Das schoenste Maedchen der Welt
tausend zärtlichen Worte noch nicht vergessen und verschwendete ihn an Pauline. Gern hörte ihm Paul dabei zu, denn es machte ihm Freude, wenn einer Pauline eine Freude bereitete. „Recht so“, pflegte er Haberland zu loben, wenn sie allein waren, „meine Frau hat sowieso wenig vom Leben. Sie glaubt, was du sagst, und dir fällt es nicht schwer.“ Da wagte Haberland eines Abends den Vorschlag, Pauline in einen Film zu führen. „Es wird vielleicht Paul nicht recht sein“, warf Pauline ein. Aber es war Paul recht, Pauline stellte es zu ihrer Verwunderung fest. Aus dem ersten Abend wurde eine Verabredung für die ganze Woche. Konnte Paul noch etwas dagegen haben, wenn sie an heißen Tagen mit Haberland zum Schwimmen ging? Pauline war eine leidenschaftliche Schwimmerin, und Paul stand immer wie eine Glucke besorgt am Ufer, wenn sie einige Meter weiter hinausschwamm. Jetzt, da Paul sich überzeugt hatte, ein wie guter Schwimmer Haberland war, blieb er lieber daheim, werkelte in seinem Garten und trug in Kannen das Wasser zu den Blumen, statt selber darin zu schwimmen. Und während des Urlaubs, als sie zu dritt in die Berge fuhren, saß Paul vergnügt allein unten im Tal und preßte für sein Herbarium das Edelweiß, das Haberland unter Lebensgefahr für Pauline vom Felsen holte, hoch droben, wo die beiden oft eine Nacht ausbleiben mußten und die Zuflucht einer Hütte für die Nacht in Anspruch nahmen, wenn ein Wettersturz den Heimweg vereitelte.
Nein, niemals wäre es Paul eingefallen, auch nur den geringsten Verdacht zu hegen. Wann kommt ein Mann schon von selbst auf diese Gedanken? Er sah nichts, was ihn stutzig machte, und Freunde, die es ihm einsagten, hatte er nicht.
Jedoch, was große Tatsachen oft nicht vermögen, bewirkt ein kleiner Stein des Anstoßes. Man saß daheim zu Tisch, Haberland hatte sich auch eingefunden und Pauls Einladung zu einem Mittagstisch gern angenommen. Es gab Kalbsnierenbraten, eine köstliche Erfüllung für verwöhnte Mäuler. Gerade Paul liebte ihn, und die Niere, die zwischen saftigem Fett eingebettet lag, war seit Jahren ein ihm vorbehaltener Leckerbissen. Paul erschrak daher nicht wenig, als Pauline sich anschickte, die kleine Niere in zwei Teile zu schneiden.
Das war ihm eigentlich außer dem Spaß. Da aber das eine Stück wesentlich größer ausfiel, verschluckte er seinen ersten Schrecken und hob sich die Belehrung bis nach dem Abgang des Gastes auf. Wie aber weiteten sich seine Augen, wie schoß ihm das Blut zu Kopf, wie furchtbar dämmerte ihm plötzlich ein unheimlicher Verdacht, als er sah, wie Pauline das größere Stücklein der kernigen Niere auf Haberlands Teller legte. Nein, das war kein Verdacht mehr, das war ein sicherer, ein eindeutiger Beweis.
„Treulose!“ schrie er auf, „ihr betrügt mich!“
„Aber — „
„Ihr liebt euch! Ich weiß es!“
„Paul!“
„Lügt nicht! Hier ist der Beweis!“
Er stach mit der Gabel auf Haberlands Teller in die Niere.
Hoch hob er das Beweisstück.
„Was denken Sie von uns?“ rief Haberland heuchlerisch.
„Wirklich nicht?“
„Niemals. Mein Ehrenwort!“
„Ich will es euch glauben. Verzeiht mir, Freunde!“
Beruhigt setzte sich Paul nieder.
Und verzehrte gemütlich die gerettete Niere.
Der Auftrag
Herr Plimm hatte einen Auftrag zu vergeben. Herr Plimm war ein kleiner Macher und machte Pfefferminzbonbons. Sein Umsatz betrug alljährlich etwa zehntausend Pfefferminzbonbons, und als Herr Plimm das erste Hunderttausend erreicht hatte, beschloß er, etwas in Reklame zu stecken, und gab drei akademischen Malern den Auftrag, ihm ein künstlerisches Plakat unverbindlich zu entwerfen. Herr Plimm nannte selbst die nötigen Anleitungen. Das Plakat sollte eine Frau darstellen, schlank, jung, blond, blauäugig, die gerade ein Pfefferminzbonbon in den Mund schob. Darunter wünschte Herr Plimm die Schrift: „ Plimms Bonbons sind die besten!“ Für den besten Entwurf setzte Plimm fünfzig Mark aus.
Nach drei Tagen brachten die Maler die Entwürfe. Jeder hatte vier Entwürfe gezeichnet, völlig ausgeführt, auf bestem Papier. Jeder begrüßte Herrn Plimm hinten und vorn. Herr Plimm betrachtete die Zeichnungen.
„Nein, das gefällt mir alles nicht!“ sagte er dann.
„Wir ändern es gern. Was gefällt Ihnen nicht?“
„Das kann ich Ihnen nicht so genau sagen! Ich bin ja kein akademischer Maler, S i e müssen doch den Blick dafür haben, Sie haben ja auf Maler gelernt!“
„Sie müssen uns nur sagen, wie
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