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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Regen rauschte über die Autobahn, es war schwarze Nacht, unter den Reifen spritzte die Nässe in alle Richtungen.
    »Sauwetter!« sagte Ilse Trapps. Sie fuhr in den Rastplatz ein, wo noch ein Lastzug stand, dunkel, mit verhängter Kabine. Die pennen schon, dachte Ilse. Kommen aus Holland. Wollen sicherlich in die Schweiz.
    Sie ließ den Wagen ausrollen, fuhr vor den Lastzug und reckte sich, als der Kombi stand. Sie holte eine Zigarette aus dem Handschuhfach, steckte sie an und rauchte die ersten Züge mit großem Genuß.
    Dieser schwedische Film, dachte sie. Verdammt, wie sie da ungeniert in die Betten gingen. Da soll man keinen Appetit bekommen! Und zu Haus liegt Egon im Bett und sägt Bäume durch. Weckt man ihn und sagt: Egon, erinnere dich – du bist ein Mann … grunzt er bloß, dreht sich um und schläft weiter. Da soll man nicht durchdrehen und an andere stramme Waden denken …
    Sie rauchte versonnen, dachte an die Fernfahrer hinter sich in der verhängten Kabine und sah auf die Uhr. In einer Stunde war sie zu Hause. Vielleicht war ihr das Glück hold und ein Hotelgast war gekommen.
    Ilse Trapps erschrak keineswegs, als neben ihr die Tür aufgerissen wurde und ein Männergesicht sich in den Wagen beugte. Der Regen lief ihm in Bächen über Stirn, Augen und Nase. Über der Schulter des Mannes hing eine alte Decke, vollgesaugt mit Wasser. Er trug weder einen Mantel noch einen Hut, aber er sah nicht aus wie ein Landstreicher. Er war sauber rasiert, und sein Benehmen war so korrekt, als trage er einen Frack.
    »Darf ich eintreten?« fragte der Mann. Seine Stimme war tief und sofort sympathisch. »Es regnet sehr.«
    »Das ist nicht zu leugnen.« Ilse Trapps lachte. »Steigen Sie ein. Sie sehen ja aus wie aus dem Wasser gezogen. Wo kommen Sie denn her?«
    »Mein Wagen hat eine Panne.« Der Mann setzte sich neben Ilse. Das Wasser lief ihm aus den Schuhen, er war völlig durchnäßt, es mußte ihm lausig kalt sein, aber er zeigte keinerlei Zeichen, daß er fror.
    »Ich bin eine ganze Strecke gelaufen, ehe ich diesen Platz fand.« Er sah Ilse Trapps mit großen strahlenden Augen an. Es war ein Blick, den Ilse bis zu den Fußspitzen spürte. »Es ist schön, daß Sie mir Unterschlupf gewähren.«
    »Wir sollten eine Werkstatt anrufen. Dort ist eine Sprechsäule. Die Autobahnmeisterei meldet sich dann sofort.«
    »Ja, ich weiß. Ich rufe gleich an. Wenn ich mich ein bißchen abtropfen lassen dürfte …«
    Ilse Trapps lachte. Das Kribbeln in ihrem Körper wurde stärker. Die Innenseiten ihrer Schenkel begannen zu zucken. Verdammt, dachte sie. O verdammt, ich bin wie ein hungriger Wolf. Dieser Mann macht mich verrückt. Jeder Mann macht mich heute verrückt. Selbst den lahmen Egon könnte ich jetzt verführen, auch wenn nicht viel dabei herauskommt.
    »Eine Zigarette?«
    Sie hielt dem Mann ihre Packung hin.
    »Danke.«
    Sie rauchten schweigend, sahen aus dem Fenster, blickten sich dann an und fuhren aufeinander zu. Es war, als ob ein Magnet den anderen anzieht … sie prallten aufeinander, umklammerten sich und küßten sich mit atemloser Wildheit.
    »Du bist verrückt«, keuchte Ilse Trapps, als er ihr das Kleid aufriß. »Mensch, behalt den Kopf! Doch nicht hier! Das können wir bequemer haben. Eine Stunde werden wir ja noch aushalten können. Ich nehme dich mit zu uns … den Wagen kannst du morgen abschleppen lassen! Den klaut keiner! Aber jetzt hör endlich auf. Im Auto … das ist immer eine halbe Sache. Dich will ich richtig haben …«
    »Du roter Teufel!« sagte der Mann. Er bog Ilses Kopf zurück und grub seine Zähne in ihre Lippen. Sie schrie auf, schlug um sich, aber der Mann lachte nur, dunkel, kraftvoll, entwaffnend. »Du verdammter roter Satan! Auf dich habe ich gewartet! Du bist Himmel und Hölle in einem! Aber was soll der Himmel bei uns? Es lebe die Hölle! Die Hölle ist heiß und verdammt und verflucht! Wir wollen auch verdammt und verflucht sein. Es lebt sich besser so!«
    Er riß sie wieder an sich, küßte sie und überzog sie mit der Nässe, die aus seinen Kleidern troff.
    Später fuhren sie über die Autobahn, langsam, denn Ilses Atem flog und ihre Hände zitterten am Lenkrad.
    »Wer bist du?« fragte sie. Und als der Mann nicht antwortete, fragte sie noch einmal: »Wer bist du?«
    »Der große Boss«, erwiderte der Mann.
    »Wer?«
    »Nenn mich den großen Boss. Alle nennen mich so.«
    Über Ilses Rücken krabbelten Spannung und Angst. »Das klingt wie im Fernsehen. Du bist doch kein Gangster,

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