Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Pusteln und ich würde ansteckend. Und nach weiteren drei Tagen wäre ich tot.
    Aber ich konnte mich doch nicht mit der Pest infiziert haben! Das war doch nicht möglich!
    Der Planet mit der Epidemie ist sehr weit von Karijer entfernt!
    Oder... Auf einmal kam mir in den Sinn, dass die Kljasma unser Erz eben dahin transportiert haben könnte. Und selbst wenn ich in der »Flasche« gelegen hätte, wäre das etwa ein Hindernis für eine Ansteckung gewesen? Noch dazu dieser Junge, das Modul Keol, hatte der sich nicht am Bauch gekratzt? Vielleicht hatte er mich angesteckt? Oder der Älteste? Bei allen äußert sich die Krankheit verschieden, bei mir könnte sie früher ausbrechen.
    Das bedeutete also, dass meine Freunde von der Kljasma schon tot waren. Gut, dass sie Neu-Kuweit schon vorher verlassen hatten. Dann kamen ihre Leichen nicht in Quarantäne, niemand würde von mir erfahren und nach mir zu suchen...
    Oder wäre es besser, wenn sie mich finden würden?
    Ich würde sicherlich unverzüglich ins Krankenhaus gebracht. Sie würden mich auf die Isolierstation legen und mit der Behandlung beginnen... obwohl es keine Heilung gab. Dort, auf der Isolierstation, würde ich sterben. Das stand fest und war nicht mehr zu ändern.
    Jetzt wusste ich, wie sich meine Eltern fühlten, als sie ihr Sterberecht in Anspruch genommen hatten. Eigentlich lebst du noch, aber du weißt schon genau, wann und wie du sterben wirst. Und das war schrecklich. Mir brach am ganzen Körper der Schweiß aus, entweder wegen der Krankheit oder aus Angst. Sogar die nackten Füße rutschten auf den glatten Bodenkacheln. Ich schleppte mich in die Duschkabine, ließ das Wasser laufen und hockte mich hin. Die kalten Wasserstrahlen trommelten auf den Rücken und er hörte endlich auf zu jucken...
    Ich will nicht sterben!, dachte ich. Ausgerechnet jetzt, wo alles so gut läuft! Wo ich auf einen Planeten gekommen bin, der der schönste im ganzen Universum ist! Wo ich sogar eine gute Freundin gefunden habe! Wo mein Antrag auf Zuerkennung der Staatsbürgerschaft angenommen wurde!
    Warum musste es so kommen? Warum?
    Habe ich mich irgendwie schuldig gemacht? Wenn die Eltern mit der Arbeit Glück gehabt hätten, wären sie nicht gestorben. Wenn sie nicht gestorben wären, wäre ich kein Modul geworden! Ich habe doch niemals jemandem etwas Schlechtes getan. Also, etwas wirklich Schlechtes, denn eine zerschlagene Nase oder ein Virus, mit dem ich einen fremden Pocket-PC verseucht hatte, zählten wohl kaum...
    Ich ging erst aus der Dusche, als ich völlig durchgefroren war. Erneut schaute ich mich im Spiegel an, als ob das Wasser den Ausschlag hätte wegspülen können.
    Er war natürlich nicht verschwunden, erschien sogar noch ausgeprägter, da meine Haut blass vor Kälte war.
    Ich werde sterben. Und werde alle im Umkreis anstecken. Weil ich keinen Arzt rufen und nicht in die Isolierstation gesteckt werden will. Ich habe doch mein ganzes Leben unter Kuppeln verbracht und lag zwei Wochen in der »Flasche«. Ich will nicht!
    Aber wenn auf Neu-Kuweit jemand überlebt, wird man mich tausend Jahre lang verfluchen. Als feiges und dummes Kind, das sich selbst ansteckte und dann noch andere infizierte.
    Sterben werden sowohl der selbstzufriedene Halfling als auch der Taxifahrer, der kein Trinkgeld von mir nahm, die Wachmänner, die mich auf dem Kosmodrom entwischen ließen, das Mädchen, dessen Vater von der Erde stammte, der junge Mann, der am Abend so gut Gitarre gespielt hatte...
    Alles wegen mir.
    Meine Eltern wollten doch auch leben. Sie hätten gemeinsam mit mir die Kuppel verlassen können und wir hätten noch drei oder vier Jahre gelebt. Aber für sie war es das Wichtigste, dass ich lange und glücklich leben würde. Deshalb opferten sie sich auf.
    Und nun stellt sich heraus, dass wegen ihres Opfers ein ganzer Planet aussterben wird.
    Weil ich ein Feigling und Egoist bin. Ich möchte nicht einmal einen Arzt rufen, will nicht in einer Zelle sterben...
    Ich schaffte es, mich abzutrocknen, sehr vorsichtig, da die Haut unerträglich juckte. Zog Jeans an und setzte mich ans Terminal. Ich schaltete es ein und suchte bei den Hoteldienstleistungen den Notarzt.
    Es gab hier keinen Arzt. Man wurde an den städtischen Dienst verwiesen, aber davor graute mir.
    Daraufhin ging ich die Liste der Motelgäste durch, die ihre Daten freigegeben hatten. Hier erschien auch der Halfling – er hatte einen außerordentlich schwierigen und langen Namen –, eine Familie »Graf Petrow«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher