DAS SCHLOSS
die Spur zu kommen? Wohin mochte er wohl gefahren sein, wenn die beiden ihn auf diesem Weg gesehen hatten? Und war Sandy noch immer in dem Wagen gewesen? Er hatte nur eine Chance, Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Er musste diesem Weg folgen.
Die Lichter des Golfs verschwanden hinter der Wegbiegung und auch das Dröhnen des Auspuffs war kaum noch zu hören. Ronnie stand alleine auf dem ansonsten menschenleeren Waldweg. Er betrachtete den Opel. Am besten machte er sich zu Fuß auf die Suche. Allzu weit konnte der Weg vermutlich nicht in den Wald hineinführen. Und ohne Auto war er erheblich unauffälliger unterwegs. Er verriegelte die Wagentür, bevor er sich aufmachte und dem Weg tiefer in den finsteren Wald hinein folgte.
Der Gedanke, womöglich doch nicht alleine zu sein, kam ihm nicht.
KAPITEL 23
Adam hockte in seinem Versteck zwischen dichten Farnen und kochte innerlich vor Wut.
Ein leichtes Kitzeln erregte seine Aufmerksamkeit, als eine Spinne seinen linken Handrücken erklomm. Er hob sie mit Daumen und Zeigefinger der andern Hand an und rieb beide Finger kurz und druckvoll aneinander. Die zurückbleibende schwarze Masse wischte er an seinem Hosenbein ab, während er beobachtete, wie der lilafarbene Golf langsam über den Waldweg davonfuhr.
Das blonde Mädchen und sein Freund wären ganz sicher leichte Beute gewesen. Sie waren so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass es ein Leichtes gewesen wäre, dem Typen eins mit dem Hammer über den Schädel zu geben und seinen Platz im Auto einzunehmen. Vielleicht hätte er die Kleine auch einfach ins Schloss gebracht und sich in einem der zahlreichen Zimmer mit ihr vergnügt.
Am liebsten hätte er vor Enttäuschung geschrien, wenn er daran dachte. Endlich hätte auch er mal wieder einen Stich für sie beide klarmachen können.
Und was für einen. Die kleine Blonde war nach seinem Geschmack ein echtes Ass. Sie hatte mindestens so viel Feuer, wie die kleine Schlampe , die Kid an diesem Abend angeschleppt hatte und von der er sich aus irgendwelchen Gründen nicht wieder losreißen konnte.
Und wem hatte er diese Pleite zu verdanken? Einzig diesem verfluchten Typen, von dem sein Bruder sich hatte mitnehmen lassen.
Aber warum zum Teufel war er überhaupt hier aufgetaucht? Offenbar hatte er ja keine Ahnung gehabt, dass Kid und er diesen Weg entlanggefahren waren. Nein, auf diese Idee hatten ihn erst die Blonde und ihr Macker gebracht.
So eine verfluchte Scheiße.
Dieser Typ hatte ihm den ganzen Abend vermasselt. Aber das würde Adam ihm heimzahlen.
Er schob die gefächerten Pflanzenblätter beiseite, um den Waldweg besser überblicken zu können. Der Opel stand nach wie vor mit ausgeschaltetem Licht und Motor am Rand des Weges. Vom Fahrer war nichts zu sehen. Vorsichtig schob Adam seinen Oberkörper aus dem Pflanzendickicht und sah gerade noch, wie der Opelfahrer zu Fuß hinter der nächsten Biegung verschwand. Von dort aus waren es noch etwa einhundert Meter bis zur nächsten Abzweigung.
Und dort würde er unweigerlich auf den abgestellten Leichenwagen stoßen.
Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihn die Suche nach seiner Freundin ins Schloss führte. Zwar war der einzige offene Zugang eine gut getarnte Kellertür, aber früher oder später würde es ihm sicherlich gelingen, in das Gebäude einzudringen. Notfalls mit auch mit Gewalt, davon war Adam überzeugt. Und was das bedeutete, mochte er sich nicht einmal vorstellen.
Es bestand kein Zweifel, dass er das verhindern musste.
Er hob den Hammer vom Waldboden auf und trat hinaus auf den Feldweg. Sein Körper warf im Mondlicht einen bedrohlichen Schatten, während er den Hammer wie einen Baseballschläger hin und her schwang.
Dann machte er sich auf den Weg.
KAPITEL 24
Die dicke Holztür Tür quietschte und ächzte, als Jonas sie langsam aufzog. Die Geräusche hallten in der leeren Eingangshalle wider und Vanessa lief ein Schauer über Rücken und Arme.
„Hui, ganz schön unheimlich“, flüsterte sie und griff nach Jonas Unterarm.
„Es ist sensationell. Schau nur, wie das Mondlicht durch die oberen Fenster fällt. Der ganze Raum wirkt, als wäre er in magisches Licht getaucht. Absolut perfekt.“
„Wir haben ziemliches Glück, dass gerade Vollmond ist, oder?“
Jonas lächelte.
„Okay, kein Glück. Du hast es geplant, richtig?“
„Sagen wir, ich habe es bei meinen Terminvorschlägen durchaus berücksichtigt.“
„Du bist
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