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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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anderer Schiffe fallen ein und vermehren dadurch die herrschende Kakophonie.
    Ohne sich zu überlegen, was er tut, nimmt Jack die rechte Hand von Doc in seine Linke und Dales linke Hand in seine Rechte. Dale ergreift Beezers Hand, und dann hebt die Sawyer-Gang gemeinsam die Arme, während sie sich der Menge zuwendet.
    Die natürlich rast. Käme nicht noch, was gleich als Nächstes geschehen wird, wäre dies das Bild des Jahrzehnts, vielleicht des Jahrhunderts. Sie stehen triumphierend da, lebende Siegessymbole, die sich an der Hand halten und die Arme hochrecken, während die Menge jubelt, die Fernsehkameras laufen, die Nikons blitzen. Und dies ist der Augenblick, in dem die Frau in der dritten Reihe sich langsam in Bewegung setzt. Auch sie ist jemand, den wir kennen, aber wir brauchen einen kurzen Moment, um sie zu erkennen, weil sie so gar nichts mit dem Fall zu tun hatte, den wir verfolgt haben. Sie hat nur … im Hintergrund herumgelungert. Die zweihundert Sitze vor dem Podium wurden durch Verlosung aus dem Wählerverzeichnis von French Landing zugeteilt; die glücklichen Lotteriegewinner wurden von Debbi Anderson, Pat Stevens und Dit Jesperson benachrichtigt. Diese Frau war Nr. 199. Mehrere Leute weichen vor ihr zurück, als sie sich an ihnen vorbeidrängt, obwohl sie in ihrer Jubelstimmung kaum bemerken, dass sie’s tun; diese blasse Frau, der strohblonde Haarsträhnen an den Wangen kleben, riecht nach Schweiß und Schlaflosigkeit und Wodka. Sie trägt eine kleine Handtasche. Die
kleine Handtasche ist offen. Sie greift hinein. Und wir, die wir in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelebt und durch das Wundermedium Fernsehen Augenzeugen eines Dutzends Attentate und versuchter Attentate geworden sind, wissen genau, wonach sie greift. Am liebsten würden wir den vier Männern, die sich an der Hand halten und die Arme hochrecken, eine Warnung zuschreien, aber wir sind nur stumme Beobachter.
    Einzig der Schwarze mit der Sonnenbrille sieht, was geschehen wird. Er setzt sich in Bewegung, weiß aber, dass sie ihm wahrscheinlich zuvorkommen wird, dass er wahrscheinlich zu spät da sein wird.
    Nein, denkt Speedy Parker. So darf’s nicht enden, das darf nicht sein.
    »Jack, runter mit dir!«, ruft er, aber niemand hört ihn bei all dem Klatschen, dem Jubel, den ausgelassenen Hurrarufen. Die Menge scheint ihm absichtlich den Weg zu versperren: Sie wogt vor ihm hin und her, wohin er sich auch wendet. Einen Augenblick lang hindert Wendell Green, der weiter wie ein Mann herumtanzt, der gerade einen epileptischen Anfall erleidet, die Attentäterin am Weitergehen. Schließlich stößt sie ihn mit der Kraft einer Wahnsinnigen zur Seite. Warum auch nicht? Sie ist eine Wahnsinnige.
     
    »Leute …« Dale berührt mit den Lippen praktisch das Mikrofon, weshalb es in den Lautsprechern, die in den umstehenden Bäumen hängen, zu pfeifenden Rückkoppelungen kommt. Er hält weiter Jacks Hand mit seiner Linken und Beezers mit seiner Rechten hoch. Auf seinem Gesicht steht ein kleines, benommenes Lächeln. »Vielen Dank, Leute, wir wissen eure Unterstützung echt zu schätzen, aber wenn ihr ein bisschen leiser sein könntet …«
    In diesem Augenblick sieht Jack sie.
    Ihre letzte Begegnung liegt Jahre zurück, aber er erkennt sie sofort. Wie auch nicht: Sie hat ihm eines Tages ins Gesicht gespuckt, als er in Los Angeles das Gerichtsgebäude verließ. Hat ihn angespuckt und als Schwein beschimpft, das ihren Mann unrechtmäßig ins Gefängnis gebracht habe. Sie hat seit
damals bestimmt vierzig Pfund verloren, denkt Jack als Erstes. Vielleicht sogar mehr . Dann sieht er die Hand in der Handtasche und weiß, was kommen wird, noch ehe sie die Hand wieder herauszieht.
    Das Schlimmste ist, dass er nichts dagegen tun kann. Doc und Dale halten seine Hände eisern umklammert. Er holt tief Luft und brüllt, was er in einer Situation wie dieser zu rufen gelernt hat – »Waffe!« -, und Dale Gilbertson nickt, als wollte er sagen: Ja, genau, echt Klasse. Hinter ihr sieht er Speedy Parker, der sich durch die klatschende, jubelnde Menge hindurcharbeitet, aber wenn Speedy jetzt keinen besonders guten Zaubertrick im Ärmel hat …
    Er hat keinen. Speedy Parker, in den Territorien als Parkus bekannt, kämpft sich eben in den Mittelgang vor, als die unterhalb des Podiums stehende Frau die Waffe herausholt. Ein hässliches kleines Ding, ein kurzläufiger, großkalibriger Revolver, dessen Griff mit schwarzem Gewebeband umwickelt ist, und Jack hat nur

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