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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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mich dazu einladet!« fiel Lutz ein wie mit der Tür ins Haus.
    »Ich auch, ich komm auch,« rief Steffen, faßte Ammeries beide Hände und schüttelte sie so heftig, als wenn er diese Zusage noch mit besonderem Nachdruck bekräftigen müßte.
    Sie lächelte ihm innig zu und sprach: »Bist willkommen, Steffen!«
    Heut erschien ein Krug Wein nach dem andern auf dem Abendtische, an dem Lutz und die beiden Gersbacher als Gäste teilnahmen. Lutz erzählte allerhand drollige Erlebnisse von ihrem Aufenthalt in Heidelberg, und alle waren aus der Maßen fröhlich und guter Dinge.
    Mitten in der lebhaften Unterhaltung stand Ammerie auf, ging zu ihrer Mutter und raunte ihr etwas ins Ohr.
    Madlen nickte fortwährend zu dem, was ihr Ammerie zuflüsterte, und diese gab nun Trudi einen Wink, worauf die beiden Mädchen aus dem Zimmer verschwanden.
    Als sie nach einer Weile zurückkehrten, brachten sie mehrere Flaschen Wein und eine Laute.
    »Was ist denn das?« fragte Christoph verwundert.
    »Das ist Deidesheimer Hofstück, unser bester,« antwortete Madlen.
    »Und die Laute?«
    »Die Laute bedeutet, daß du uns jetzt eins singen sollst, Chrischtoph. Wir sind aller Sorgen ledig, und da könntest du uns in dieser glücklichen Stunde wohl einmal ein Lied singen.«
    »Ich singen?« sagte Christoph. »Wie lange hab' ich nicht gesungen! ich glaub', ich kann's gar nicht mehr.«
    »Doch, Väterle!« sprach Ammerie, »ich hab' dich neulich mal leise brummen hören, das klang wie der schönste Gesang. Sing' uns das Pfälzerlied!«
    »Grashupf! das hast du mir natürlich wieder eingerührt,« lachte er. »Also dann her den Deidesheimer und her die Laute.«
    Alle klatschten vor Freuden in die Hände, und Trudi überreichte ihrem Onkel die Laute. Er nahm sie, und während er die Saiten stimmte, schenkte Ammerie den eben gebrachten Wein in die Gläser.
    Dann hub der Bürgermeister zu seiner eigenen Begleitung mit tiefer, klangvoller Stimme zu singen an:
Nun füllt den Römer bis zum Rand,
Herbei den Saft der Traube,
Gereift für uns im Sonnenbrand
Zum Trunk in kühler Laube!
Setzt mit Bedacht ihn an den Mund
Und langsam leert sein glänzend Rund,
Daß Euer Herz sich labe
An solcher Gottesgabe.
    O pfälzer Wein, du flüssig Gold
Voll würzereicher Süße,
Ein Bote in des Herbstes Sold
Bringst du des Sommers Grüße.
Dein Duft mich wonniglich umschwebt,
Als wenn die Kraft, die in dir webt,
Mich zaubermächtig triebe
Zu Mutwill, Lust und Liebe.
    Hoch, fröhlich Pfalz! und Gott erhalt
Allweg ihr herrlich Blühen,
Auf daß sie mache jung und alt
Beim Rebenblut erglühen.
Ich trink, als wär's auf du und du,
Dem ganzen pfälzer Lande zu
Und wünsch ihm Glück und Segen
Des edlen Weines wegen.
    Die letzte Strophe des Liedes wiederholten sie alle, sich von den Sitzen erhebend und die Gläser ergreifend, im Chore, stießen miteinander an und tranken. Und saßen dann noch und tranken bis in die Nacht hinein.

Vierundzwanzigstes Kapitel.
    Am Dienstag der nächsten Woche fand nach vorhergegangener Ansage die Lossprechung Trudis in feierlicher Weise statt.
    Es war ein sonniger Tag, herbstlich klar und doch noch sommerlich warm. Auf dem Markte drängte sich eine ungezählte, festlich gekleidete Menge, die von vier reisigen Burgmannen des Freiherrn zu einem geschlossenen Ringe aufgestellt wurde, so daß in seiner Mitte ein mehr als ausreichender Bewegungsraum für die Würdenträger und die zunächst Beteiligten frei blieb.
    Innerhalb dieses Kreises stand der Reichsfreiherr mit dem wallenden Federhut auf dem Haupte und dem langen Stoßdegen in kostbarem Wehrgehenk an der Hüfte. Zu seinen Seiten, nur ein wenig zurück, befanden sich der Schultheiß im Talar, der Bürgermeister mit dem silberknöpfigen Amtsstabe und der älteste Pfarrer im Ornat. Hinter ihnen ordneten sich die Mitglieder des Gemeinderates mit Ausnahme der Grollenden, die gegen die Befreiung Trudis gestimmt hatten.
    In der vordersten Reihe alles Volkes, dem Freiherrn gerade gegenüber, waren den Familien Armbruster und Gersbacher Plätze vorbehalten worden, für Trudi einer zwischen Madlen und Agnete. Sie sah bleich aus, und das Herz klopfte ihr zum Zerspringen.
    Jetzt blies Niklas, der Türmer, der ehemalige Weidgesell auf der Wachtenburg, zum Zeichen des Beginnes der feierlichen Handlung eine schmetternde Weise, natürlich wieder eine lustige Jagdfanfare, wonach lautlose Stille ward.
    Nun winkte der Freiherr Trudi zu, und zagen Schrittes, mit gesenktem Haupte, trat sie vor ihn hin.
    Herr

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