Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
während meine Gedanken mit Sicherheit weiterkreisten.
Da hörte ich ein Klicken. Erst als der Elektroofen ausging, wurde mir klar, was passiert war. »Verdammt, der Strom ist weg. Der Sturm …«
»Es liegt nicht am Sturm«, widersprach Graham, »sondern am Zähler. Ich wollte mich am Nachmittag drum kümmern, hab’s aber vergessen. Tut mir leid.«
»Ich mach’s jetzt.«
Doch Graham hielt mich zurück. »Lass sein. Uns ist warm genug«, murmelte er.
»Graham?«, fragte ich, als mir klar wurde, was er da gerade gesagt hatte.
Doch er hörte mich schon nicht mehr.
Vielleicht war es Zufall, dass er bereits zum zweiten Mal genau Morays Worte benutzte. Und Moray sah auch nur aus wie er, weil ich ihn so beschrieben hatte, oder?
Die Familie seiner Mutter sei seit Ewigkeiten in der Gegend ansässig, hatte Graham mir ganz am Anfang gesagt.
Hatte irgendjemand sich je die Mühe gemacht, Grahams Stammbaum zurückzuverfolgen? Würde ich, falls ich es selbst täte, eine Fischerfamilie entdecken, die in einem Cottage nördlich der Bullers of Buchan gelebt hatte?
Das klang zu sehr nach Fiktion, um wahr zu sein. Doch der Wind, der ums Cottage heulte, erinnerte mich an Sophia, die wie an meinem ersten Tag hier sagte, dass dieser Ort ihr Herz in seinem Bann halte. Und die Countess antwortete, sie werde darauf aufpassen, und wenn Gott wolle, würde es sie eines Tages nach Hause zurücklocken.
Fast konnte ich spüren, wie Sophias Herz sich mit dem meinen verband. Als Graham den Arm um mich schlang, wurde ich ganz ruhig und schlief ein.
Historischer Hintergrund
Jeder historische Roman stützt sich auf reale Personen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen – die kleine Anna, die Bediensteten in Slains und Sophia –, gab es die beschriebenen Figuren im achtzehnten Jahrhundert tatsächlich, und ihre Handlungen entsprechen den realen.
Nicht, dass es einfach wäre herauszufinden, was während der Invasion von 1708 wirklich passierte. Die Beteiligten versuchten aus unterschiedlichen Gründen, die Wahrheit zu vertuschen, so dass man selbst den Zeitzeugnissen nicht trauen kann. Ich bin John S. Gibsons vorzüglicher Schilderung dieser Invasion mit dem Titel Playing the Scottish Card: The Franco-Jacobite Invasion of 1708 verpflichtet, dem Buch, das mich überhaupt erst darauf brachte, über diese Zeit zu schreiben, außerdem Colonel Nathaniel Hookes herrlich detaillierten Erinnerungen, die 1760 als The Secret History of Colonel Hooke’s Negotiations in Scotland, in Favour of the Pretender veröffentlicht wurden. Ich hatte das Glück, auf eine Originalausgabe von Hookes Bericht zu stoßen, der nun nicht nur meine Hausbibliothek ziert, sondern sich auch von unschätzbarem Wert für die Entwicklung der Handlung erwies.
Ich habe versucht, so weit wie möglich Zeitzeugnisse zu verwenden. Wo Dialoge zwischen Personen schriftlich fixiert wurden, zitiere ich sie. Wenn sich Captain Gordons Schiff an einem bestimmten Tag im Edinburgher Hafen Leith aufhielt, befindet es sich auch in meinem Roman dort. An diese Regel halte ich mich sogar bei den Nebenfiguren: Mr. Halls* [* In Playing the Scottish Card behauptet Gibson, »Mr. Hall« sei der Deckname eines gewissen Father Carnegy gewesen.] Slains-Besuche für den Duke of Hamilton entsprechen ebenso den Tatsachen wie Mr. Malcolms Aktionen bei der Invasion.
Allerdings erlaube auch ich mir einige Freiheiten. Trotz aller Recherchen, die ich über Moray angestellt habe, weiß ich nicht mit letzter Sicherheit, ob er in Malplaquet war. Da aber der einzige Hinweis auf seinen Tod, den ich finden konnte, zu dem Datum der Schlacht passt, und es meine Handlung voranbrachte, ließ ich ihn daran teilnehmen. In dem Wald kämpfte tatsächlich das Royal Irish Regiment gegen das Irish Regiment in Diensten von Frankreich und King James.
Es besteht außerdem weder Zweifel daran, dass Captain Gordon während des Invasionsversuchs als einziger britischer Kapitän ein Schiff erbeutete, noch daran, dass er Jakobit war. Da niemand wirklich weiß, warum er die Mannschaft dieses Schiffs gefangen nahm, habe ich ihm in meinem Buch eine Ausrede in den Mund gelegt, die zu ihm zu passen scheint.
Er unterstützte die Jakobiten sein Leben lang. Als Queen Anne 1714 starb und der erste hannoveranische König George I. auf den britischen Thron kam, weigerte Gordon sich, den Treueeid zu schwören, und wurde entlassen. Daraufhin trat er in die russische Marine von Zar Peter dem Großen ein, wo er aufgrund seiner
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