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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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erklären, »Geld wird wenig ausgezahlt, dafür werden Lebensmittel, Kleidung, alle möglichen Dinge kostenlos verteilt.«
    »Eine bemerkenswerte Version der Sklavenhaltergesellschaft«, rief der Fahrer aus, »gut ausgedacht. Wie hast du da noch Geld für ein Ticket sparen können?«
    »Ich bin als Modul geflogen.«
    Das Auto schlingerte und die Augen des Fahrers rundeten sich vor Erstaunen.
    »Was? Junge, schwindelst du auch nicht?«
    »Ich bin nicht lange geflogen. Lediglich zwei Zeitsprünge. Also ist mit meinem Gehirn alles in Ordnung.«
    »Und? Bist du weggelaufen?«
    »Nein, ich bekam die Erlaubnis zur Auflösung des Vertrags.«
    Der Fahrer pfiff erstaunt: »Da hast du es mit sehr gutmütigen Leuten zu tun gehabt. Geh davon aus, dass du in der Imperiumslotterie gewonnen hast. Eine Chance aus tausend.«
    »Eine aus zwanzig...«, verbesserte ich ihn automatisch.
    »Nun ja, aus zwanzig, wenn du unsterblich bist. Es gewinnt jedes zwanzigste Los der Imperiumslotterie, aber jedes Los ist 5000 Jahre gültig. Rechne dir selbst aus, welche Chancen du in einhundert Jahren hast.«
    Ich fiel in Schweigen.
    »Hier ist ein anständiges Motel«, meinte der Fahrer und drehte sich zu mir um, »das, was du brauchst. 24 Kredit.«
    Ich stritt natürlich nicht wegen des Preises. Ich zählte genau 24 Kredit ab.
    »Eigentlich muss noch Trinkgeld gezahlt werden, zehn Prozent vom Fahrpreis«, erläuterte der Fahrer, »aber von dir nehme ich unter Berücksichtigung der Schwere der Lage nichts. Wir sind alle nur Menschen...«
    »Ich stecke in der Klemme, stimmt’s?«, fragte ich.
    »Es sieht ganz so aus, mein Freund. Viel Glück!«
    Nachdem ich aus dem Taxi gestiegen war, blieb ich stehen und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht sollte ich nicht ins Motel gehen, sondern irgendwo im Wald leben wie in den Abenteuerbüchern? Geld nur für das billigste Essen ausgeben...
    Aber ich wusste nicht, wie man im Wald überleben kann. Auf Karijer haben wir überhaupt keine Wälder.
    Und schon ging ich zum Motel.
    Es ähnelte am ehesten unserem Gemeinschaftspark, nur dass zwischen den Bäumen kleine Häuschen und Autos mit Campinganhängern sowie Wohnwagen verstreut standen. Einige Gebäude waren stabiler und größer, sicher das Café und die Verwaltung.
    Der Erste, den ich im Motel traf, war ein Nichthumanoid.
    Zuerst hatte ich das gar nicht mitbekommen. Es kam mir so vor, als ob mir ein Jugendlicher meines Alters entgegenkäme. Dann dachte ich, es wäre ein extrem kleinwüchsiger Erwachsener. Und fragte höflich: »Entschuldigen Sie bitte, wo kann ich hier ein Zimmer bekommen?«
    Mein Gegenüber blieb stehen. Als einzige Kleidung trug er Shorts. Die Beine waren stark behaart und sahen beinahe so aus, als seien sie mit Fell bewachsen. Die Ohren waren klein, die Augen dafür groß.
    Ein Halfling!
    »Guten Tag, Menschenkind«, sagte er sehr klar und melodiös, »wenn du hier einziehen möchtest, musst du 40 Meter weit zurückgehen und dich in das Gebäude mit dem Schild ›Rezeption‹ wenden. Das dort vorhandene Personal wird auf alle deine Fragen antworten.«
    Ich schluckte und nickte.
    »Ich warte«, äußerte der Halfling erstaunt.
    »D-danke...«
    »Ich helfe gern«, antwortete der Halfling und entfernte sich. Ich glaubte sogar seinen Geruch zu spüren – leicht und angenehm, wie nach Blumen.
    Vielleicht hatte er aber auch nur Kölnischwasser benutzt. Oder es duftete nach echten Blumen. Davon gab es hier viele; von den Düften war mir schon schwindlig.
    Ich wartete ab, bis sich der Halfling entfernt hatte und lief vorsichtig zurück.
    Die Einweisung erfolgte durch ein derartig sympathisches und nettes Mädchen, dass ich zeitweise alle meine traurigen Gedanken vergaß. Sie bemerkte sofort, dass ich von einem anderen Planeten kam. Wir unterhielten uns, ich erzählte vom Karijer, davon, dass ich eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen möchte, dafür aber eventuell das Geld nicht ausreichen würde. Letztendlich bekam ich ein Zimmer für lediglich 10 Kredit pro Tag. Zwar ganz am Ende des Motels, weit weg vom Weg, aber was machte das schon? Außerdem lud sie mir das Einwanderungsgesetz aus dem Netz, damit ich keine Ausgaben am Terminal im Zimmer hatte, das nämlich gebührenpflichtig war. Und sie bewirtete mich mit einer Tasse Tee.
    Sie selber stammte von Neu-Kuweit, aber ihr Vater war auch eingewandert, erzählte sie. Von der Erde! Und obwohl sie erst 22 Jahre alt war, hatte sie bereits die Erde kennen gelernt – die Abschlussklassen auf

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