Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
die Arbeitsfläche. »Und was hat er so getrieben, dein John Moray, in der Zeit, die er hier verbrachte?«
    »Ach, dies und das.« Seinem Blick war anzusehen, dass er meine Gedanken erahnte.
    »Spielt in der Geschichte auch eine Frau eine Rolle?«
    »Könnte schon sein.«
    »Nun denn.« Ich wusste, was er vorhatte, noch bevor er sich von der Arbeitsfläche löste, musste aber trotzdem lachen, als er mich mühelos hochhob.
    »Graham!«
    »Du sagst doch immer, dass deine Schilderungen realistisch sein sollen.« Er trug mich in Richtung Schlafzimmer. »Und mein Dad meint«, fügte er mit einem schelmischen Grinsen hinzu, »ich soll dir bei deinen Recherchen helfen, so gut ich kann.«
    Das Telefon klingelte.
    Ich drehte mich im Halbschlaf um. Auf dem Kissen neben mir konnte ich noch den Abdruck sehen, den Grahams Kopf hinterlassen hatte. Doch er selbst war fort.
    Vor dem Gehen hatte er mich geküsst und die Decke ordentlich über mich gebreitet, aber an seine Worte konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Und jetzt hatte ich keine Ahnung, wie spät es war. Von draußen drang so etwas wie Dämmerlicht herein.
    Als das Telefon nicht aufhörte zu klingeln, stand ich auf, um ranzugehen.
    »Du bist also doch da«, hörte ich die Stimme meines Vaters sagen. »Ich hab’s vorhin schon mal probiert, aber da warst du nicht daheim. Wo treibst du dich denn immer rum?«
    »Ach, ich war unterwegs.«
    »Wegen Recherchen?«
    Was für ein Glück, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte. »Ja, so ähnlich.«
    »Meine Liebe, ich würde mich gern mit dir unterhalten. Ross McClelland hat angerufen.«
    »Und?«, fragte ich.
    »Er hat rausgefunden, dass eine Anna Mary Paterson im August 1706 beerdigt wurde, nicht weit weg von Kirkcudbright, auf dem Land.«
    »Ach.«
    »Ich finde, es wäre an der Zeit, dass du mir verrätst, woher du deine Informationen hast.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du mich dann vielleicht für verrückt hältst.«
    »Liebes«, erklärte er trocken, »erinnerst du dich noch? Bei der Publikation deines ersten Buchs hab ich dich gefragt, wie du an deine Geschichten kommst, und du hast geantwortet, du würdest die Stimmen deiner Figuren im Kopf hören und einfach aufschreiben, was sie sagen.«
    Ja, daran erinnerte ich mich.
    »Wenn ich dich damals nicht in die Klapsmühle gebracht hab, dann werd ich’s jetzt wohl auch nicht tun, oder?«
    »Aber diesmal ist es anders.«
    »Tja, dann erklär mir’s.«
    »Daddy, du bist Ingenieur.«
    »Was soll das denn heißen? Dass ich borniert bin?«
    »Es heißt, dass du nicht an Dinge glaubst, die sich nicht beweisen lassen.«
    »Versuch’s einfach mal«, schlug er geduldig vor.
    Ich holte tief Luft und erklärte ihm alles. Um die Sache ein wenig wissenschaftlicher klingen zu lassen, erwähnte ich auch die Informationen von Dr. Weir, aber am Ende musste ich gestehen: »Offenbar habe ich ihre Erinnerungen geerbt, und mein Aufenthalt hier in Slains scheint sie nach oben gespült zu haben.«
    »Interessant«, brummte er nach kurzem Schweigen.
    »Siehst du? Du hältst mich also doch für verrückt.«
    »Hab ich das gesagt?«
    »Das brauchst du nicht. Ich erinnere mich noch genau an deine Reaktion auf Tante Ellens Behauptung, sie habe einen Geist gesehen.«
    »Hier geht’s nicht um Geister, sondern um die DNA, und bei der ist alles möglich. Weißt du, dass man sie heutzutage in der Genealogie zur Überprüfung bestimmter Linien heranzieht? Wenn Ross McClelland und ich einen Bluttest machen lassen würden, wären die gleichen Marker auf unserer DNA sichtbar, weil wir von ein und demselben Urvater abstammen.«
    »Von David John McClellands Vater«, sagte ich stirnrunzelnd.
    »Genau, von Hugh. Er hatte zwei Söhne, David John und William, starb aber, als sie noch sehr klein waren, und die beiden Jungen landeten irgendwie in Nordirland, wahrscheinlich bei Verwandten. Die schottischen Presbyterianer hatten sich in Ulster angesiedelt, doch ihre Söhne schickten sie zur Partnersuche gern nach Schottland. Deshalb sind unsere McClellands vermutlich auch nach Kirkcudbright gelangt. William hat dort tatsächlich eine Frau kennengelernt und ist nie nach Irland zurückgekehrt. Und David fand Sophia.«
    Ich schwieg, weil ich nur ungern daran erinnert wurde, dass Sophia das Leben am Ende nicht mit Moray teilte.
    »Schade«, sagte mein Vater, »dass du nicht Davids Erinnerungen geerbt hast. Ich würde gern mehr über seine frühen Jahre in Irland, vor seiner Hochzeit,

Weitere Kostenlose Bücher