Das schoenste Maedchen der Welt
Sie es wollen, Herr Plimm.“
Herr Plimm schüttelte den Kopf:
„Das ist nun absolut nicht meine Pflicht, meine Herren! Ich zahle Ihnen mein teures Geld! Fünfzig Mark für so eine kleine Zeichnung! Als ob Malen eine Kunst wäre! Sehen Sie sich einmal das Schild da drüben an ,Rauchen verboten!’, das habe ich selbst gemalt. Ist das ein schönes Schild oder ist das kein schönes Schild, meine Herren?“
„Das ist ein schönes Schild, Herr Plimm!“
„Aber Ihr Plakat ist eine Patzerei, meine Herren“, fuhr Herr Plimm fort, „alle Worte gleich groß geschrieben! Falsch, ganz falsch ist das! Der Firmenname muß herausfallen , ,Plimm’ muß doppelte Größe haben, dann weiß man, welche Bonbons die besten sind. Habe ich nicht recht, meine Herren?“
„Sie haben recht, Herr Plimm.“
„Und nicht nur das — auch ,Bonbons’ muß doppelt so groß geschrieben werden, die Leute müssen ja wissen, was Plimm fabriziert. ,Plimm’ allein sagt gar nichts. , Plimms Bonbons’ also doppelt so groß! Und die Worte ,die besten!’ müssen noch größer sein! Damit jeder weiß, wie Plimms Bonbons sind. Ist es so oder ist es nicht so, meine Herren?“
„Es ist so, Herr Plimm.“
„Alles muß ich Ihnen erst sagen! Und wie sieht die Frau aus? Hinten nichts, vorne nichts, möchten Sie so eine Frau heiraten? Ich nicht! Also noch ein bissel was drauf, meine Herren, schöpfen Sie aus Ihren Erinnerungen! Und im Hintergrund muß eine schöne Landschaft sein, jeder Mensch sieht heute gern eine schöne Landschaft, da kann meine Fabrik drauf sein, im Hintergrund meine Fabrik, Lastautos mit Pfefferminzrollen, der Briefträger, der die Aufträge kaum mehr schleppen kann — und die Frau im Vordergrund steckt nicht nur einen Bonbon in den Mund, nein, sie nimmt und schiebt gleich eine ganze Handvoll in den Mund, so gut schmecken sie ihr — und dann malen Sie vor den Mund ein großes ,Ah! Wie lecker!’ — sehen Sie das ein, meine Herren?“
„Wir sehen alles ein, was Sie sagen, Herr Plimm.“
„Und fünfzig Mark gibt es jetzt natürlich auch nicht mehr, nachdem ich Ihnen die halbe Arbeit abgenommen habe, jetzt zahle ich nur noch fünfundzwanzig Mark. Sehen Sie, so schnell verdiene ich fünfundzwanzig Mark! Und warum? Weil ich von allem etwas verstehe. Und jetzt gehen Sie nach Hause und machen mir die Entwürfe noch einmal.“
Die drei akademischen Maler sagten zu allem ja und amen. Kunst ist ein schweres Brot und meist trocken dazu. Sie wagten nicht zu widersprechen, sie nickten nur, sie gaben Herrn Plimm in allem recht und erhöhten durch ihre Bescheidenheit Herrn Plimms Selbstbewußtsein . Sie ließen sich von ihm beschimpfen und beflegeln. Sie machten noch zwanzig Entwürfe, sie ließen sich noch dreißigmal nach Hause schicken, am frühen Morgen oder mitten in der Nacht bestellen, immer aufgeblasener wurde Herr Plimm.
Und nie bekamen sie ihren Auftrag.
Da kam ein anderer zufällig dazu. Eine Weile hörte er sich Plimms Getue und Gedonner an. Dann trat er zum Tisch.
„Hören Sie mal, mein Lieber“, sagte er, „was Sie da erzählen, ist großer Quatsch! Ich bin ein bekannter Plakatmaler und werde Ihnen jetzt etwas sagen. Den Auftrag übernehme ich. Nein, erst lassen Sie mich einmal reden! Ich mache Ihnen keine unverbindlichen Probeentwürfe, ich mache das Plakat gleich fix und fertig. Das kostet nicht fünfundzwanzig Mark, das kostet nicht fünfzig Mark, das kostet rund zweihundert Mark. Und zwar sofort auf den Tisch bei Bestellung. Sie verstehen einen Dreck von dem Ganzen, das Schild ,Rauchen verboten!’ ist ein übler Bockmist, und ein großer Herr sind Sie mit Ihren Pfefferminzbonbons noch lange nicht. Ich male Ihnen auch nicht Ihre pubige Fabrik in den Hintergrund, ich male Ihnen keine schöne Frau, ich male Ihnen kein ,Ah ! Wie lecker!’, ich schreibe auch nicht , Plimms Bonbons sind die besten!’, sondern einfach: ,Gebt Kindern keine Bonbons! Zucker verdirbt die Zähne!’ Das können Sie sich dann aufhängen, wo Sie wollen, Herr! Verstanden?“
Herr Plimm saß ganz verdattert da. Herr Plimm wagte kaum zu atmen. Der Fremde drängte:
„Also? Viel Zeit habe ich nicht. Entweder ja oder nein! Aber schnell!“
Da hauchte Herr Plimm:
„Ja — bitte — wenn Sie so liebenswürdig sein wollen —“
Er zahlte dem Fremden die zweihundert Mark auf den Tisch und bedankte sich noch dreimal. Aber als der Fremde gegangen war, schwoll Herr Plimm wieder an und sagte zu den drei Bescheidenen:
„Sehen Sie, von dem
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