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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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über der Mutter alles andere; wen immer man gegenüber der Mutter aufstellte, er kam gleich ins Unrecht, jetzt war es K. gewesen, aber es konnte z.B. auch der Vater sein. K. wollte dieses Letztere versuchen und sagte, es sei gewiß sehr vernünftig vom Vater, daß er die Mutter vor jeder Störung so behüte und wenn er, K., damals etwas ähnliches nur geahnt hätte, hätte er gewiß die Mutter nicht anzusprechen gewagt und er lasse jetzt noch nachträglich zuhause um Entschuldigung bitten. Dagegen könne er nicht ganz verstehn, warum der Vater, wenn die Ursache des Leidens so klargestellt sei, wie Hans sage, die Mutter zurückhalte sich in anderer Luft zu erholen; man müsse sagen, daß er sie zurückhalte, denn sie gehe nur der Kinder- und seinetwegen nicht fort, die Kinder aber könnte sie mitnehmen, sie müßte ja nicht für lange Zeit fortgehn und auch nicht sehr weit; schon oben auf dem Schloßberg sei die Luft ganz anders. Die Kosten eines solchen Ausfluges müsse der Vater nicht fürchten, er sei ja der größte Schuster im Ort und gewiß habe auch er oder die Mutter Verwandte oder Bekannte im Schloß, die sie gern aufnehmen würden. Warum lasse er sie nicht fort? Er möge ein solches Leiden nicht unterschätzen, K. habe ja die Mutter nur flüchtig gesehn, aber eben ihre auffallende Blässe und Schwäche habe ihn dazu bewogen sie anzusprechen, schon damals habe er sich gewundert, daß der Vater in der schlechten Luft des allgemeinen Bade- und Waschraums die kranke Frau gelassen und sich auch in seinen lauten Reden keine Zurückhaltung auferlegt habe. Der Vater wisse wohl nicht um was es sich handle, mag sich auch das Leiden in der letzten Zeit vielleicht gebessert haben, ein solches Leiden hat Launen, aber schließlich kommt es doch, wenn man es nicht bekämpft, mit gesammelter Kraft und nichts kann dann mehr helfen. Wenn K. schon nicht mit der Mutter sprechen könne, wäre es doch vielleicht gut, wenn er mit dem Vater sprechen und ihn auf dies alles aufmerksam machen würde.
    Hans hatte gespannt zugehört, das meiste verstanden, die Drohung des unverständlichen Restes stark empfunden. Trotzdem sagte er, mit dem Vater könne K. nicht sprechen, der Vater habe eine Abneigung gegen ihn und er würde ihn wahrscheinlich wie der Lehrer behandeln. Er sagte dies lächelnd und schüchtern, wenn er von K. sprach, und verbissen und traurig wenn er den Vater erwähnte. Doch fügte er hinzu, daß K. vielleicht doch mit der Mutter sprechen könnte, aber nur ohne Wissen des Vaters. Dann dachte Hans mit starrem Blick ein Weilchen nach, ganz wie eine Frau die etwas Verbotenes tun will und eine Möglichkeit sucht, es ungestraft auszuführen und sagte, übermorgen wäre es vielleicht möglich, der Vater gehe abends in den Herrenhof, er habe dort Besprechungen, da werde er, Hans, abend kommen und K. zur Mutter führen, vorausgesetzt allerdings daß die Mutter zustimmt, was noch sehr unwahrscheinlich sei. Vor allem tue sie ja nichts gegen den Willen des Vaters, in allem füge sie sich ihm, auch in Dingen, deren Unvernunft selbst er, Hans, klar einsehe. Wirklich suchte nun Hans bei K. Hilfe gegen den Vater, es war, als habe er sich selbst getäuscht, da er geglaubt hatte, er wolle K. helfen, während er in Wirklichkeit hatte ausforschen wollen, ob nicht vielleicht, da niemand aus der alten Umgebung hatte helfen können, dieser plötzlich erschienene und nun von der Mutter sogar erwähnte Fremde dies imstande sei. Wie unbewußt verschlossen, fast hinterhältig war der Junge, es war bisher aus seiner Erscheinung und seinen Worten kaum zu entnehmen gewesen, erst aus den förmlich nachträglichen, durch Zufall und Absicht hervorgeholten Geständnissen merkte man es. Und nun überlegte er in langen Gesprächen mit K. welche Schwierigkeiten zu überwinden waren, es waren beim besten Willen Hansens fast unüberwindliche Schwierigkeiten, ganz in Gedanken und doch hilfesuchend sah er mit unruhig zwinkernden Augen K. immerfort an. Vor des Vaters Weggang durfte er der Mutter nichts sagen, sonst erfuhr es der Vater und alles war unmöglich gemacht, also erst später durfte er es erwähnen, aber auch jetzt mit Rücksicht auf die Mutter nicht plötzlich und schnell, sondern langsam und bei passender Gelegenheit, dann erst mußte er der Mutter Zustimmung erbitten, dann erst konnte er K. holen, war aber dann nicht schon zu spät, drohte nicht schon des Vaters Rückkehr? Ja, es war doch unmöglich. K. bewies dagegen, daß es nicht unmöglich

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