Das Schwebebahn-Komplott
eine Verbindung zwischen dem toten Spielberg und dem
Brief des Erpressers herzustellen, ohne aber zu einem logischen
Schluss zu kommen. Möglicherweise steckten die Erpresser ja
hinter der Brandstiftung in der Loher Straße, aber ein Mord
entsprach einer ganz anderen Kategorie. Das war einfach eine Nummer
zu groß.
Es sei denn, man
hätte mit dem Tod zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen
können.
Nachdem Stefan die
Redaktion betreten hatte, führte ihn sein erster Weg in das
modern eingerichtete Büro des Chefredakteurs. Automatisch
schloss er die Tür hinter sich.
Eckhardt beugte sich
vor und musterte seinen Gegenüber aus verengten Augen.
»Das Erpresserschreiben?«
»Ja. Vielleicht
hilft es, meine grauen Gehirnzellen auf Trab zu
bringen.«
»Wenn es der
Sache dienlich ist, dann will ich nicht so sein«, griente
Eckhardt und wühlte in der Schublade seines Arbeitstisches
herum. Dann zog er einen Bogen hervor und überreichte ihn
seinem
Mitarbeiter.
Stefan bemerkte auf
den ersten Blick, dass es sich um ein neues, hellweißes Blatt
ohne Falten handelte. Seine Fingerkuppen glitten über die
Schrift. »Das ist eine Kopie«, stellte er
enttäuscht fest.
»Natürlich«,
stimmte der Chefredakteur zu und lehnte sich in seinem Sessel
zurück.
Unruhig wanderte
Stefan im Büro herum, blickte immer wieder auf das
Schreiben.
»Vor einer
Stunde war die Kripo hier und nahm das Original an sich. Immerhin
handelt es sich um ein aussagefähiges
Beweisstück.«
»Scheiße.«
Seufzend ließ der Reporter sich auf einen der beiden
Stühle vor dem Schreibtisch sinken.
»Warum?«
Stefan Seiler blickte
seinen Chef lange an. »Eigentlich hatte ich gehofft,
irgendwelche Auffälligkeiten an der Schrift feststellen zu
können.«
»Nun, das sieht
doch ein Blinder mit einem Krückstock. -Sogar auf der Kopie,
Seiler.« Eckhardt beugte sich zu ihm hinüber und deutete
auf die Zeilen der Kopie. »Hier«, sagte er. »Es
handelt sich eindeutig um eine alte mechanische Schreibmaschine,
mit der der Brief verfasst wurde. Das Schriftbild ist unsauber, wie
man es bei einem Computer nicht kennt. Die einzelnen Typen sind
verwaschen. - Hier«, er zeigte nacheinander auf
sämtliche E im Text, »das E zum Beispiel ist komplett
zugeschmiert. Und hier«, er zeigte auf eine andere Stelle,
»hier sieht man ganz deutlich, dass das H höher steht
als die anderen Buchstaben.«
»Tatsächlich«,
nickte Stefan. »Das könnte doch ein Hinweis sein. Die
Polizei muss nur noch die passende Maschine finden, und schon hat
sie die Erpresser.«
»Ja«,
nickte Eckhardt. »Und schätzungsweise gibt es noch'
zweiunddreißigtausend alte Schreibmaschinen in Wuppertal,
verstreut über zweiunddreißigtausend Haushalte.«
Er tippte sich
an die Stirn. »Woher soll die Kripo wissen, wer alles noch so
einen alten Hackkasten hat?«
Stefan zuckte
unbeholfen mit den Schultern. Wo er Recht hat, hat er Recht.
»Scheißspiel«, murmelte er und reichte ihm den
Wisch zurück, nachdem er den Text noch einmal überflogen
hatte. Es war wie die Suche nach der berühmten Stecknadel im
Heuhaufen.
*
»Fertig?«
Stefan blickte auf.
Heike war aufgeregt in das kleine Studio gestürmt, in dem die
Mitarbeiter des Senders die einzelnen Nachrichtenbeiträge
aufnahmen.
»Ja«,
sagte er. In aller Eile hatte Stefan einen halbminütigen
Beitrag gesprochen, der die Pressekonferenz im
Polizeipräsidium abhandelte. Jordan wollte die Story in den
nächsten Lokalnachrichten bringen, um dann direkt mit dem
Brand in der Loher Brücke noch eins draufzulegen.
»Endlich.«
Heike seufzte und blies sich eine widerspenstige Haarsträhne
aus der Stirn. Sie nahm den Platz hinter den Reglern ein. Mit
wenigen Worten berichtete sie ihrem Freund, was sie am Ort des
Geschehens erfahren hatte.
»Es sieht so
aus, als meinten die Erpresser es verdammt ernst«, murmelte
Stefan und nagte an der Unterlippe.
»Dann wird es
Zeit, dass die Polizei einen Ansatz findet. Es muss doch
möglich sein, anhand des Erpresserschreibens festzustellen,
wer den Brief geschrieben hat. Anhand der
Typographie.«
»So schlau war
ich auch.« Stefan winkte ab und berichtete ihr von seinem
Gespräch mit Eckhardt. »Vorläufig müssen wir
doch wohl eher in Richtung Spielberg forschen.«
»Inwiefern?«
»Nun, ich werde
wohl mal nachhören, in welchen Kreisen der Gute unterwegs
war.«
»In den oberen
Zehntausend«, stellte Heike nüchtern fest.
»Klar«,
sagte Stefan. »Aber, dass er Feinde hatte, weiß jedes
kleine
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