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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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den Kopf.
Unsicher rang er mit den feingliedrigen Händen. »Fahr
zu, ich möchte nicht zu spät kommen«,
flüsterte er und starrte ins Leere.
    »Sag mir lieber,
woran ich erkenne, in welchem Haus dieser Gauner sein Domizil
hat«, entgegnete Stefan und blickte sich um. Rechts lag ein
altes, frisch renoviertes Fachwerkhaus mit grünen
Fensterläden und Türen, links breitete sich eine Weide
aus. Hinter einer Kurve wuchs ebenfalls ein kleiner Bauernhof vor
ihnen in die Höhe. Alles wirkte so ruhig und ländlich, so
malerisch und doch so trügerisch. Sie wollten nicht glauben,
dass hier ein Drahtzieher der Wuppertaler Prostitution
lebte.
    »Ich wette, er
hat das protzigste Haus in dieser Gegend«, murmelte Peter
nun. Stefan schwieg. Die Straße beschrieb eine enge
Rechtskurve und stieg steil an. Hinter mächtigen Bäumen
und wilden Büschen erkannte er linker Hand eine halb verfallene Ruine,
die schon seit Jahrzehnten unbewohnt sein musste. Die Fenster waren
staubblind, sofern sie überhaupt noch vorhanden waren. Putz
bröckelte von der Fassade, die komplett mit Moos
überzogen war. Das Dach war eingefallen, und die verfaulten
Balken erinnerten an das Skelett eines halb verwesten Tieres. Nur
ein schmaler Trampelpfad führte zum Eingang.
    »Hier wohnt er
bestimmt nicht«, riss Peters Stimme ihn aus den Gedanken.
»Der ist Besseres gewohnt.«
    Stefans kantiger
Schädel ruckte herum. »Spinner.«
    »Da
hinten«, sagte er unbeeindruckt, »das sieht schon eher
danach aus, als hätte ein Neureicher hier sein Heim.« Er
deutete durch die kleine Windschutzscheibe nach vorn. Schräg
gegenüber der Ruine schmiegte sich eine zweistöckige
Villa an den Hang. Eine breite, mit Zierkies belegte Auffahrt
führte direkt auf das Eingangsportal zu. Hinter einem Zaun gab
es einen großzügig angelegten Garten - vermutlich mit
Swimmingpool. Das hatte tatsächlich Gembowskys
Kragenweite.
    »Vielleicht hast
du Recht«, erwiderte Stefan nachdenklich und stoppte den
Käfer, um das luxuriöse Gebäude näher
betrachten zu können.
    »Ist das sein
Wagen?«
    . Stefan blickte in
die Richtung, in die Peters ausgestreckter Zeigefinger deutete.
Beinahe wären seine Gesichtszüge entgleist. Neben dem
Haus parkte ein Opel Astra Cabriolet. Der Wagen war dem Reporter
wohlbekannt, und die Initialen auf dem Wuppertaler Kennzeichen
räumten den letzten Zweifel aus. Der Besitzer des Wagens
arbeitete bei Wuppertals Schmierblatt Nummer eins, und eben dieser
werte Kollege hatte einen sehr unerfreulichen Bericht verfasst, der
ihn, Stefan Seiler, in Verbindung zu Spielbergs Mord, respektive
Selbstmord, gebracht hatte. Seine Blicke hafteten noch immer auf
dem Nummernschild des Cabriolets. »W-AG«, las er die
Buchstabenkombination laut vor. »AG wie Axel
Grimm.«          
    Peter blickte ihn
fragend an. »Kenn ich nicht. Wer soll das sein?«
    »Ein ganz
spezieller Freund. Ich habe noch etwas gut bei ihm.« Dann
ließ er sich von Peter Göbel sein Handy
reichen.
    *
    »Nein«,
hörte er die Stimme der Volontärin am anderen Ende der
Leitung. »Der Chef ist soeben außer Haus. Er sagte, es
wäre dringend.«
    Stefan seufzte.
»Mein Anliegen ist auch dringend.«
    »Was soll ich
tun?«
    »Nix, Beate, du
kannst wohl nichts ausrichten.« Stefan ahnte, wohin Eckhardt
unterwegs war. Heute Abend sollte die Lösegeld Übergabe
stattfinden. Vermutlich war er schon zu dem seltsamen Rendezvous
aufgebrochen. »Dann werde ich wohl auf mich selbst angewiesen
sein«, murmelte er enttäuscht. »Schon etwas von
Heike gehört?«
    »Nein«,
erwiderte Beate. »Tut mir Leid.«
    »Schon
gut.« Stefan hoffte einmal mehr, dass sie seine Freundin
nicht zu einem menschlichen Schutzschild bei der
Lösegeldübergabe benutzen würden. Jetzt war er
hilflos. Blieb ihm nur noch, Gembowskys Haus zu beobachten. Zu
observieren, wie man das im Polizeideutsch nannte.
Äußerst unbefriedigend. »Ich melde mich, sobald
ich etwas erfahren habe.« Bevor die Volontärin noch
etwas erwidern konnte, hatte Stefan die Verbindung
unterbrochen.
    »Ein Satz mit
X?«, fragte Peter, als er seine säuerliche Miene
sah.
    Stefan nickte.
»War wohl nix«, reimte er und verstaute das Telefon in
der Jackentasche. »Und jetzt?«
    »Jetzt sind wir
alleine. Wir sollten uns einen unauffälligen Platz suchen, um
das Haus zu observieren. Hier sitzen wir auf dem
Präsentierteller.«
    »Du redest wie
ein Bulle.«
    »Ist das ein
Fehler?«
    »Vermutlich
nicht. Du hast wie immer Recht, Peter.« Stefan ließ den
Motor des

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