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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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aufgespießt.
    »Die Armen! Die Armen!« sagte Frieda. »Warum ich sie weggetrieben habe?« fragte K. »Der unmittelbare Anlaß dafür bist Du gewesen.« »Ich?« fragte Frieda ohne den Blick von draußen abzuwenden. »Deine allzufreundliche Behandlung der Gehilfen«, sagte K., »das Verzeihen ihrer Unarten, das Lachen über sie, das Streicheln ihrer Haare, das fortwährende Mitleid mit ihnen, ‚die Armen, die Armen› sagst Du wieder, und schließlich der letzte Vorfall, da ich Dir als Preis nicht zu hoch war, die Gehilfen von den Prügeln loszukaufen.« »Das ist es ja«, sagte Frieda, »davon spreche ich doch, das ist es ja was mich unglücklich macht, was mich von Dir abhält, während ich doch kein größeres Glück für mich weiß, als bei Dir zu sein, immerfort, ohne Unterbrechung, ohne Ende, während ich doch davon träume, daß hier auf der Erde kein ruhiger Platz für unsere Liebe ist, nicht im Dorf und nicht anderswo und ich mir deshalb ein Grab vorstelle, tief und eng, dort halten wir uns umarmt wie mit Zangen, ich verberge mein Gesicht an Dir, Du Deines an mir und niemand wird uns jemals mehr sehn. Hier aber – Sieh die Gehilfen! Nicht Dir gilt es wenn sie die Hände falten, sondern mir.« »Und nicht ich«, sagte K., »sehe sie an, sondern Du.« »Gewiß, ich«, sagte Frieda, fast böse, »davon spreche ich doch immerfort; was würde denn sonst daran liegen, daß die Gehilfen hinter mir her sind, mögen sie auch Abgesandte Klamms sein –« »Abgesandte Klamms«, sagte K., den diese Bezeichnung, so natürlich sie ihm gleich erschien, doch sehr überraschte. »Abgesandte Klamms, gewiß«, sagte Frieda, »mögen sie dies sein, so sind sie doch auch gleichzeitig läppische Jungen, die zu ihrer Erziehung noch Prügel brauchen. Was für häßliche schwarze Jungen es sind und wie abscheulich ist der Gegensatz zwischen ihren Gesichtern, die auf Erwachsene, ja fast auf Studenten schließen lassen, und ihrem kindisch-närrischen Benehmen. Glaubst Du daß ich das nicht sehe? Ich schäme mich ja ihrer. Aber das ist es ja eben, sie stoßen mich nicht ab, sondern ich schäme mich ihrer. Ich muß immer zu ihnen hinsehn. Wenn man sich über sie ärgern sollte, muß ich lachen. Wenn man sie schlagen sollte muß ich über ihr Haar streichen. Und wenn ich neben Dir liege in der Nacht kann ich nicht schlafen und muß über Dich hinweg zusehn, wie der eine fest in die Decke eingerollt schläft und der andere vor der offenen Ofentür kniet und heizt und ich muß mich vorbeugen daß ich Dich fast wecke. Und nicht die Katze erschreckt mich – ach ich kenne Katzen und ich kenne auch das unruhige, immerfort gestörte Schlummern im Ausschank – nicht die Katze erschreckt mich, ich selbst mache mir Schrecken. Und es bedarf gar nicht dieses Ungetümes von einer Katze, ich fahre beim kleinsten Geräusch zusammen. Einmal fürchte ich daß Du aufwachen wirst und alles 2 zuende sein wird und dann wieder springe ich auf und zünde die Kerze an, damit Du nur schnell aufwachst und mich beschützen kannst.« »Von dem allen habe ich nichts gewußt«, sagte K., »nur in einer Ahnung dessen habe ich sie vertrieben, nun sind sie aber fort, nun ist vielleicht alles gut.« »Ja, endlich sind sie fort«, sagte Frieda, aber ihr Gesicht war gequält, nicht freudig, »nur wissen wir nicht, wer sie sind. Abgesandte Klamms, ich nenne sie in meinen Gedanken im Spiele so, aber vielleicht sind sie es wirklich. Ihre Augen, diese einfältigen und doch funkelnden Augen, erinnern mich irgendwie an die Augen Klamms, ja, das ist es, es ist Klamms Blick, der mich manchmal aus ihren Augen durchfährt. Und unrichtig ist es deshalb wenn ich sagte, daß ich mich ihrer schäme. Ich wollte nur, es wäre so. Ich weiß zwar, daß anderswo und bei andern Menschen das gleiche Benehmen dumm und anstößig wäre, bei ihnen ist es nicht so, mit Achtung und Bewunderung sehe ich ihren Dummheiten zu. Wenn es aber Klamms Abgesandte sind, wer befreit uns von ihnen und wäre es dann überhaupt gut von ihnen befreit zu werden? Müßtest Du sie dann nicht schnell hereinholen und glücklich sein, wenn sie noch kämen?« »Du willst daß ich sie wieder hereinlasse?« fragte K. »Nein, nein«, sagte Frieda, »nichts will ich weniger. Ihren Anblick, wenn sie nun hereinstürmen würden, ihre Freude mich wieder zu sehn, ihr Herumhüpfen von Kindern und ihr Armeausstrecken von Männern, das alles würde ich vielleicht gar nicht ertragen können. Wenn ich dann aber wieder

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