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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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dass das Ed’s Eats ungefähr eine Meile von hier entfernt liegt, und fragt sich, ob sein Wagen diese Strecke auf dieser holperigen, unebenen Oberfläche zurücklegen könnte. An manchen Stellen ist der Straßenbelag durch tiefe Risse zu tektonischen Platten aufgespalten; an anderen ist er zu schwarzem Geröll zerbröselt. Tellerförmige Einbrüche und lange Spalten, in denen Unkraut wuchert, strahlen von den dicken Baumwurzeln aus, von denen die ehemalige Straße unterminiert ist. Ein Biker könnte verhältnismäßig mühelos über die Unebenheiten hinwegholpern, aber Wendell sieht ein, dass er diesen Weg besser zu Fuß bewältigen wird als mit dem Toyota. Vom Highway aus hat er gesehen, dass ihm noch reichlich Zeit bleibt, bevor der Leichenbeschauer und die Spurensicherer aufkreuzen. Auch mit Unterstützung des berühmten Hollywood Sawyers bewegen die hiesigen Cops sich wie in Trance.
    Während Wendell unterwegs ist, wird das Motorengeräusch der Harleys lauter, als hätten die Jungs am Ende der alten Straße
Halt gemacht, um ihre Taktik zu besprechen. Perfekt. Wen dell kann nur hoffen, dass sie lange genug schwatzen, bis er sie fast eingeholt hat; er hofft, dass sie sich anbrüllen und die Fäuste in die Luft recken. Er will sie mit Zorn und Adrenalin – und Gott weiß was diese Wilden sonst noch in ihren Satteltaschen mitführen – bis zu den Kiemen voll gepumpt sehen. Wendell würde liebend gern ein Foto machen, auf dem Beezer St. Pierre Dale Gilbertson mit einer gut platzierten Rechten die Vorderzähne ausschlägt oder seinen Kumpel Sawyer in einen Würgegriff nimmt. Aber das Foto, nach dem Wendell am meisten giert und für das er bereit wäre, jeden Cop, County- oder Staatsbeamten oder unbeteiligten Zuschauer zu bestechen, der imstande ist, die Hand aufzuhalten, ist ein gutes, scharfes, dramatisches Foto von Irma Freneaus nackter Leiche. Am liebsten eines, das keinen Zweifel an den vom Fisherman angerichteten Verwüstungen lässt, wie immer sie aussehen mögen. Zwei Fotos wären noch idealer – eines von ihrem Gesicht wegen der schmerzlichen Intensität, das andere eine Ganzkörperaufnahme für die Perversen -, aber notfalls würde er sich mit der Ganzaufnahme begnügen. Ein Bild dieser Art würde um die ganze Welt gehen und dabei Millionen Dollar einspielen. Allein der National Enquirer würde einiges – wie viel, zweihundert Mille, dreihundert? – für ein Foto der armen kleinen Irma hinblättern, auf dem die Ermordete mit deutlich erkennbaren Verstümmelungen ausgestreckt daliegt. Da erzähl mir noch einer was von Goldminen!
    Als Wendell auf der miserablen ehemaligen Straße erst kaum hundertfünfzig Meter zurückgelegt hat, wobei seine Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen davon beansprucht wird, dass er sich an dem Gedanken an das viele Geld weidet, das die kleine Irma in seine Taschen leiten wird, und zugleich befürchtet, er könnte stürzen und sich den Knöchel verstauchen, verstummt das Röhren der Motorräder der Thunder Five plötzlich. Die nun folgende Stille wirkt gewaltig, füllt sich dann aber sofort wieder mit anderen, wenn auch leiseren Geräuschen. Wendell hört nicht nur die eigenen keuchenden Atemzüge, sondern auch irgendein anderes Geräusch, eine Kombination aus Rattern und Poltern irgendwo hinter sich. Er fährt herum und
erblickt am Beginn der ehemaligen Straße einen uralten Pickup, der schwankend auf ihn zuhält.
    Es ist fast komisch anzusehen, wie der Pickup von einer Seite auf die andere schwankt, während erst ein Rad, dann ein zweites in einer unsichtbaren Vertiefung verschwindet oder über die Bruchkante einer Platte des alten Straßenbelags hinaufrollt. Oder vielmehr wäre es komisch, wenn diese Leute ihn nicht bei seiner privaten Erkundungstour zu Irma Freneaus Leiche stören würden. Immer wenn der Pickup über ein besonders massiv wirkendes Stück Baumwurzel klettert, schwanken die vier dunklen Köpfe im Fahrerhaus wie Marionetten. Wendell tritt einen Schritt vor, um diese Bauernlümmel dorthin zurückzuschicken, wo sie hergekommen sind. Die Radaufhängung des Pickups streift einen flachen Felsbrocken, sodass unter dem Wagenboden Funken stieben. Diese Kiste muss mindestens dreißig Jahre alt sein, denkt Wendell – sie gehört zu den wenigen Fahrzeugen, die noch klappriger als sein eigener Wagen aussehen. Als der Pickup herangerattert kommt, erkennt Wen dell, dass das ein International Harvester ist. Unkraut und ein Birkenzweig schmücken seine vordere Stoßstange. Baut

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