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Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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unbeschreiblich wie meine plötzliche Furcht.
    »Ah«, sagte er, und seine Miene hellte sich auf. »Ich habe mich schon gefragt, wann du damit herausrücken würdest. Du glaubst offenbar, ich hätte Jeremiah umgebracht?«
    Ich nickte langsam. »Könnt Ihr denn beweisen, dass Ihr’s nicht getan habt?«
    »Ich …«, fing Joe an, aber da rief wieder eine Stimme von der Ladentür her. Es war Horatio, atemlos und schwitzend vom Lauf die steile Straße aufwärts.
    »Ich musste kommen«, rief er, während er über den Schutt sprang. »Bevor Ihr geht, Joe, muss ich Euch sagen, dass ich etwas Schreckliches getan habe. Es war nicht sein Herz. Ich habe es getan! Ich habe ihn getötet.«
    Joe nahm ihn am Arm und ließ ihn Platz nehmen.
    »Was ist, Horatio? Was glaubt Ihr getan zu haben?«
    »Ich habe Jeremiah Ratchet umgebracht. Ich habe seine Pastete vergiftet und Polly aufgetragen, sie ihm zu geben. Ich weiß, ich habe geschworen, dass ich nie wieder eine solche Mischung herstellen würde, aber ich musste einfach etwas tun. Dr. Mouldered hat gesagt, Ihr würdet uns nicht helfen, da konnte ich es nicht länger ertragen.«
    »Hört zu«, sagte Joe, »Ihr dürft Euch keine Vorwürfe machen. Was geschehen ist, ist geschehen. Dr. Mouldered hat gesagt, es war ein Herzanfall, und dabei sollten wir es belassen. Sprecht nicht weiter darüber, aber sorgt dafür, dass die Pastetenreste verschwinden, bevor jemand sie essen kann. Es gibt genügend Leute, die Hunger haben.«
    »Seid Ihr sicher, Mr Zabbidou?«
    »Ganz sicher. Vernichtet nun schnell die Pastete, bevor ein Unschuldiger zu Schaden kommt.«
    »Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll, Mr Zabbidou«, sagte Horatio. »Ich verdiene Eure Hilfe nicht.«
    »Die Pastete!«, mahnte Joe. »Schafft die Pastete weg.«
    Sobald Horatio gegangen war, legte mir Joe die Hände auf die Schultern und sah mir fest in die Augen. »So, Ludlow, kannst du mir jetzt vertrauen?«
    Ich war sprachlos. Ich war so sicher gewesen. »Ihr-Ihr habt es also ga-gar nicht getan?«, stotterte ich. Ich konnte ihm kaum in die Augen schauen. »Könnt Ihr mir verzeihen?« Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. »Wollt Ihr denn trotzdem noch, dass ich mit Euch komme?«
    Joe lachte. »Ludlow, mein lieber Junge, natürlich will ich das. Wie kannst du nur etwas anderes denken? Komm jetzt, und ich verspreche dir, wenn dir nicht gefällt, was du siehst, und wenn du meinst, nicht leben zu können mit dem, was du weißt, dann können wir uns trennen, und unsere Wege brauchen sich nie wieder zu kreuzen.«
    Mein Herz platzte fast vor Aufregung, und ich grinste so breit, dass ich spürte, wie sich meine Haut spannte. Nun verschwendete ich keine Minute mehr. Ich holte meine Geldbörse aus der Nische neben dem Kamin und zog mir den Umhang fest um die Schultern. Aber etwas gab es noch, was ich loswerden musste.
    »Ich bin nicht immer ehrlich zu Euch gewesen«, fing ich an, aber Joe schüttelte den Kopf.
    »Das hat Zeit«, sagte er. »Jetzt müssen wir gehen.«
    Wir drückten uns durch die eingeschlagene Tür ins Freie und hatten nicht mehr dabei als das, was wir bei unserer Ankunft vor Wochen bei uns gehabt hatten. Ich warf einen letzten Blick über die Schulter, aber die Straße war leer und verlassen. Ein einziges Licht brannte in Jeremiahs Fenster, die anderen Häuser waren alle dunkel, und wir verließen Pagus Parvus, wie wir gekommen waren: unbemerkt.

Kapitel 40

    Fragment aus den
    Erinnerungen des Ludlow Fitch
    W ir wanderten zwei Tage und zwei Nächte lang. Es ging ständig bergauf, und ununterbrochen schneite es. Eine Unterhaltung war unmöglich. Unsere ganze Anstrengung war darauf gerichtet, uns durch die hohen Schneeverwehungen zu arbeiten und gegen den Wind anzukämpfen. Es war überlebenswichtig, dass wir beisammenblieben. Wären wir getrennt worden, hätten wir uns zweifellos für immer aus den Augen verloren. Ich konnte nicht sagen, ob wir nach Norden oder Süden, nach Osten oder Westen gingen. Keine Sonne wies uns den Weg und nachts kein Mond.
    Beim Gehen hatte ich Zeit zum Nachdenken und Grübeln über die jüngst vergangenen Ereignisse. Obwohl ich froh war, dass Joe Jeremiah nicht umgebracht hatte (und mich schämte, dass ich ihn dieser Tat je hatte beschuldigen können), hatte ich das Gefühl, Jeremiah würde noch leben, wenn Joe nicht nach Pagus Parvus gekommen wäre. Und dann war da die Sache mit Joes »Erbschaft«, wie er es nannte. Joe hatte gesagt – und ich glaubte ihm –, dass er für Geld nie

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