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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dir noch eine Sache erklären, mein Junge. Jetzt unterhalten wir uns mit dir, und das ist für uns angenehm, denn du bist ein kluger, tapferer Kerl. Der durchaus unser Kollege werden könnte... unser echter Kollege. Wenn du aber ein Modul wirst, wird sich alles verändern. Wir werden uns dir gegenüber völlig anders verhalten. Auch wenn du dir nach der ersten Reise das Kosmodrom des anderen Planeten anschauen wirst, noch fröhlich, neugierig und interessiert. Wir werden uns mit dir dann nicht mehr unterhalten, Späße machen und lachen. Wir haben nämlich Hunderte von solchen wie dich gesehen, am Anfang noch klug, mutig und gut. Und wenn man euch wie normalen Menschen begegnen würde, nachdem ihr an den Dauerbetrieb angeschlossen wart, dann würden das die stärksten Nerven nicht aushalten.«
    Ich fühlte mich wie nach einem Schlag ins Gesicht. Ich würgte an einem nicht existenten Brocken im Hals, denn ich mochte den Ältesten und sogar den gemeinen, fiesen Arzt.
    Jetzt jedoch sahen sie mich sehr ernsthaft an und...
    Genau wie ich die Eltern, als sie mir vom »Haus des Abschieds« erzählten.
    »Als Mannschaftsmitglied und Miteigentümer des Raumschiffs, der damit seinen Lebensunterhalt verdient, möchte ich dich sehr gern als Modul anwerben«, sagte der Älteste und hüstelte, »aber als Mensch, der selbst Söhne großzieht, würde ich dir nicht zuraten.«
    »Ich komme«, flüsterte ich.
    »Hier, nimm!« Der Älteste kam auf mich zu und gab mir einige zusammengeheftete Blätter.
    »Das ist unser Arbeitsvertrag für Module. Es ist ein Standardvertrag, genau wie er von der Gilde empfohlen wurde. Lies ihn dir trotzdem sorgfältig durch. Alles Weitere ist dann deine Entscheidung.«
    Ich nahm den Vertrag an mich und verließ den Raum. In meinem Kopf summte es und die Haut über dem Ohr um den Shunt herum juckte ein wenig. Das kam von der Aufregung.
    Außerdem war mir unheimlich, dass sowohl der Älteste als auch der Arzt ehrlich zu mir gewesen waren. Dass sie gute Menschen waren.
    Dass ich vorhatte, sie alle zu betrügen.

Kapitel 2
    Lediglich Gleb begleitete mich zum Abschied.
    Schwänzte die Schule und kam mit.
    Bis zur letzten Minute nahm er mich nicht ernst, obwohl er die leere Wohnung gesehen hatte, aus der das städtische Mobiliar abgeholt und alles, was den Eltern gehörte, in einem kleinen Container im Keller eingelagert war.
    »Du bist geisteskrank«, stieß Gleb aus, als der Bus zum Kosmodrom einbog. Er begann mir zu glauben. »Dabei verblödest du doch! Sag mal, hast du nie alte Module gesehen?«
    »Die haben nicht rechtzeitig aufgehört«, sagte ich. Meinen Koffer mit den Sachen hielt ich auf den Knien. Laut Vertrag standen mir zwölf Kilogramm Gepäck zu.
    »Auch du wirst nicht rechtzeitig den Absprung schaffen. In fünf Jahren verkalkt das Gehirn!« Gleb leckte sich über die Lippen. »Ich habe ein Los der Imperiumslotterie, weißt du das eigentlich?«
    Ich wusste es. Gleb hatte eine Chance von eins zu zwanzig, eine kostenlose Ausbildung auf einem beliebigen Gebiet zu gewinnen. Er wollte natürlich Pilot werden.
    »Willst du es haben?«
    »Deine Eltern schlagen dich tot!«, erwiderte ich.
    »Nein. Sie schlagen mich nicht tot. Ich habe bereits mit ihnen gesprochen. Ich kann das Los auf dich überschreiben lassen. Willst du?«
    Ein Los der Imperiumslotterie – das ist schon was. Ich hätte nicht mal davon träumen können. Dafür habe ich einen Neuroshunt Kreativ und Gleb nur einen Neuron.
    »Danke, Gleb. Ist nicht nötig.«
    Er klimperte verstört mit seinen feuchten, weißen Wimpern. Gleb ist nämlich äußerst blass und hat ganz helle Haare. Das ist bei ihm keine Mutation, sondern Erbmasse.
    »Tikkirej, ehrlich...«
    »Gleb, am Abend bin ich im Kosmos.«
    »Das bist nicht du«, flüsterte Gleb.
    Als der Bus am Hotel hielt, reichte er mir zögernd seine Hand. Ich drückte sie und fragte: »Kommst du mit rein?«
    Gleb schüttelte den Kopf, und ich versuchte erst gar nicht, ihn zu überreden. Ein langer Abschied würde nur überflüssige Tränen bedeuten.
    Auf mich wartete der Kosmos. Ich wusste nicht, wo der Älteste und die anderen Mannschaftsmitglieder wohnten. Deshalb ging ich zum Zimmer des Arztes.
    Die Zimmertür war wieder nicht geschlossen und die Badtür weit geöffnet. Anton stand in der Unterhose vor dem Spiegel und rasierte sich mit einem uralten mechanischen Rasierapparat. Als ob man sich nicht seine Haarfollikel ein für allemal wegreißen lassen könnte.
    »Aha«, sagte er, ohne sich

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