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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Amalias vollkommen. Sieh, ich habe doch keinen Anlaß Dich für Amalia besonders zu gewinnen und versuche ich es dennoch, tue ich es nur Deinetwegen. Amalia war irgendwie die Ursache unseres Unglücks, das ist gewiß, aber selbst der Vater, der doch am schwersten von dem Unglück getroffen war und sich in seinen Worten niemals sehr beherrschen konnte, gar zuhause nicht, selbst der Vater hat Amalia auch in den schlimmsten Zeiten kein Wort des Vorwurfs gesagt. Und das nicht etwa deshalb weil er Amalias Vorgehn gebilligt hätte; wie hätte er, ein Verehrer Sortinis, es billigen können, nicht von der Ferne konnte er es verstehn, sich und alles was er hatte, hätte er Sortini wohl gern zum Opfer gebracht, allerdings nicht so wie es jetzt wirklich geschah, unter Sortinis wahrscheinlichem Zorn. Wahrscheinlichem Zorn, denn wir erfuhren nichts mehr von Sortini; war er bisher zurückgezogen gewesen, so war es von jetzt ab, als sei er überhaupt nicht mehr. Und nun hättest Du Amalia sehn sollen in jener Zeit. Wir alle wußten, daß keine ausdrückliche Strafe kommen werde. Man zog sich nur von uns zurück. Die Leute hier, wie auch das Schloß. Während man aber den Rückzug der Leute natürlich merkte, war vom Schloß gar nichts zu merken. Wir hatten ja früher auch keine Fürsorge des Schlosses gemerkt, wie hätten wir jetzt einen Umschwung merken können. Diese Ruhe war das Schlimmste. Bei weitem nicht der Rückzug der Leute, sie hatten es ja nicht aus irgendeiner Überzeugung getan, hatten vielleicht auch gar nichts Ernstliches gegen uns, die heutige Verachtung bestand noch gar nicht, nur aus Angst hatten sie es getan und jetzt warteten sie wie es weiter ausgehn werde. Auch Not hatten wir noch keine zu fürchten, alle Schuldner hatten uns gezahlt, die Abschlüsse waren vorteilhaft gewesen, was uns an Lebensmitteln fehlte, darin halfen uns im Geheimen Verwandte aus, es war leicht, es war ja in der Erntezeit, allerdings Felder hatten wir keine und mitarbeiten ließ man uns nirgends, wir waren zum erstenmal im Leben fast zum Müßiggang verurteilt. Und nun saßen wir beisammen bei geschlossenen Fenstern in der Hitze des Juli und August. Es geschah nichts. Keine Vorladung, keine Nachricht, kein Besuch, nichts.« »Nun«, sagte K., »da nichts geschah und auch keine ausdrückliche Strafe zu erwarten war, wovor habt Ihr Euch gefürchtet? Was seid Ihr doch für Leute!« »Wie soll ich es Dir erklären?« sagte Olga. »Wir fürchteten nichts Kommendes, wir litten schon nur unter dem Gegenwärtigen, wir waren mitten in der Bestrafung darin. Die Leute im Dorf warteten ja nur darauf, daß wir zu ihnen kämen, daß der Vater seine Werkstatt wieder aufmachte, daß Amalia, die sehr schöne Kleider zu nähen verstand, allerdings nur für die Vornehmsten, wieder um Bestellungen käme, es tat ja allen Leuten leid, was sie getan hatten; wenn im Dorf eine angesehene Familie plötzlich ganz ausgeschaltet wird, hat jeder irgendeinen Nachteil davon; sie hatten, als sie sich von uns lossagten, nur ihre Pflicht zu tun geglaubt, wir hätten es an ihrer Stelle auch nicht anders getan. Sie hatten ja auch nicht genau gewußt, um was es sich gehandelt hatte, nur der Bote war, die Hand voll Papierfetzen, in den Herrenhof zurückgekommen, Frieda hatte ihn ausgehn und dann wieder kommen gesehn, paar Worte mit ihm gesprochen und das, was sie erfahren hatte, gleich verbreitet, aber wieder gar nicht aus Feindseligkeit gegen uns, sondern einfach aus Pflicht, wie es im gleichen Falle die Pflicht jedes andern gewesen wäre. Und nun wäre den Leuten, wie ich schon sagte, eine glückliche Lösung des Ganzen am willkommensten gewesen. Wenn wir plötzlich einmal gekommen wären mit der Nachricht, daß alles schon in Ordnung sei, daß es z.B. nur ein inzwischen völlig aufgeklärtes Mißverständnis gewesen sei, oder daß es zwar ein Vergehen gewesen sei aber es sei schon durch die Tat gutgemacht oder – selbst das hätte den Leuten genügt – daß es uns durch unsere Verbindungen im Schloß gelungen sei, die Sache niederzuschlagen – man hätte uns ganz gewiß mit offenen Armen wiederaufgenommen, Küsse, Umarmungen, Feste hätte es gegeben, ich habe derartiges bei andern einige Male erlebt. Aber nicht einmal eine solche Nachricht wäre nötig gewesen; wenn wir nur frei gekommen wären und uns angeboten, die alten Verbindungen wiederaufgenommen hätten, ohne auch nur ein Wort über die Briefgeschichte zu verlieren, es hätte genügt, mit Freude hätten alle

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