Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
einfach nicht mehr
mit. Ich stellte mich in die hintere Hälfte des Spielfelds, wo
sich nie etwas tat. Ich war der einzige, der nicht mitmachte. So
brachte ich jeden Tag die Spiele während der beiden großen
Pausen hinter mich.
Eines Tages, als ich wieder einmal so herumstand,
kam neues Unheil auf mich zu. Ein Football segelte von hinten heran und
traf mich mit voller Wucht am Kopf. Ich ging zu Boden und war ziemlich
benommen. Kichernd und lachend standen sie um mich herum. »O seht
doch mal, Henry ist in Ohnmacht gefallen! Er ist in Ohnmacht gefallen
wie eine feine Dame! Schaut euch das an!«
Als ich aufstand, eierte die Sonne vor meinen Augen. Dann stand sie still, und auch der
Himmel rückte wieder näher und wellte sich nicht mehr. Ich kam mir vor wie in einem Käfig.
Die Gaffer umstanden mich mit ihren Gesichtern, Nasen, Mündern und Augen. Da sie sich
über mich lustig machten, nahm ich an, daß sie mich absichtlich mit diesem Football
angeschossen hatten. Das war unfair.
»Wer hat den Ball getreten?« fragte ich.
»Du willst wissen, wer den Ball getreten hat?«
»Ja.«
»Und was machst du, wenn du es weißt?«
Ich antwortete nicht.
»Es war Billy Sherill«, sagte einer.
Billy war ein dicklicher Junge, eigentlich netter
als die meisten anderen — aber er war einer von ihnen. Ich ging
auf ihn zu. Er stand da und wartete ab. Als ich nahe genug heran war,
versetzte er mir einen Hieb. Ich spürte kaum etwas. Ich drosch ihm
eine hinters linke Ohr, und als er sich das Ohr hielt, boxte ich ihn in
den Magen. Er ging zu Boden und blieb liegen.
»Steh auf und mach ihn fertig, Billy«, sagte Stanley Greenberg. Er zerrte ihn hoch und
schubste ihn auf mich zu. Ich schlug Billy die Lippen platt. Er griff sich mit beiden Händen an
den Mund.
»Okay«, sagte Stanley. »Ich spring für ihn ein!«
Die Boys johlten. Ich beschloß, das Weite
zu suchen. Ich wollte nicht sterben. In diesem Augenblick kam ein
Lehrer dazu. »Was ist hier los?« Es war Mr. Hall.
»Henry ist auf Billy losgegangen«, sagte Stanley Greenberg.
»Stimmt das, Jungs?« fragte Mr. Hall. »Ja«,
sagten sie alle.
Mr. Hall packte mich am Ohr und schleifte mich
bis ins Rektorat. Er stieß mich auf einen Stuhl vor einem leeren
Schreibtisch, klopfte an die Tür und verschwand im Zimmer des
Rektors. Er blieb eine ganze Weile drin, und als er wieder herauskam,
ging er weg, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ich saß
fünf oder zehn Minuten da. Dann kam der Rektor heraus und setzte
sich hinter den Schreibtisch. Er war ein sehr würdevoller Herr mit
einem dichten weißen Haarschopf und einer blauen Frackschleife.
Er sah aus wie ein richtiger Gentleman. Mr. Knox war sein Name.
Mr. Knox legte die Hände zusammen, sah mich
an und sagte keinen Ton. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, ob er
ein Gentleman war. Er wollte mich offenbar erniedrigen wie alle
anderen.
»Also«, sagte er schließlich,
»dann erzähl mal, was passiert ist.« »Nichts ist
passiert.«
»Du hast Billy Sherill geschlagen. Seine Eltern werden wissen wollen, warum.« Ich antwortete nicht.
»Meinst du, du kannst einfach zuschlagen, wenn dir etwas nicht paßt?« »Nein.«
»Warum hast du es dann getan?« Ich
schwieg. »Hältst du dich für etwas Besseres als die
anderen?«
»Nein.«
Mr. Knox saß da und schob einen langen
Brieföffner auf der grünen Filzplatte hin und her. Er hatte
eine große Flasche mit grüner Tinte und einen Ständer
mit vier Federhaltern auf seinem Schreibtisch. Ich fragte, ob er mich
verprügeln würde. »Also, warum hast du es getan?«
Ich schwieg. Mr. Knox schob den Brieföffner hin und her. Das
Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab. »Hallo? Oh, Mrs.
Kirby. Was hat er? Was? Hören Sie, können Sie die Bestrafung
nicht selber übernehmen? Ich habe gerade zu tun. Also gut, ich
rufe zurück, wenn ich mit dem hier fertig bin …«
Er legte auf. Er strich sich die prachtvollen
weißen Haare aus der Stirn und sah mich wieder an. »Warum
machst du mir solchen Ärger?« Ich gab keine Antwort.
»Kommst dir wohl sehr stark vor, wie?« Ich schwieg.
»Harter Bursche, hm?«
Eine Fliege schwirrte um den Schreibtisch. Sie
steuerte das grüne Tintenfaß an, landete auf dem schwarzen
Verschluß und rieb sich mit den Hinterbeinen die Flügel.
»Na schön, mein Junge. Du bist hart,
und ich bin hart. Besiegeln wir das doch mit einem
Händedruck.«
Ich hielt mich nicht für hart, also gab ich ihm auch nicht die Hand. »Komm schon, gib mir die Hand.«
Ich streckte die Hand
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