Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
dieses Gefühl auch jetzt zu haben.
Die Gespräche drehten sich mittlerweile um den Krieg auf dem Kontinent, darum, wie die Dinge für Frankreich standen, und um das Gerücht, dass es bei Almansa einen entscheidenden Sieg für die französischen und spanischen Streitkräfte gegeben habe.
»Er ist dem Duke of Berwick zu verdanken«, bemerkte Hooke voller Bewunderung.
Alle achteten den Duke of Berwick, den Halbbruder des jungen King James, den ihr gemeinsamer Vater mit seiner Geliebten Arabella Churchill gezeugt hatte. Obwohl er als Bastard keinen Anspruch auf den Thron hatte, war er aufgrund seines Muts und seiner Klugheit zu einem der glühendsten Anhänger seines Bruders geworden.
Der Earl of Erroll nickte. »Sie wissen, dass unsere Adeligen sich den Duke of Berwick als Anführer unserer Sache wünschen würden?«
»Das ist in Saint-Germain bekannt«, antwortete Hooke, »und einige der Clanführer hier haben bei unseren Treffen noch einmal darauf hingewiesen.«
»Es gibt keinen Besseren«, erklärte die Countess. »Das muss der König begreifen.«
»Er wird sich sicher für ihn entscheiden, falls er überhaupt einen Einfluss auf diese Entscheidung hat«, sagte Hooke.
»Wer sonst sollte sie treffen?«, fragte die Countess.
Hooke zuckte mit den Achseln. »Der König von Frankreich wird auch ein Wörtchen mitzureden haben, wenn er Waffen, Schiffe und Finanzen zur Verfügung stellen soll.«
»Verstehe. Wünscht der König von Frankreich denn Ihrer Ansicht nach unseren Erfolg?«, erkundigte sich die Countess lächelnd.
Nicht zum ersten Mal bemerkte Sophia, wie Moray die Countess voller Hochachtung musterte.
Hooke wirkte überrascht. »Natürlich. Warum nicht?«
»Weil es seinen Zwecken genauso dient, wenn England Wind davon bekommt, dass wir die Rückkehr des Königs planen. Dann rufen die Engländer einen Teil ihrer Truppen vom Kontinent zurück, und der König von Frankreich hat einen schwächeren Gegner vor sich. Er braucht unseren Krieg nicht wirklich auszufechten, der Vorschlag allein genügt.«
»Mutter«, rügte der Earl sie spielerisch.
»Nun, es wird allmählich Zeit, dass jemand an diesem Tisch offen redet«, antwortete sie ganz ruhig. »Von meinem Bruder weiß ich, dass es am französischen Hof durchaus Adelige gibt, denen das Scheitern unseres Vorhabens recht wäre. Man hat Mr. Moray bestimmt nicht zufällig ausgerechnet jetzt zu uns geschickt, da seine Gefangennahme alles zunichte machen würde. Wir können Gott nur dafür danken, dass Mr. Moray ein kluger Mann ist.« Sie richtete einen mütterlich-geduldigen Blick auf Hooke. »Leider sind nicht alle so klug wie er.«
Der Earl machte Anstalten, etwas zu erwidern, doch sie hob die Hand.
»Augenblick, Charles. Bevor du deinen Namen unter dieses Schriftstück setzt und dich und mich in Gefahr bringst, möchte ich den Colonel fragen, ob er selbst davon überzeugt ist, dass sich der französische Herrscher an die Abmachung halten und unseren jungen König sicher hierherbringen wird.«
Hooke schwieg eine Weile, bevor er antwortete: »Ich kann Ihnen nichts versprechen, Countess, sondern Ihnen nur sagen, was ich beobachtet habe und spüre. Der König von Frankreich hat den jungen James mit seinen eigenen Kindern großgezogen und liebt ihn wie einen Sohn. Ich glaube nicht, dass er sein Leben der Politik zuliebe aufs Spiel setzen würde.«
»Aber würde er das unsere riskieren?«, hakte die Countess nach.
»Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass dieser Moment, sollten wir ihn ungenutzt verstreichen lassen, vielleicht nie mehr wiederkommt. Robert the Bruce war sich seines Siegs vermutlich auch nicht sicher, als er das Schlachtfeld am Bannockburn betrat, aber er wagte es trotzdem. Und das müssen wir auch.«
Womit er sagen wollte, dass der sichere Weg nur selten zum Sieg führt, dachte Sophia.
Das hatte sie auch geahnt, als Moray sie fragte, ob sie mit ihm ausreiten wolle. Und ihre Entscheidung für das Unbekannte hatte ihr Leben unwiderruflich verändert. Jetzt gab es für sie kein Zurück mehr.
Mr. Hall traf zwei Tage später ein.
Er zog sich eine Weile mit Colonel Hooke zurück, bevor er die Countess aufsuchte, die gerade mit Sophia im sonnendurchfluteten Salon saß und las.
»Wollen Sie nicht zum Essen bleiben?«, fragte sie ihn.
»Verzeihen Sie, aber das geht nicht. Ich muss mich so schnell wie möglich auf den Weg machen.«
»Dann lassen Sie sich wenigstens von meiner Köchin eine Wegzehrung mitgeben. Dagegen kann der Duke nichts
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