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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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auch dieses Gefühl nahm sie nur wie aus weiter Ferne wahr. Einer Ferne, die diesmal nicht nur räumlicher, sondern auch zeitlicher Natur war.
    Als sie ihn auf den Hals küsste und seine weiche Haut unter ihren Lippen spürte, hatte sie auf einmal den Eindruck, er würde von einer ganz anderen Frau geküsst werden. Sein Schwanz dehnte sie zwar deutlich, aber er schien in einer ganz anderen Muschi zu stecken. Ein seltsames Gefühl, das sie aber ohne jede Angst akzeptierte.
    Während André begann, sie voller Zärtlichkeit zu lieben, verspürte Belinda auf einmal das dringende Bedürfnis, den Kopf zur Seite zu drehen. Wie durch einen flimmernden Lichtnebel sah sie, dass Michiko jetzt direkt neben ihnen stand und ihre Lippen bewegte. Diesmal war es kein Buch, aus dem sie vorlas, sondern sie rezitierte etwas, das sie offensichtlich auswendig kannte. In der einen Hand hielt die Japanerin das seidene Ende des weißen Bandes und in der anderen die Kristallphiole, in der Arabelle wohnte.
    Bedächtig und immer noch unverständliche Worte murmelnd, drehte Michiko das Gefäß um und entließ das blaue Leuchten, das sich auf dem Band sammelte, aus seinem Gefängnis. Als die durchsichtige Phiole leer war, begann das Blau zügig an dem daumenbreiten Band hochzuklettern.
    Belinda hätte gern weiter zugeschaut, aber André drehte ihren Kopf, um ihr ins Gesicht blicken zu können. Seine Augen sahen aus wie zwei glühende Saphire, und seine ganze Erscheinung wirkte wie verwandelt.
    «Es wird wahr   … Großer Gott, es wird wirklich wahr!» Sein Mund presste sich zu einem Kuss auf ihre vollen Lippen, der ihr alle Sinne raubte. Das Letzte, was sie noch hörte, war: «Oh, danke   … Danke, Belinda!»

Epilog
    «Was ist passiert? Hat es funktioniert?», rief Jonathan bleich und aufgelöst in die Kapelle stürmend.
    Belinda spürte, wie sie von Michikos starken Armen gehalten und wieder zum Leben erweckt wurde. «Ich glaube schon», antwortete sie nach einem kurzen Blick in das Gesicht der Japanerin.
    «Ja, es hat funktioniert», bestätigte Michiko. Das Gesicht unter der weißen Make-up-Maske glühte förmlich. «Voll und ganz. Meine Freunde sind jetzt frei.» Sie warf Jonathan einen forschenden Blick zu. «Es gibt nichts mehr, wovor ihr Angst haben müsst.»
    «Alles in Ordnung bei dir?», fragte er in Richtung Belindas, die immer noch auf dem Tisch saß und von ihrer Freundin gehalten wurde. Sie hatte Andrés sternenbesetztes Cape umgelegt. Ihr war zwar kalt, und sie zitterte ein bisschen, aber ansonsten schien wirklich alles in Ordnung zu sein. Abgesehen von einem leichten Schock fühlte sie sich gut.
    «Alles okay», antwortete sie und warf ihm ein Lächeln zu, von dem sie allerdings nicht wusste, ob es ihn überzeugte. Als sie ihren Freund näher betrachtete, legte sie besorgt die Stirn in Falten. «Aber was ist mit dir? Du siehst ja schrecklich aus!»
    Jonathans Gesicht war immer noch unnatürlich bleich, und sein Haar stand in Büscheln hoch, als wäre jemand wieder und wieder mit den Fingern hindurchgefahren. Auch seine Kleidung sah völlig mitgenommen aus, und erwar barfuß. Die Augäpfel fielen ihm fast aus dem Kopf, so groß waren sie.
    «Ich hab noch nie in meinem Leben solche Angst gehabt», erklärte er mit brüchiger Stimme und setzte sich neben seine Freundin. «In der einen Minute mache ich noch mit Paula rum   …», er warf Belinda einen beschämten Blick zu, den sie aber mit einer aufmunternden Berührung seines Arms abwehrte, «…   und in der nächsten springt eine Frau von mir runter, die gar nicht Paula ist. Sie hat geschrien und ist rumgewirbelt, als würde sie in Flammen stehen oder so was. Doch dann plötzlich ‹puff›, und weg war sie! Ich hatte solchen Schiss, dass ich mir fast in die Hose gemacht hätte!»
    Belinda konnte seinen Arm unter ihrer Hand zittern spüren und strich sanft darüber. Jonathans Erlebnis war ganz offensichtlich nicht so lyrisch gewesen wie das ihre. Nicht, dass Belinda überhaupt genau wusste, was geschehen war, denn sie hatte erst vor ein paar Minuten in Michikos Armen liegend die Augen aufgeschlagen. Von André und seiner geistigen Geliebten war nichts zu sehen gewesen.
    «Jetzt ist sie für immer fort, Jonathan», sagte die Japanerin mit ruhiger Stimme und fing an, das Zubehör der Befreiung wegzuräumen: das Grimoire, die Kristallphiole und das schlaffe Seidenband. «Sie war durch einen Zauber an Andrés Existenz gebunden. Als er fortging, wurde es also auch für sie

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