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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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reichte von der ersten bis zur
sechsten Klasse. Wir kamen alle aus ziemlich bescheidenen
Verhältnissen. Hier ging ich nun auf die Toilette, aber nur zum
Pinkeln. Als ich einmal herauskam, sah ich einen kleinen Jungen am
Trinkbrunnen. Ein größerer schlich sich von hinten an und
rammte ihm das Gesicht ins Becken. Als der Kleine den Kopf hob, waren
seine Schneidezähne abgebrochen, und das Blut lief ihm aus dem
Mund. Auch das Becken war blutverschmiert. »Trau dich ja nicht,
jemand was zu sagen«, drohte ihm der Große, »sonst
mach ich dich richtig fertig.« Der Kleine holte sein Taschentuch
heraus und drückte es sich auf den Mund. Ich ging zurück ins
Klassenzimmer, wo uns die Lehrerin etwas von George Washington und
Valley Forge erzählte. Sie trug eine teure weiße
Perücke. Wenn wir uns nicht anständig benahmen, schlug sie
uns oft mit einem Lineal auf die Finger. So etwas wie ein Gang zur
Toilette war offenbar unter ihrer Würde. Jedenfalls sah ich sie
nie gehen. Ich haßte sie.
    Jeden Tag nach Schulschluß gab es
irgendeinen Zweikampf zwischen älteren Jungs, immer ganz hinten am
Zaun, wo nie ein Lehrer hinkam. Es waren immer ungleiche Kämpfe.
Immer war es ein größerer Kerl, der einen kleineren mit den
Fäusten bearbeitete und in den Maschendraht drosch. Der kleinere
versuchte sich zu wehren, aber es war sinnlos. Bald war er blutig im
Gesicht, und das Blut tropfte ihm aufs Hemd herunter. Die kleinen Jungs
steckten die Schläge wortlos ein. Nie winselte einer um Gnade.
Schließlich ließ dann der größere von seinem
Gegner ab, die Sache war vorbei, und die anderen gingen mit dem Sieger
nach Hause. Ich ging allein nach Hause und hatte es nun immer eilig,
nachdem ich mir das Scheißen nicht nur während der
Unterrichtsstunden und Pausen verkniffen hatte, sondern noch
darüber hinaus, um mir die tägliche Prügelei anzusehen.
Doch bis ich nach Hause kam, war der Drang gewöhnlich verflogen,
und ich mußte nicht mehr aufs Klo. Das machte mir einige Sorgen.

    6

    Ich hatte keine Freunde in der Schule und wollte
auch keine haben. Ich war lieber allein. Wenn die anderen ein Spiel
machten, saß ich abseits auf einer Bank und sah ihnen zu, und sie
kamen mir blöde vor. Eines Tages kam während der großen
Pause ein neuer Junge auf mich zu. Er trug Knickerbocker, schielte und
hatte einen Watschelgang. Der Eindruck, den er auf mich machte, gefiel
mir gar nicht. Er setzte sich zu mir auf die Bank. »Hallo. Ich
heiße David.« Ich gab keine Antwort.
    Er packte seine Brote aus. »Ich hab
Erdnußbutter drauf«, sagte er. »Und du?«
»Auch.« »Ich hab auch eine Banane. Und
Kartoffelchips. Willst du ein paar Chips?«
    Ich nahm mir ein paar. Er hatte reichlich davon.
Sie waren knusprig und salzig und so dünn, daß die Sonne
durchschien. Sie schmeckten gut. »Kann ich noch ein paar
haben?« »Klar.« Ich griff nochmal zu. Er hatte sogar
Quittengelee auf seiner Erdnußbutter. Es quoll heraus und lief
ihm über die Finger. Er schien es nicht zu bemerken. »Wo
wohnst du?« fragte er. »Virginia Road.«
    »Ich in der Pickford. Da haben wir ja den gleichen Weg. Nimm dir noch Chips. Wen hast du
als Lehrerin?«
»Mrs. Columbine.«
    »Ich hab Mrs. Reed. Also ich warte nach der Schule auf dich, dann gehn wir zusammen heim.«
    Warum hatte er bloß diese Knickerbocker an?
Was wollte er? Ich mochte ihn wirklich nicht. Ich nahm mir noch ein
paar von seinen Kartoffelchips.
    Nach der Schule machte er mich ausfindig und
hängte sich neben mich. »Du hast mir noch gar nicht gesagt,
wie du heißt«, sagte er. »Henry.«
    Nach einer Weile fiel mir auf, daß uns eine
ganze Bande von Jungs aus der ersten Klasse folgte. Zuerst waren sie
einen halben Block hinter uns, dann verringerten sie den Abstand, und
am Ende waren es nur noch einige Schritte. »Was wollen
die?« fragte ich David. Er gab keine Antwort und ging einfach
weiter. »He, Knickerschisser!« schrie einer. »Macht
dir deine Mutter die Dinger unten zu, damit du besser
reinscheißen kannst?«
    »Watschelente! Hoho! Watschelente!«
»Schieler! Mach dein Testament!« Sie kreisten uns ein.
»Wer ist denn dein Freund da? Knutscht er dir den Bürzel
ab?«
    Einer von ihnen packte David am Kragen und
schleuderte ihn auf einen Vorgartenrasen. David stand wieder auf. Ein
Junge ging hinter ihm auf Hände und Knie herunter. Der andere
versetzte David einen Stoß, so daß er rückwärts
über den Knienden fiel. Ein dritter drehte ihn auf den Bauch und
rieb ihm das Gesicht ins Gras. Dann ließen

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