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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Recherchen mit ihm. Sobald man sich in die Zeit vor Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zurückbewegte, fand man über Frauen kaum mehr als kurze Randbemerkungen. Nicht einmal die Kirchen machten sich für gewöhnlich die Mühe, den Namen der Mutter im Geburtenregister zu verzeichnen. Und in Nachrufen stand lediglich, die »Frau von Soundso« habe das Zeitliche gesegnet. Wenn nicht gerade Geld vorhanden war, hinterließ ein Frauenleben fast keine Spuren auf den Seiten der Geschichtsbücher. Wir konnten von Glück sagen, dass wir die Familienbibel hatten.
    »Kein Problem. Ich erfinde ihr Leben für den Roman sowieso, da kann ich ihr auch ein fiktives Alter geben. Gehen wir mal davon aus, dass sie mit einundzwanzig heiratete … dann wäre sie 1689 geboren.« Was bedeutete, dass sie in dem Jahr, in dem meine Geschichte begann, achtzehn war.
    Da hörte ich eine gedämpfte Stimme im Hintergrund, und mein Vater sagte: »Deine Mutter möchte auch mit dir reden. Brauchst du noch andere Informationen über die McClellands, wenn ich die Unterlagen schon mal vor mir habe?«
    »Nein, danke. Ich wollte eigentlich nur Sophias Familiennamen.«
    »Beschreib sie als angenehme Persönlichkeit«, bat er mich. »Ich möchte keine schlechten Menschen in der Familie.«
    »Sie ist die Heldin.«
    »Prima. Ich geb dir jetzt deine Mutter.«
    Meine Mutter interessierte sich, wie nicht anders zu erwarten, weniger für unsere Familiengeschichte und das Buch, an dem ich gerade arbeitete, als für die Frage, warum ich so plötzlich von Frankreich zurückgekommen war und warum ich mir ausgerechnet im Winter ein Cottage an der schottischen Küste gesucht hatte. Außerdem wollte sie wissen, ob es dort Klippen gebe. »Oder«, meinte sie dann, »sag’s mir doch lieber nicht.«
    »Bei mir in der Nähe sind keine Klippen«, versicherte ich ihr, aber sie ließ sich nicht täuschen.
    »Geh bitte nicht zu nah an den Rand«, bat sie nur.
    Das brachte mich bei einer zweiten Tasse Kaffee wenig später, kurz nach Beendigung des Gesprächs, zum Lächeln. Sehr viel näher an den Klippenrand heran als mit der Ruine von Slains konnte man eigentlich nicht kommen. Zum Glück hatte meine Mutter mich am Montag nicht darin herumklettern sehen.
    Mittlerweile begann das Feuer zu verlöschen, und so legte ich Kohle nach. Als ich ungeschickt in den Flammen herumstocherte, erfasste mich plötzlich das, was ich »Schriftstellertrance« nenne. Ich schien die glimmenden Gluten in dem Raum in Slains zu sehen und die Männerstimme zu hören, die mir ins Ohr flüsterte: »Uns ist warm genug.«
    Mehr brauchte ich nicht. Ich schloss die Tür des Aga, nahm meine Tasse Kaffee und setzte mich an den Computer. Wenn meine Figuren in der Stimmung waren, mit mir zu reden, wollte ich auch herausfinden, was sie mir mitzuteilen hatten.

 
      1  
     
    Sie kämpfte gegen die Müdigkeit an, die sie in Wellen zu übermannen drohte, in dem Rhythmus, in dem sich ihr Pferd vorwärtsbewegte. Immer wieder spürte sie, wie ihr Körper fast der Versuchung nachgab. Dunkelheit umfing sie, sie begann, vom Sattel zu gleiten, das Gleichgewicht zu verlieren, schreckte wieder hoch. Sie packte die Zügel fester. Das Pferd, das mit Sicherheit genauso müde war wie sie selbst, reagierte mit einem verärgerten Kopfschütteln und richtete ein Auge vorwurfsvoll nach hinten.
    »Sie sind müde?«, fragte der Geistliche, der neben ihr herritt. »Es ist nicht mehr weit. Ich würde unsere Reise gern noch heute zu Ende bringen, aber wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie nicht mehr können …«
    »Doch, doch, Mr. Hall.« Sie straffte die Schultern. Nein, so kurz vor dem Ziel würde sie nicht aufgeben. Vor zwei Wochen war sie von den Western Shires aufgebrochen, und inzwischen taten ihr alle Knochen weh vom Reiten. Der kurze Zwischenstopp vier Tage zuvor in Edinburgh hatte ihr eine Nacht in einem richtigen Bett und heißes Wasser zum Baden beschert, aber die Erinnerung daran begann bereits zu verblassen.
    Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken auf das Bett mit den gold-roten Vorhängen, die frisch gebügelten Laken und die lächelnde Magd zu richten, die den Wasserkrug und die Waschschüssel gebracht hatte, sowie auf die unerwartete Freundlichkeit ihres Gastgebers, des Duke of Hamilton. Natürlich kannte sie ihn vom Hörensagen. Es gab nur wenige, die Eindeutiges zu berichten wussten über den großen James Douglas, den Duke of Hamilton, der praktisch das Parlament in Edinburgh geleitet und lange als

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