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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Abenteuer.
    *
    Hans Zoch war ihr
Mann. Zwar kam es ihr selbst völlig unwahrscheinlich vor, aber
dennoch war es wie ein Strohhalm, an den sie sich klammern
konnte.
    Heike hatte zwei
Stunden vor Beginn ihrer Sendung die Redaktion verlassen und sich
den Zorn von Eckhardt zugezogen, der es lieber sah, wenn sich seine
Moderatoren in aller Ruhe auf ihre Sendungen
vorbereiteten.
    Trotzdem - es gab
Wichtigeres als das Tagesgeschäft. Manchmal.
    Diesem Hans Zoch, dem
Schwebebahnfahrer, wollte sie einen Besuch abstatten. Vielleicht
erinnerte er sich inzwischen an ein wichtiges Detail. Ernsthaft
glaubte sie auch nicht daran, aber es war zumindest eine kleine
Hoffnung. Seine Adresse hatte sie sich aus dem örtlichen
Telefonbuch notiert. Jetzt bog sie mit ihrem Twingo in den
Hammesberger Weg ein, der sich in engen Kurven an den Hügel
schmiegte und der gesamten Umgebung den Namen verliehen hatte. Die
Häuser hier zeugten nicht gerade von unendlichem Reichtum,
doch die Besitzer der kleinen Anwesen hatten sich ein eigenes, wenn
auch bescheidenes Domizil geschaffen und wohnten nicht zur Miete.
Vom Blick auf das Akzo-Industriegebäude und die nahe Autobahn
einmal abgesehen, war der Hammesberg doch ein fast ländliches
Fleckchen am Rande von Wuppertal. 
    Endlich hatte sie die
gesuchte Hausnummer gefunden. Ein erleichtertes Lächeln
huschte um Heikes Lippen, als sie den kleinen Wagen in der Einfahrt
parkte und ausstieg. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand
erreicht, als sie auf das Gittertor zuging. Ein kleiner Garten
umgab das Häuschen, unter einer alten Eiche stand eine
Hollywoodschaukel. Die kleine Terrasse bestand aus Betonplatten, in
deren Fugen Moos wucherte. In der Hollywoodschaukel sah Heike einen
grauhaarigen Mann in offenem Hemd und altmodischen Shorts. An den
Füßen trug er Socken und Badelatschen.
    ›Wie auf
Mallorca‹, durchzuckte es die Reporterin, als sie sich dem
hochgewachsenen Mann näherte, der eine Bierflasche ansetzte
und einen tiefen Schluck nahm, bevor er sich ihr
widmete.
    »Herr
Zoch?«, fragte Heike. Als sie keine Antwort erhielt,
lächelte sie brav. »Schön haben Sie's
hier.«
    Ihr Gegenüber
setzte die Flasche auf dem Klapptisch ab und starrte sie an wie
einen Geist. Seine Miene war versteinert. »Sind Sie von der
Polizei oder von der Presse?«, fragte er tonlos und bedeutete
ihr, auf einem der bereitstehenden Stühle Platz zu
nehmen.          
    ›Monoblock-Hochlehner,
stapelbar‹, durchfuhr es Heike, als sie in die
geblümten Polster sank, mit denen die Stühle belegt
waren. Vier Euro im Baumarkt, vielleicht drei Euro im Angebot. Brav
bedankte sie sich. »Weder noch«, nahm sie den Faden auf
und beobachtete Zoch, wie er einen weiteren Zug aus der Bierflasche nahm. Dann
wischte er den Beschlag mit Daumen und Zeigefinger fort und nickte,
ohne sie anzublicken. Fasziniert betrachtete er seine Badelatschen,
- fast so, als sehe er sie heute zum ersten Mal. Ein
Marienkäfer krabbelte am Gestänge der Schaukel
hoch.
    Plötzlich ruckte
Zochs Kopf hoch. Er blickte Heike unverwandt an. »Sie machen
es spannend.«
    Sie schenkte ihm ein
diplomatisches Lächeln. »So spannend ist das gar nicht.
Ich arbeite für das Radio.«
    »WDR?«
    »Nein,
Wupperwelle. Warum fragen Sie?«
    »Der
Dudelsender, was? Nur Negermusik. Ist auch egal.« Er winkte
ab. »Nun: Fragen Sie.«
    »Sie kommen
schnell zur Sache.«
    »Das gehört
doch zu Ihrem Job, gute Frau, oder?« Er musterte sie
nachdenklich und spielte mit dem Kettchen herum, das an seinem Hals
baumelte.
    »Tschuldigung«, sagte
Heike jetzt und stellte sich vor. »Ich war zufällig in
Vohwinkel, als die Kripo an der Wagenhalle auftauchte. Aus diesem
Grunde hatte ich die Gelegenheit, mit der Polizei die erste
Bestandsaufnahme vor Ort durchzuführen.«
    »Wie kann ich
Ihnen helfen?«
    »Das wüsste
ich selber gern«, gab Heike zu. »Vermutlich liegt der
Teufel im Detail. Möglicherweise ist etwas in der fahrenden
Bahn vorgefallen, was gar nicht außergewöhnlich schien,
aber im Nachhinein von Bedeutung für die Klärung des
Todes von Spielberg sein könnte.«
    »Sie reden wie
ein Bulle.«
    »Das liegt
daran, dass ich an der Klärung des Falles ebenso interessiert
bin wie die Polizei.« Heike nagte auf der Unterlippe herum
und war versucht, dem Schwebebahnfahrer von der Erpressung der Bahn
zu berichten. Schließlich entschied sie sich aber dagegen.
Sie kannte Zoch nicht. Er schien clever genug, sich nicht in die
Karten schauen zu lassen.
    »Heute hat es
einen

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