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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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des Wortes herausstellte – wahnsinnig. Die Hochzeit kam, die Freunde brachten die Geschenke … und sein bester Freund überbrachte ihm eine wertvolle französische Kristallvase, eine glitzernde Kugel mit vielen kleinen Löchern, in die man Blumen stecken konnte zu wundervollen Gebilden.
    Der Bräutigam erstarrte. Er brüllte auf, warf die Vase an die Wand und ging mit erhobenen Händen auf seinen Freund los.
    »Ich weiß, was das soll!« schrie er wild. »Ich weiß es! Ich weiß, was ihr damit sagen wollt! So wie die Vase ist Dorette gelöchert worden! Ihr Schufte! Hinaus! Hinaus!«
    In der Hochzeitsnacht weinte er ununterbrochen und verhörte seine junge Frau, wie oft sie es bisher getrieben habe, seit wann und woher sein Freund wüßte, daß sie so oft gelöchert sei, ob sie die Männer noch zählen könne und wann sie ihn betrügen würde. Von diesem Tag an raste er, wenn er irgendwo ein Loch sah. In der Wand, auf der Straße, in der Erde … wo Löcher waren, schrie er dumpf auf und zwang seine Frau, zu gestehen, daß sie wieder mit einem anderen Mann geschlafen habe. Dorette gestand es, um ihn zu beruhigen, denn wenn er es wußte, war er zufrieden. Überall schrien ihm Löcher entgegen. Als er einmal durch die Käseabteilung ging und sein Blick auf die Schweizer Käse fiel, explodierte für ihn die Welt. Er riß die Käse aus den Regalen und warf sie aus dem Fenster.
    »Nein!« schrie er dabei. »Nein! Dorette, warum tust du mir das an?«
    Für Angela waren diese Patienten harmlos. Sie ging ihnen deshalb auch entgegen, als sie die beiden im Wald stehen sah, und wunderte sich bloß, daß sie so still waren. Erst als sie ihre Augen sah, merkte sie, daß etwas nicht stimmte. Sie wollte sich umdrehen und weggehen, als Bewegung in die starren Gestalten kam und die beiden Männer auf sie zustürzten. Mit gespreizten Fingern griffen sie nach Angela, rissen ihr das Kleid über der Brust auf und versuchten, sie auf den Waldboden zu werfen.
    Schreien hatte keinen Sinn, von hier oben hörte niemand eine Stimme unten im Park. Verzweifelt schlug Angela mit den Fäusten um sich, traf die entstellten und doch merkwürdig starren Gesichter, hieb in diese leblosen Augen hinein, traf gegen die Beine und Leiber der beiden starken Männer und entwischte ihren Griffen. Dann lief sie davon, rannte um ihr Leben, und die beiden dumpf brüllenden Wesen, die nur noch äußerlich Menschen glichen, setzten ihr nach und jagten sie durch den Wald.
    Am Waldrand spürte Angela, wie ihre Kräfte nachließen. Ihre Beine wurden schwer, jeder Schritt durchhallte sie wie ein Paukenschlag, vor ihren Augen tanzte die Wiese, drehte sich die Klinik, schwebten die Menschen im Park wie auf Wolken.
    »Hilfe!« schrie sie. »Hilfe!«
    Sie warf die Arme empor, stolperte und rannte dann weiter. Nach wenigen Metern wurde es dunkel um sie … sie knickte in den Kniekehlen ein und fiel auf die Wiese, sah noch den Himmel und einen wehenden weißen Kittel, der über sie hinwegsprang. Dann wurde sie ohnmächtig.
    Der Pfleger Baumann, der Angela und die beiden Männer vom Geräteschuppen aus gesehen hatte und ihnen entgegengelaufen war, hatte wenig Mühe. Mit zwei gezielten Faustschlägen warf er den Architekten und den Lebensmittelgroßhändler zu Boden, griff dann nach seiner Trillerpfeife und pfiff Alarm.
    Es war das zweitemal seit Bestehen der Klinik Hohenschwandt, daß dieser nur im äußersten Notfall anzuwendende Alarm gepfiffen wurde.
    Aus dem Haus rannten die Pfleger und Ärzte zum Wald.
    Eine Stunde später saßen die beiden Kranken Professor Dorian ruhig und völlig normal gegenüber. Der Architekt war bleich, der Lebensmittelgroßhändler rieb sich die rotgeränderten Augen … er hatte über eine halbe Stunde geweint. Angela lag in ihrem Zimmer und schlief. Dr. Keller hatte ihr eine Beruhigungsinjektion gegeben.
    »Ich versichere, Herr Professor, daß ich mich an nichts erinnern kann«, sagte der Architekt. Mit zitternden Händen führte er eine Zigarette an die Lippen und zog hastig den Rauch ein. »Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Ich habe mich in meinen Liegestuhl gelegt und bin eingeschlafen. Als ich aufwache, liege ich in meinem Zimmer und bin festgeschnallt. Was dazwischen ist …«
    »Sie wollten meine Tochter vergewaltigen«, sagte Dorian ruhig.
    »Unmöglich!« Der Lebensmittelgroßhändler stöhnte. »Das kann nicht sein. Das kann nicht sein. Ihre hochverehrte Tochter, Herr Professor …«
    Professor Dorian machte sich ein paar

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