Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
I. H. überhaupt noch Pickups? Wendell hebt wie ein Geschworener bei der Vereidigung die Hand. Der Truck holpert und rumpelt noch ein paar Meter über Querrinnen weiter, bevor er zum Stehen kommt. Die linke Wagenseite reicht erheblich höher als die rechte. Im Halbdunkel unter den Bäumen kann Wendell die Gesichter der Leute, die ihn aus dem Fahrerhaus anstarren, nicht genau sehen, aber er hat das Gefühl, mindestens zwei von ihnen zu kennen.
    Der Mann am Steuer streckt den Kopf aus dem Fahrerfenster und sagt: »Hallo, Sie großer Reporter. Haben die Bullen Ihnen auch die Haustür vor der Nase zugeknallt?« Es ist Teddy Runkleman, auf dessen Namen Wendell regelmäßig stößt, wenn er den täglichen Polizeibericht durchgeht. Die drei anderen im Fahrerhaus wiehern wie Maultiere über Teddys geistreiche Bemerkung. Wendell erkennt zwei von ihnen: Freddy Saknessum, Angehöriger eines zwielichtigen Clans, der in verschiedenen baufälligen Schuppen drunten am Fluss sein unstetes Leben fristet, und Toots Billinger, ein hagerer junger Mann,
der sich irgendwie damit über Wasser hält, dass er in La Riviere und French Landing Schrott sammelt. Wie Runkleman ist Toots schon mehrmals wegen irgendwelcher drittklassiger Straftaten verhaftet, aber bisher nie rechtskräftig verurteilt worden. Die abgehärmte, ungepflegte Frau zwischen Freddy und Toots kommt ihm irgendwie bekannt vor, aber er weiß nicht, wo er sie hintun soll.
    »Hallo, Teddy«, sagt Wendell. »Hallo, Freddy und Toots. »Nein, als ich das Durcheinander dort draußen gesehen habe, habe ich beschlossen, den Hintereingang zu benützen.«
    »He, Wen- dell, erinnerst du dich nicht an mich?«, fragt die Frau, was leicht Mitleid erregend klingt. »Doodles Sanger, falls dein Gedächtnis völlig im Arsch ist. Ich bin mit’nem ganzen Haufen Kerle in Freddys Bel Air losgefahren, und Teddy war mit’nem anderen Haufen unterwegs, aber nachdem Miss Miststück uns weitergeschickt hat, wollten die anderen auf ihre Barhocker zurück.«
    Natürlich erinnert er sich an sie, obwohl das hart gewordene Gesicht, das er jetzt vor sich hat, kaum noch Ähnlichkeit mit dem des lebenslustigen Partygirls namens Doodles Sanger hat, das vor einem Jahrzehnt im Hotel Nelson Drinks servierte. Wendell glaubt, dass sie mehr wegen ihrer übermäßigen Trinkerei am Arbeitsplatz als wegen ihrer Klauerei rausgeflogen ist, obwohl sie weiß Gott beides getan hat. Damals hat Wendell eine Menge Geld über die Bartheke im Hotel Nelson geschoben. Er versucht sich zu erinnern, ob er jemals mit Doodles in die Kiste gegangen ist.
    Er geht auf Nummer Sicher und sagt: »Jesses, Doodles, wie zum Teufel konnte ich ein hübsches kleines Ding wie dich vergessen?«
    Über diesen Geistesblitz müssen die Jungs laut gackern. Doodles rammt Toots Billinger den Ellbogen in die dürren Rippen, bedenkt Wendell mit einem schmollenden kleinen Lächeln und sagt: »Oh, danke, liebster Herr.« Ja, er hat sie gebumst, das steht fest.
    Jetzt wäre eigentlich der ideale Zeitpunkt, diese Schwachköpfe in ihre Rattenlöcher zurückzubeordern, aber auf einmal wird Wendell von einer Inspiration erster Ordnung heimgesucht.
»Wie würde’s euch netten Leuten gefallen, einem Gentleman von der Presse behilflich zu sein und sich damit fünfzig Eier zu verdienen?«
    »Jeder fünfzig oder alle zusammen?«, fragt Teddy Runkleman.
    »Na, na, für alle zusammen natürlich«, sagt Wendell. Doodles beugt sich nach vorn und sagt: »Zwanzig für jeden, okay, du große Nummer? Wenn wir machen, was du von uns verlangst.«
    »Ach, ihr brecht mir das Herz«, sagt Wendell, zieht seine Geldbörse aus der Hüfttasche und nimmt vier Zwanziger heraus, sodass nur ein Zehner und drei Eindollarscheine zurückbleiben, mit denen er für den Rest des Tages auskommen muss. Sie nehmen ihre Bezahlung entgegen und lassen die Scheine blitzschnell verschwinden. »Okay, ich möchte, dass ihr Folgendes tut«, sagt Wendell und beugt sich zum Seitenfenster und den vier Kürbislaternengesichtern im Fahrerhaus hinüber.

12
    Wenige Minuten später kommt der Pickup unter den letzten Bäumen, dort wo die Schotterstraße in Unkraut und hohem Gras verschwindet, schlingernd zum Stehen. Die Motorräder der Thunder Five stehen einige Meter links voraus sauber aufgereiht schräg auf ihren Seitenständern. Wendell, der Freddy Saknessums Platz im Fahrerhaus eingenommen hatte, steigt aus, geht einige Schritte weiter und hofft, dass nichts von dem kräftigen Duft nach getrocknetem

Weitere Kostenlose Bücher