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DAS SCHLOSS

DAS SCHLOSS

Titel: DAS SCHLOSS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Svart
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verrieten, dass es sich um eine Disco handelte. Und obwohl es noch recht früh am Abend war, belegten bereits zahlreiche Autos den Parkplatz.
    Ronnie steuerte den Opel auf das Gelände und stellte ihn neben einem tiefergelegten und mehr oder weniger ausschließlich aus Spoilern bestehenden Golf ab. Trotz der wohl nachträglich mit Folie abgedunkelten Fondsscheiben konnte Ronnie problemlos das auf der Rückbank des Wagens stattfindende Treiben erkennen.
    Jemand aus dem Wageninneren drückte seinen aufgerichteten Mittelfinger gegen die Scheibe.
    Da weiß man dann auch, warum das Zeug Fickfolie heißt , dachte er, und setzte seinen Weg über den Parkplatz fort. Vielleicht hatte er Glück und Sandy war ebenfalls auf dieses Etablissement gestoßen. Vielleicht hatte sie beschlossen, ihren Streit mit ein oder zwei Bier herunterzuspülen.
    Er schmunzelte.
    Sandy war eine der wenigen ihm bekannten Frauen, die für ein Bier jeden Cocktail stehen ließen. Und eine, die es aus der Flasche trank. Überhaupt war Sandy ein richtiger Kumpeltyp.
    Bevor Sandy und er sich ineinander verliebt hatten, waren sie viele Jahre so etwas wie beste Freunde gewesen. Eine Tatsache, die sie beide lange hatte zweifeln lassen, ob sie diese Freundschaft durch eine Beziehung aufs Spiel setzen sollten. Oft hatten sie darüber gesprochen, als sie sich ihrer Gefühle für einander mehr und mehr bewusst wurden. Auch die Variante Wir haben ab und zu Sex und bleiben einfach nur Freunde hatten sie ausgiebig ausprobiert, sich am Ende aber nicht weiter gegen ihre Gefühle auflehnen können.
    Seit zwei Jahren waren sie nun ein Paar und eigentlich funktionierte es prima. Irgendwie passten sie wunderbar zusammen. Ronnie ärgerte sich, bei der Diskussion um die heutige Übernachtung so unnachgiebig gewesen zu sein und es auf einen handfesten Streit angelegt zu haben. Andererseits hätte auch Sandy nachgeben können und ihm eine Nacht im Hotel zugestehen können. Eine Nacht in einem richtigen Bett, eine Nacht, um ihre Klamotten zu trocknen und sich in einer heißen Badewanne zu entspannen. Eine Nacht, in der sie sich nicht auf einer langsam aber stetig erschlaffenden Luftmatratze lieben musste.
    Wie auch immer, es war anders gekommen und nicht mehr zu ändern. Sie waren im Streit auseinandergegangen und er würde alles dransetzen, Sandy vor Einbruch der Nacht wiederzufinden und ihr ein Friedensangebot zu unterbreiten.
    Aber warum ging sie nicht an ihr Handy? War sie noch immer wütend? Hatte sie keine Lust, sich zu versöhnen?
    Eigentlich konnte er es sich kaum vorstellen, denn Sandy war normalerweise nicht besonders nachtragend. Das war eher eine Schwäche, die er sich selbst eingestehen musste.
    Er erreichte den Eingang. Hinter einem kleinen Tresen hockte eine junge Frau und kassierte von jedem Gast fünf Euro Eintritt.
    „Sind aber Mindestverzehr. Kannste also komplett versaufen“, sagte sie mit einer überraschend piepsigen Stimme.
    Ronnie betrachtete ihr Gesicht, während er einen Geldschein aus der Hosentasche angelte. Das Mädchen war ausgesprochen hübsch, zumindest sofern er das durch die üppige Schminkschicht hindurch beurteilen konnte. Ein winziger Brillantstecker funkelte in ihrem rechten Nasenflügel und kleine Silberringe schmückten die Unterlippe sowie die rechte Augenbraue. Mit ihren schwarz umrandeten, blauen Augen funkelte sie ihn an.
    „Hier, ein Fünfer zurück und deine Verzehrkarte. Nicht verlieren, sonst is´n Fuffi fällig.“
    Ronnie nickte, ließ das Geld und die gelbe Pappkarte in der Seitentasche seiner Cargohose verschwinden und betrat die Disco.
    Ohrenbetäubende House-Musik und feuchtheißes Waschküchenklima schlugen ihm entgegen, als er den schummrigen Vorraum verließ und den Hauptraum betrat, in dem sich neben einer langgezogenen Bar auch die Tanzfläche befand. Für diese Uhrzeit war der Laden schon überraschend voll.
    Na klar, wo sollte man am Freitagabend in einem Kaff schon hingehen, in dem es nicht einmal ein Kino gab?
    Ronnie sah sich um.
    Über der Tanzfläche entdeckte er einen dicken, knallgelben Engel. Er war etwa zwei Meter groß und hing an einem an der Decke befestigten Stahlseil. Ein Motor sorgte offenbar dafür, dass er sich unentwegt um die eigene Achse drehte, wobei er sein unübersehbares und deutlich überdimensioniertes Gemächt völlig schamlos der anwesenden Dorfjugend präsentierte. Da er sein Ding dabei in den Händen hielt, erweckte er den Eindruck, direkt auf die tanzende Menge zu

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