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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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die
über die Palisaden geschossen werden … eine neue Art der Kriegsführung also. Und Tyler Marshall wäre nicht etwa ein einfacher Feuerpfeil. Er wäre vielmehr eine Lenkwaffe.«
    »Oder eine Atomrakete.«
    »Was ist das?«, fragt Sophie.
    »Glaub mir, das willst du nicht wissen«, antwortet Jack.
    Er blickt auf die in den Staub gezeichneten Symbole hinab. Überrascht es ihn, dass Tyler so mächtig sein soll? Nein, eigentlich nicht. Nicht, seit er erlebt hat, welche Aura von Kraft die Mutter des Jungen umgibt. Nicht, seit er Judys Twinner Sophie kennt, deren einfache Kleidung und schlichtes Auftreten nicht ausreichen, um eine Wesensart zu tarnen, die ihm fast königlich erscheint. Sie ist schön, aber er spürt, dass Schönheit eine ihrer am wenigsten wichtigen Eigenschaften ist.
    »Jack?«, sagt Parkus. »Alles in Ordnung mit dir?« Für etwas anderes reicht die Zeit nicht aus, suggeriert sein Tonfall.
    »Lass mir einen Augenblick Zeit.«
    »Wir haben nicht viel Z…«
    »Das habe ich inzwischen kapiert«, sagt Jack so schroff, dass Sophie sich vor Überraschung über seinen Ausbruch etwas aufsetzt. »Lass mich jetzt einen Augenblick in Ruhe. Lass mich meine Arbeit tun.«
    Unter dem grünen Federkleid murmelt einer der Papageienköpfe: »Gott liebt den armen Tagelöhner.« Der andere fragt: »Hat er darum so beschissen viele erschaffen?«
    »Also gut, Jack«, sagt Parkus und sieht zum Himmel auf.
    Okay, was wäre da alles?, überlegt Jack. Da wäre ein wertvoller kleiner Junge, und der Fisherman weiß, dass er wertvoll ist. Aber dieser Mr. Munshun hat ihn noch nicht, sonst wäre Speedy nicht hier. Schlussfolgerung?
    Sophie beobachtet ihn sorgenvoll. Parkus sieht weiter in den wolkenlos blauen Himmel über diesem Grenzland zwischen den Territorien – die Judy Marshall Anderland nennt – und der unbekannten nächsten Welt auf. Jacks Verstand arbeitet jetzt schneller, steigert sein Tempo wie ein Schnellzug, der einen Bahnhof verlässt. Er nimmt wahr, dass der kahlköpfige Schwarze neben ihm den Himmel nach einer bestimmten bösartigen Krähe absucht. Er nimmt wahr, dass die hellhäutige
Frau an seiner Seite ihn mit der Art Faszination betrachtet, aus der – wenn Welt und Zeit genug bleibt – Liebe werden könnte. Überwiegend ist er jedoch mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Er denkt als Schutzmann.
    Bierstone ist heutzutage Burnside, und er ist alt. Alt und im Kopf nicht mehr ganz richtig. Wahrscheinlich fällt es ihm schwer, sich zwischen dem zu entscheiden, was er will, nämlich Tyler für sich zu behalten, und was er diesem Kerl Munshun versprochen hat. Irgendwo steckt ein verwirrter, stockend arbeitender, gefährlicher Kopf, der zu einem Entschluss zu gelangen versucht. Beschließt er, Tyler umzubringen und wie die Hexe in »Hänsel und Gretel« in den Kochtopf zu stecken, ist das schlecht für Judy und Fred. Ganz zu schweigen von Tyler, der vermutlich jetzt schon Dinge gesehen hat, die einen kampferprobten Marineinfanteristen in den Wahnsinn treiben würden. Übergibt der Fisherman ihn jedoch Mr. Munshun, ist das schlecht für die Bewohner aller Welten. Kein Wunder, dass Speedy gesagt hat, die Zeit arbeite gegen uns.
    »Ihr habt gewusst, dass das passieren würde, stimmt’s?«, sagt er. »Ihr müsst es beide gewusst haben. Weil Judy es gewusst hat. Sie hat sich seit Monaten seltsam benommen, lange vor Beginn der Mordserie.«
    Parkus zieht die Schultern hoch und sieht unbehaglich zu Boden. »Ich wusste, dass etwas geschehen würde, ja – auf dieser Seite hat’s große Verwerfungen gegeben -, aber ich hatte anderswo zu tun. Und Sophie kann nicht rüberflippen. Sie ist mit den Fliegenden Menschen hergekommen und kehrt mit ihnen zurück, sobald unser Palaver beendet ist.«
    Jack wendet sich an Sophie. »Du bist, was meine Mutter einst war. Das weiß ich bestimmt.« Vermutlich drückt er sich nicht ganz klar aus, aber das lässt sich nicht ändern; seine Überlegungen gehen gleichzeitig in zu viele unterschiedliche Richtungen. »Du bist Laura DeLoessians Nachfolgerin. Die Königin dieser Welt.«
    Jetzt ist die Reihe an Sophie, ein unbehagliches Gesicht zu machen. »Ich war nur ein kleines Rädchen im großen Ganzen, wirklich nicht mehr, und das war mir gerade recht. Ich habe hauptsächlich Empfehlungsschreiben verfasst und mich bei
Leuten bedankt, die mich aufgesucht hatten … allein in dieser Diensteigenschaft habe ich von mir als ›wir‹ gesprochen. Ich bin gern gewandert und habe Blumen

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