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Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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»Ich möchte mich entschuldigen«, flüsterte sie. »Alle wollen sich entschuldigen. Wir wissen, dass es falsch war, Euch so zu behandeln. Wir hätten Euch vertrauen sollen. Es war der Brief, der uns so einen großen Schreck eingejagt hat.«
    »Ah«, sagte Joe. »Der Brief.«
    Perigoe machte ein Gesicht, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Es war der älteste der Bäckerjungen, er hat den Brief geschrieben und seinen eigenen Vater erpresst, um sich auf diese Weise die Taschen zu füllen. Er war dahintergekommen, dass Elias bei Euch war, und er wusste, dass man Euch den Brief anlasten würde. Ruby hat einen zweiten gefunden, den der Junge Dr. Mouldered schicken wollte. Sie fühlen sich alle ganz schrecklich, Mr Zabbidou. Ihr habt recht gehabt: Wir hätten nur eine Weile warten müssen. Seid Ihr auch Arzt? Habt Ihr gewusst, dass Jeremiah was mit dem Herzen hatte?«
    Ich hätte laut lachen können. Jetzt hielten sie Joe wieder für einen Helden. Was aber quälte mich eigentlich so? Jeremiah hatte so viele Feinde gehabt, dass es irgendwann einmal ein böses Ende mit ihm hatte nehmen müssen, so oder so. Spielte es da wirklich eine Rolle, wie es nun dazu gekommen war? Trotzdem konnte ich den Gedanken nicht ertragen, dass Joe etwas mit einer so erbärmlichen Sache zu tun hatte. Die ganze Zeit über hatten mich Gewissensbisse geplagt, weil ich einmal heimlich in dem Schwarzen Buch gelesen hatte. Dabei wurden wirklich viel größere Sünden begangen als diese!
    »Sein Herz?«, wiederholte Joe. »Ja, ich dachte mir schon, dass mit dem Mann etwas nicht stimmt.«
    Perigoes Blick fiel auf den Beutel auf Joes Schulter. Ihr Augenlid zuckte heftig, und sie wurde rot.
    »Wollt Ihr weggehen?«
    »Allerdings. Ich denke, Pagus Parvus kommt jetzt ohne mich aus.«
    Eine Träne rollte aus ihrem Augenwinkel, doch Perigoe schniefte und wischte sie schnell weg. »Dann bin ich froh, dass ich Euch noch erreicht habe. Ich möchte Euch etwas geben.« Sie händigte ihm ein kleines Buch aus. »Es bedeutet mir nichts mehr, jetzt, wo Jeremiah tot ist. Zu viele böse Erinnerungen. Ich meine, wen interessieren schon Schafe?«
    Joe zögerte. »Ihr wisst doch aber, was es wert ist, nicht wahr?«
    Perigoe nickte. »Ich könnte kein Geld dafür nehmen. Ihr aber verdient es, nach allem, was Ihr uns gegeben habt.«
    »Wenn es Euer Wunsch ist, dann nehme ich es.« Joe steckte das Buch in seinen Umhang, aber ich konnte gerade noch den Titel lesen: Die Einsamkeit des Bergschäfers.
    »Und dann noch das hier. Nun hätte ich es beinahe vergessen. Dr. Mouldered hat es gefunden. Ich dachte, es könnte wichtig sein.«
    Sie gab ihm ein Papier, und Joe küsste ihre Hand. Dann flüsterte sie einen Abschiedsgruß und huschte davon.
    »Siehst du«, sagte Joe, während er das zusammengefaltete Papier einsteckte. »Erbschaft. Wenn ich das Buch verkaufe, können wir monatelang von dem Geld leben.«
    »Erbschaft?«, sagte ich spöttisch. »Ihr meint, Ihr bekommt Euer Geld von Toten.«
    Joe lächelte. »Das kommt der Wahrheit vermutlich recht nahe.«
    »Von Leuten, die Ihr umbringt.«
    »Ich habe nie jemanden für Geld umgebracht, Ludlow. Das liegt nicht in meinem Wesen.«
    »Gleich werdet Ihr mir erzählen, es verstößt gegen Eure Regeln.«
    Joe seufzte und stellte seinen Ranzen ab. »Du warst mir in all diesen Wochen eine große Hilfe, Ludlow, ich bin dir sehr dankbar. Du bist ehrlich und loyal gewesen, und ich weiß sehr wohl, dass es nicht leicht für dich war. Mehr als das, ich dachte, ich hätte in dir etwas gesehen, etwas, das ich seit Jahren suche. Damals, in dieser Nacht, als ich dich draußen im Schnee fand, hast du mich an mich selbst erinnert, als ich jung war. Ich habe eine Zukunft für dich gesehen. Deshalb möchte ich gern, dass du mit mir kommst. Ich habe große Hoffnungen in dein Talent. Wir sollten gemeinsam weiterarbeiten. Ich kann dir die Welt zeigen. Sag doch, warum du nicht mitkommen willst.«
    Warum nicht, ja, warum nicht? Natürlich wollte ich mitgehen, sehnlichst sogar. Hätte er vor einem Tag gefragt, noch vor ein paar Stunden, ich hätte nicht gezögert. Aber nun lagen die Dinge anders. Ich war nicht sicher, ob er der Mensch war, für den ich ihn immer gehalten hatte. Ich wusste nicht einmal mehr genau, wer ich selbst war.
    »Du hättest eine wunderbare Zukunft, Ludlow. Es gibt so vieles, was ich dich lehren könnte.«
    »Zum Beispiel Mord?« Endlich war das Wort heraus, undmeine Erleichterung war unbeschreiblich – so

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