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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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aufhängen!«
»Ich bin hier das Gesetz. Bewegung!«
    Der Mann hob wieder seine Flinte. Mein Vater
drehte sich um und ging den Weg zurück, wir hinterher, und der
Mann folgte uns.
    Als wir im Wagen saßen, sprang der Motor
nicht an. Mein Vater griff sich die Kurbel und stieg aus. Er versuchte
es zweimal, aber es klappte nicht. Er begann zu schwitzen. Der Mann
stand am Straßenrand und blaffte: »Sehn Sie bloß zu,
dass Sie diese Klapperkiste ankriegen!« Mein Vater setzte zu
einem neuen Versuch an. »Wir sind hier nicht auf Ihrem Grund und
Boden! Wir können hier stehn bleiben, solang es uns passt!«
»Von wegen! Macht, dass ihr hier verschwindet!«
    Mein Vater kurbelte erneut. Der Motor hustete und
ging wieder aus. Meine Mutter saß auf dem Beifahrersitz und hatte
den leeren Korb auf dem Schoß. Ich hatte Angst, den Mann
anzusehen. Mein Vater ließ die Handkurbel rotieren, und diesmal
sprang der Motor an. Er klemmte sich hinters Lenkrad und murkste an der
Gangschaltung herum.
    »Lasst euch hier nicht mehr blicken!«
sagte der Mann. »Das nächste Mal kommt ihr nicht so leicht
davon!«
    Mein Vater fuhr los. Der Mann stand immer noch am
Straßenrand. Wir fuhren sehr schnell. Dann bremste mein Vater ab,
wendete und fuhr wieder zurück. Als wir an der Stelle vorbeikamen,
wo wir geparkt hatten, war der Mann verschwunden. In rascher Fahrt ging
es nun aus den Orangenhainen hinaus.
    »Eines Tages komm ich zurück und knöpf mir den Bastard vor«, sagte mein Vater.
    »Heute Abend machen wir uns ein gutes Essen, Daddy«, sagte meine Mutter. »Was möchtest
du gern?«
»Schweinskotelett«, sagte er.
Ich hatte ihn noch nie so schnell fahren sehen.

    3

    Mein Vater hatte zwei Brüder. Der jüngere hieß Ben und der ältere John. Beide waren Trinker
und Taugenichtse. Meine Eltern sprachen oft von ihnen.
»Die sind alle beide nichts wert«, sagte mein Vater.
    »Du kommst halt aus einer schlechten
Familie, Daddy«, sagte meine Mutter. »Und dein Bruder ist
auch keinen Pfifferling wert!«
    Der Bruder meiner Mutter war in Deutschland. Mein Vater zog oft über ihn her.
    Ich hatte noch einen weiteren Onkel. Er
hieß Jack und war mit Elinore, der Schwester meines Vaters,
verheiratet. Ich hatte bisher weder Onkel Jack noch Tante Elinore zu
sehen bekommen, weil sie sich mit meinem Vater nicht vertrugen.
    »Siehst du die Narbe da auf meiner
Hand?« fragte mich mein Vater. »Da hat mir Elinore mal
einen spitzen Bleistift reingebohrt, als ich noch ganz klein war. Die
Narbe ist nie mehr weggegangen.«
    Mein Vater hatte gegen alle etwas. Auch mich
konnte er nicht leiden. »Kinder haben den Mund zu halten«,
sagte er zu mir.
    Wieder einmal war es Sonntagmorgen. Großmutter Emily war nicht zu Besuch.
    »Wir sollten mal Ben besuchen«, sagte meine Mutter. »Er wird bald sterben.«
    »Der hat sich von Emily das ganze Geld gepumpt und hat es verspielt und versoffen und mit
Weibern durchgebracht.«
»Ich weiß, Daddy.«
»Wenn Emily mal stirbt, wird sie keinen Pfennig mehr haben.«
»Wir sollten trotzdem bei Ben vorbeischauen. Es heißt, er hat nur noch zwei Wochen zu
leben.«
»Also gut, also gut! Gehn wir eben!«
    Wir stiegen in den Model-T und fuhren los. Es zog
sich in die Länge, denn unterwegs musste angehalten werden, weil
meine Mutter einen Blumenstrauß besorgen wollte. Es war eine
lange Fahrt, bis ganz hinaus zu den Bergen. Als wir die ersten
Ausläufer erreichten, ging es eine schmale gewundene Straße
hinauf. Onkel Ben lag da oben in einem Sanatorium und starb an
Tuberkulose.
    »Dieses Sanatorium für Ben muss Emily
ein Vermögen kosten«, sagte mein Vater. »Vielleicht
hilft Leonard mit aus.«
    »Leonard hat doch nichts. Der hat alles
vertrunken oder hergeschenkt.« »Ich mag Opa Leonard«,
sagte ich.
    »Kinder haben den Mund zu halten«,
kam es prompt von meinem Vater. Dann schimpfte er weiter auf den alten
Herrn. »Ah, dieser Leonard! Zu uns Kindern war er immer nur gut,
wenn er einen sitzen hatte. Da hat er mit uns Spaß gemacht und
uns Geld gegeben. Aber am nächsten Tag, wenn er wieder
nüchtern war, da war er der gemeinste Mensch von der Welt.«
Der Model-T kletterte wacker die Bergstraße hinauf. Die Sonne
schien, und ein frischer Fahrtwind blies uns ins Gesicht.
    »Da ist es«, sagte mein Vater. Er fuhr auf den Parkplatz des Sanatoriums, und wir stiegen aus.
Ich ging hinter meinen Eltern hinein. Als wir zu Onkel Ben ins Zimmer kamen, saß er aufrecht
im Bett und starrte aus dem Fenster. Er wandte den Kopf und sah zu uns her, als

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