel«, wo der Bau eines gewaltigen Energiekomplexes geplant war. Gezeigt wurden verschneite Inseln, das kalte, dunkle Meer und der Sultan persönlich – gar nicht alt und mit einem klugen, ehrlichen Gesicht.
    Ich schaute mir ungefähr dreißig Minuten lang die Nachrichten an und überzeugte mich davon, dass Neu-Kuweit wirklich ein herrlicher Planet war. Hier gab es Dschungel, aber keine sehr gefährlichen, Meere und Ozeane, Wüsten und Wälder. Nicht wie bei uns, wo das Komfortniveau 51 Prozent betrug. Außerdem wurde der festliche Abschluss des Hip-Hop-Festivals in Agrabad übertragen: Auf der Freiluftbühne vor

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