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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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bedenke, daß Du, wenn Du gegen sie hart bleibst, damit vielleicht Klamm selbst den Zutritt zu Dir verweigerst, will ich Dich mit allen Mitteln vor den Folgen dessen bewahren. Dann will ich, daß Du sie hereinkommen läßt. Dann nur schnell herein mit ihnen. Nimm keine Rücksicht auf mich, was liegt an mir. Ich werde mich wehren, solange ich kann, wenn ich aber verlieren sollte, nun so werde ich verlieren aber dann mit dem Bewußtsein, daß auch dies für Dich geschehen ist.« »Du bestärkst mich nur in meinem Urteil hinsichtlich der Gehilfen«, sagte K., »niemals werden sie mit meinem Willen hereinkommen. Daß ich sie hinausgebracht habe, beweist doch, daß man sie unter Umständen beherrschen kann und damit weiterhin, daß sie nichts Wesentliches mit Klamm zu tun haben. Erst gestern abend bekam ich einen Brief von Klamm, aus dem zu sehen ist, daß Klamm über die Gehilfen ganz falsch unterrichtet ist, woraus wieder geschlossen werden muß daß sie ihm völlig gleichgültig sind, denn wären sie dies nicht, so hätte er sich doch gewiß genaue Nachrichten über sie beschaffen können. Daß aber Du Klamm in ihnen siehst, beweist nichts, denn noch immer, leider, bist Du von der Wirtin beeinflußt und siehst Klamm überall. Noch immer bist Du Klamms Geliebte, noch lange nicht meine Frau. Manchmal macht mich das ganz trübe, mir ist dann wie wenn ich alles verloren hätte, ich habe dann das Gefühl als sei ich eben erst ins Dorf gekommen, aber nicht hoffnungsvoll, wie ich damals in Wirklichkeit war, sondern im Bewußtsein daß mich nur Enttäuschungen erwarten und daß ich eine nach der andern werde durchkosten müssen bis zum letzten Bodensatz.« »Doch ist das nur manchmal«, fügte K. lächend hinzu, als er sah wie Frieda unter seinen Worten zusammensank, »und beweist doch im Grunde etwas Gutes, nämlich was Du mir bedeutest. Und wenn Du mich jetzt aufforderst, zwischen Dir und den Gehilfen zu wählen, so haben damit die Gehilfen schon verloren. Was für ein Gedanke, zwischen Dir und den Gehilfen zu wählen. Nun will ich sie aber endgiltig los sein. Wer weiß übrigens, ob die Schwäche, die uns beide überkommen hat, nicht daher stammt, daß wir noch immer nicht gefrühstückt haben.« »Möglich«, sagte Frieda müde lächelnd und ging an die Arbeit. Auch K. ergriff wieder den Besen.

13 Hans
    Nach einem Weilchen klopfte es leise. »Barnabas!« schrie K., warf den Besen hin und war mit einigen Sätzen bei der Tür. Über den Namen mehr als über alles andere erschrocken, sah ihn Frieda an. Mit den unsicheren Händen konnte K. das alte Schloß nicht gleich öffnen. »Ich öffne schon«, wiederholte er immerfort, statt zu fragen, wer denn eigentlich klopfe. Und mußte dann zusehn, wie durch die weit aufgerissene Tür nicht Barnabas hereinkam, sondern der kleine Junge, der schon früher einmal K. hatte ansprechen wollen. K. hatte aber keine Lust sich an ihn zu erinnern. »Was willst Du denn hier?« sagte er, »unterrichtet wird nebenan.« »Ich komme von dort«, sagte der Junge und sah mit seinen großen braunen Augen ruhig zu K. auf, stand aufrecht da, die Arme eng am Leib. »Was willst Du also? Schnell!« sagte K. und beugte sich ein wenig hinab, denn der Junge sprach leise. »Kann ich Dir helfen?« fragte der Junge. »Er will uns helfen«, sagte K. zu Frieda und dann zum Jungen: »Wie heißt Du denn?« »Hans Brunswick«, sagte der Junge, »Schüler der vierten Klasse, Sohn des Otto Brunswick, Schustermeisters in der Madeleinegasse.« »Sieh mal, Brunswick heißt Du«, sagte K. und war nun freundlicher zu ihm. Es stellte sich heraus, daß Hans durch die blutigen Striemen, welche die Lehrerin in K.’s Hand eingekratzt hatte, so erregt worden war, daß er sich damals entschlossen hatte K. beizustehn. Eigenmächtig war er jetzt auf die Gefahr großer Strafe hin aus dem Schulzimmer nebenan wie ein Deserteur weggeschlichen. Es mochten vor allem solche knabenhafte Vorstellungen sein, die ihn beherrschten. Ihnen entsprechend war auch der Ernst, der aus allem sprach, was er tat. Nur anfänglich hatte ihn Schüchternheit behindert, bald aber gewöhnte er sich an K. und Frieda und als er dann heißen guten Kaffee zu trinken bekommen hatte war er lebhaft und zutraulich geworden und seine Fragen waren eifrig und eindringlich, so als wolle er möglichst schnell das Wichtigste erfahren um dann selbstständig für K. und Frieda Entschlüsse fassen zu können. Es war auch etwas Befehlshaberisches in seinem Wesen, aber es war

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