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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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umzusehen. Ich sah nur seine Augen im Spiegel, aber mir schien, als ob sich ihr Ausdruck verändert hätte.
    »Alles klar. Zimmer 73. Da ist der Kapitän.«
    »Wer ist das?«, erklang eine feine Mädchenstimme aus dem Zimmer.
    »Niemand für uns«, rief Anton. Aus dem Zimmer schaute eine dunkle Schönheit, eines der Mädchen, die gestern gelacht hatten. Bei meinem Anblick begann sie erst zu lächeln, dann schaute sie deprimiert. Vielleicht deshalb, weil sie ganz nackt war und sich im Bettlaken verheddert hatte.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    »Was bist du nur für ein Dummkopf!«, meinte das Mädchen. »Mein Gott, woher kommen nur...«
    »Kusch dich, du Pack!«, zischte ich. Es funktionierte. Fast wie beim Ältesten. Das Mädchen schwieg und zwinkerte nervös. Anton hielt einen Augenblick mit dem Rasieren inne, machte aber gleich weiter. Hoch – runter.
    Ich drehte mich um und ging zum Zimmer 73. Der Kapitän war jünger als der Älteste und der Arzt. Er hatte sicher eine Elite-Kosmonautenschule absolviert, da man ihm bereits das Kommando über ein Raumschiff anvertraute. Er war kräftig und sah gut aus in seiner weißen Paradeuniform.
    »Tikkirej«, begrüßte er mich, als ich ins Zimmer trat. Intuitiv wusste ich, dass er den Bericht über meine gestrige Untersuchung gelesen hatte, und ich schämte mich. Vor Anton oder dem Ältesten schämte ich mich nicht. Aber vor einem echten Kapitän, der sogar alleine im Hotelzimmer seine Paradeuniform trug, schämte ich mich.
    »Ja, Kapitän.«
    »Du hast es dir also nicht anders überlegt?«
    »Nein, Kapitän.«
    »Den Vertrag hast du dir angesehen?«
    »Ja, Kapitän.«
    Den Vertrag hatte ich bis drei Uhr nachts gelesen. Es war wirklich ein Standardvertrag, aber ich überprüfte alles.
    »Tikkirej, denkst du eventuell daran, uns zu betrügen«, fuhr der Kapitän fort, »einen oder zwei Flüge mitzumachen, einen passenden Planeten zu finden und dort zu kündigen?«
    »Geht das denn?«, wunderte ich mich gekonnt.
    »Natürlich, aber was hättest du davon?«
    Der Kapitän sah mich einige Sekunden lang durchdringend an: »Okay, ziehen wir das Ganze nicht unnötig in die Länge.«
    Er setzte sich an den Tisch und sah schnell meine Papiere durch, kontrollierte die Echtheit der Siegel mit einem Handscanner, unterschrieb den Vertrag und gab mir ein Exemplar zurück. Er reichte mir die Hand: »Ich beglückwünsche Sie, Tikkirej. Nunmehr sind Sie ein Mitglied der Recheneinheit des Raumschiffs Kljasma.«
    Mir missfiel die Tatsache, dass er mich nicht Mitglied der Mannschaft, sondern der Recheneinheit nannte. Noch weniger gefiel mir die Äußerung: »Aber was hättest du davon?« Trotzdem lächelte ich und gab ihm die Hand.
    »Hier hast du einen Vorschuss«, der Kapitän holte einige Geldscheine aus der Tasche. »Er steht nicht im Vertrag, ist aber eine schöne Tradition vor dem ersten Start. Sieh aber zu, dass du das Geld nicht...«
    Für eine Sekunde fiel der Kapitän in Schweigen, dann begann er zu lachen: »Nein, nein, ich glaube, du wirst es nicht vertrinken.«
    »Ich werde es nicht vertrinken«, versprach ich. Nach dem Wodka gestern musste ich mich im Bus übergeben. Vielleicht war das aber auch nur eine Folge der Überprüfung meines Arbeitsvermögens...
    »Wir treffen uns um fünf Uhr unten im Foyer«, teilte mir der Kapitän mit, »und, das steht auch nicht im Vertrag, aber wenn du dort fehlen solltest, werde ich dich nicht verklagen. Dann zerreiße ich einfach den Vertrag.«
    »Ich komme.«
    »Gut, Tikkirej.«
    Ich verstand, dass das Gespräch jetzt beendet war, und verließ das Zimmer. Unten in der Bar war es wieder genauso leer und der Barkeeper war derselbe. Er lächelte mir zu, und ich ging zu ihm und legte einen Geldschein auf den Tresen.
    »Das ist für gestern. Und... haben Sie Milchshakes?«
    »Na klar, haben wir.« Der Barkeeper gab mir das Wechselgeld. »Und, haben sie dich genommen?«
    »Ja. Ich hatte gute Werte. Wirklich.«
    »Schön! Aber hör rechtzeitig mit dieser Arbeit auf, ja! Was möchtest du für einen Shake?«
    »Mit Apfelsine«, bestellte ich, ohne nachzudenken.
    Der Barkeeper runzelte die Stirn und beugte sich zu mir vor. Verschwörerisch flüsterte er: »Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis: Die einfachsten Milchshakes sind immer die besten. Zum Beispiel mit Schokolade und einem Hauch Vanille.«
    »Den nehme ich«, antworte ich ebenso flüsternd.
    Er schmeckte wirklich gut.
    Auf diese Art und Weise saß ich bis fünf Uhr in der Bar. Meinen Koffer hatte ich

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