Das Schwebebahn-Komplott
wahrscheinlich
für einige Zeit nicht angefahren werden können, da die
Aufräum- und Reparaturarbeiten mehrere Tage in Anspruch nehmen
werden. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus. Das war
Heike Göbel live vom Loh für Lokal im
Tal.«
»Wir werden Sie
natürlich unterrichten, sobald die Loher Straße wieder
passierbar ist und die Schwebebahn den Dienst aufnehmen
wird«, schloss der Nachrichtensprecher. »Der
Verkehrsausschuss unserer Stadt wird sich heute zu einer Sitzung im
Barmer Rathaus ...«
Stefan schaltete das
Radio ab, er hatte genug gehört. ›Die Polizei
schließt Brandstiftung nicht aus‹, hallte es in ihm
nach. Es wurde Zeit, dass der Mann vom ADAC auftauchte!
*
Heike zuckte zusammen,
als hinter ihr Reifen quietschten. Das Motorengeräusch kam ihr
bekannt vor. Unverwechselbar handelte es sich um einen Käfer.
Stefan war ihr also nachgekommen. Wann begriff er endlich, dass sie
selbstständig arbeiten konnte? Einmal mehr verfluchte sie den
Beschützerinstinkt, den offensichtlich alle Männer mit
sich herumtrugen.
Mit einem beherzten
Sprung auf den Bürgersteig brachte sie sich in Sicherheit.
Hinter ihrem roten Twingo fand sie Deckung. Sie fuhr auf dem Absatz
herum und hob den Finger, um ihrem Kollegen einen Vogel zu zeigen
und ihn für seinen rüpelhaften Fahrstil zu rügen.
Sie setzte zu einer Schimpfkanonade an, als sie bemerkte, dass es
sich gar nicht um Stefan Seilers Käfer handelte, der da
angerauscht kam. Verwundert ließ sie die bereits erhobene
Hand sinken.
Der Kamikazefahrer
stieg aus seinem Käfer aus und blickte verwirrt zur
Schwebebahnstation Loher Brücke hinüber. Die
Feuerwehrleute hatten ihre Gerätschaften bereits in den
Fahrzeugen verstaut. Der Brand war gelöscht, und nur eine
Brandwache würde in den nächsten Stunden
Zurückbleiben, um mögliche Schwelbrände sofort zu
bekämpfen. Schon jetzt tummelten sich Sachverständige,
Bedienstete der Stadtwerke und Polizisten am Schauplatz. Heike
hatte kurz mit Brandmeister Schulze gesprochen, doch dieser konnte
nicht mehr sagen als vor einer guten Stunde. Brandstiftung wurde
nicht ausgeschlossen. Alles andere würden die Ermittlungen
ergeben. Für eine Reporterin gab es hier nichts mehr zu tun,
und so hatte sie in die Redaktion der Wupperwelle zurückfahren
wollen, als sie um ein Haar von diesem wahnsinnigen
Käferpiloten überrollt worden war. Es war ihr ein
Rätsel, wie er die Sperrung der Polizei überwunden haben
mochte. Noch immer stand ein Polizist an der großen Kreuzung
zur Wartburgstraße und regelte den Verkehr.
»Was ist denn
hier los?« Ein Bär von Mann mit einem dichten Vollbart
stieg aus dem Käfer und gestikulierte wild herum.
Heike bedachte den
Fahrer mit einem vernichtenden Blick.
»Nur ein Brand,
guter Mann, nur ein kleines Feuer. Wenn ich nicht eine
hervorragende Reaktion gehabt hätte, wäre noch ein
Verkehrsunfall wegen rowdyhafter Fahrweise hinzugekommen. Ich
könnte jetzt unter ihrer Karre liegen, Mann!« Heikes
Stimme überschlug sich.
»Nix für
ungut, liebe Frau«, entschuldigte der Bär sich.
»Ich bin etwas in Eile, muss zur Arbeit. Und da sehe ich die
ganzen Feuerwehrwagen auf der Straße querstehen.« Er
grinste unter seinem Vollbart. »Zwischen dem ganzen
Tohuwabohu habe ich Sie wohl übersehen. Können Sie mir
noch mal verzeihen?« Er umrundete seinen Käfer und
näherte sich Heike.
Ihr erster Zorn war
verflogen, und auch ihr Herzschlag normalisierte sich. »Dann
haben Sie wohl auch die Straßensperre übersehen,
was?«
Er blickte sich um und
runzelte die hohe Stirn. »Tatsächlich. Shit happens.
Soll Vorkommen.«
»Blödmann«,
murmelte Heike, während sie in ihren Twingo stieg und den
Motor startete.
8.
Kapitel
Kann ich das
Erpresserschreiben noch mal sehen?« Michael Eckhardt blickte
ihn an, als zweifle er an seinem Verstand. Nachdem der gelbe Engel
den Käfer innerhalb von fünf Minuten wiederbelebt hatte,
war Stefan eilig zur Redaktion zurückgefahren. Als er auf dem
Weg zum Sender an der Loher Straße vorübergerollt war,
hatte er Heikes Twingo dort stehen sehen. Zuerst wollte Stefan nach
dem Rechten schauen, verwarf den Gedanken aber rasch wieder, da er
wusste, wie ungemütlich seine Kollegin werden konnte, wenn man
ihr bei der Arbeit helfen wollte. Sie verfügte über einen
krankhaften Ehrgeiz und war mehr als starrsinnig, wenn sie an einer
heißen Story arbeitete. So hatte Stefan es vorgezogen, den
direkten Weg zur Wupperwelle anzutreten. Schon auf der Fahrt hatte
er versucht,
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