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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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wird?« Peter winkte ab. »Nein
danke. Auf den kann ich verzichten.«
    »Immer noch
besser, als ...«
    »Warte
mal«, unterbrach er den Reporter und legte den Zeigefinger an
die Lippen. Als Stefan ihn fragend anblickte, machte er
»psst« und drehte das Radio lauter. Wie immer lief in
seinem Autoradio das Programm der Wupperwelle.
    »Blitzlicht«,
hörten sie die Stimme von Lutz Peters, gefolgt von einem
Jingle. Stefan warf Peter einen Blick zu und drosselte das Tempo
des Käfers. Mit einem Blitzlicht wurde das laufende Programm
nur dann unterbrochen, wenn das aus aktuellem Anlass nötig war
- wie etwa ein schweres Unglück, ein Großbrand oder
ähnliche Dinge. Die Kollegen aus der Nachrichtenredaktion
schusterten eilig eine erste Meldung zusammen, die dann später
innerhalb der Sendung aufbereitet, mit Interviews und O-Tönen
angereichert der Hörerschaft präsentiert
wurde.
    »Wie wir soeben
erfahren haben, steht die Unglücksursache für den
gestrigen Schwebebahn-Auffahrunfall in der Vohwinkler Endstation
fest. Ein Sprecher der Stadtwerke erklärte, dass ein
technischer Defekt den Unfall ausgelöst hat. Nach ersten
Vermutungen der Staatsanwaltschaft hat ein fehlerhaftes Schütz
verhindert, dass sich der hintere Zug manuell verzögern
ließ. Gegenüber unserem Sender versprach man, alle
Züge auf dieses Teil hin zu überprüfen, um einen
weiteren Auffahrunfall ausschließen zu können.
Natürlich bleiben wir für Sie am Ball, um Sie mit
weiteren Informationen aus erster Hand zu versorgen, sobald es
Neuigkeiten gibt. Das war Lutz Peters für die
Wupperwelle.«
    Musik wurde
eingeblendet, doch für den neuesten Song von Ex-Take
That-Sänger Robbie Williams hatte Stefan jetzt keine Ohren und
drehte die Lautstärke zurück. Ein Seufzer kam über
seine Lippen.
    »Na also«,
grunzte Peter und richtete sich grinsend im Beifahrersitz
auf.
    Stefan starrte
verdutzt zu ihm hinüber. »Was - na
also?«
    »Dann steht ja
fest, dass man mal wieder geschlampt hat.«
    »Der
Schwebebahnzug, der den wartenden Wagen gerammt hat, kam gerade aus
der Generalüberholung«, erwiderte Stefan. »Nach
einer solchen Überholung sind die Gelenkzüge quasi
neuwertig. Da klingt es doch wie ein schlechter Witz, wenn die Bahn
wegen eines defekten Schützes beinahe eine Katastrophe
auslöst, oder?«
    Peter rieb sich
nachdenklich den Nasenrücken. Dann musterte er seinen
Chauffeur fragend. »Was ist ein
Schütz?«
    »Ein
elektrisches Bauteil, einer Sicherung nicht ganz
unähnlich.«
    »Hmm.«
    Sie hatten die Abfahrt
nach Wuppertal-Kohlfurt passiert. Stefan überlegte, ob er an
der nächsten Anschlussstelle nach Solingen-Mitte abfahren
solle, entschied sich schließlich dagegen und trat das
Gaspedal tiefer durch. Der Boxermotor im Heck grummelte sanft.
Stefan mochte die kurvenreiche Strecke über Müngsten,
konnte sich aber heute an den landschaftlichen Schönheiten des
Bergischen Landes nicht sonderlich erfreuen. Die Zeit brannte den
Freunden unter den Nägeln.
    »Was -
hmm?«, fragte er Peter, nachdem sie die Abfahrt nach Kohlfurt
passiert hatten. Die Müngstener Brücke ließen sie
links liegen. Die Straße stieg steil an, und Stefan
überholte einen langsamen LKW, der qualmend auf der rechten
Spur seine Bahn zog. Linker Hand erkannte er durch das saftige
Grün der Bäume hindurch die imposante Stahlkonstruktion
der Müngstener Brücke im Licht der untergehenden Sonne.
»Wenn die Stadtwerke so exakt arbeiten, dann bleibt
logischerweise nur eine einzige Möglichkeit.« Peter
drückte das Kreuz durch und umklammerte den Handgriff
über dem kleinen Handschuhfach.
    »Die da
wäre?«
    »Mensch, Stefan,
überleg doch mal: Das kleine Zauberwort heißt schlicht
und ergreifend Sabotage.« Er grinste überlegen, als er
Stefans verdutztes Gesicht sah. Dem Reporter war gar nicht zum
Lachen zumute. Peter Göbel hatte soeben seine
größte Befürchtung ausgesprochen.
    *
    Es war fast dunkel
geworden, und die Finsternis überzog das karge Mobiliar mit
langen Schatten. Heike war eingedöst. Durch ein monotones
Geräusch schreckte sie auf. Ihr Blick glitt zur feuchten
Zimmerdecke. Lichtbalken durchschnitten das dunkelgraue Rechteck
über ihrem Kopf. Die Lanzen glitten rasch über die Decke.
»Ein Auto«, durchzuckte es die blonde Frau. Eilig
rappelte Heike sich in die Höhe. Wild zerrte sie an den
Fesseln und wankte auf das kleine, vergitterte Fenster zu. Das
Motorengeräusch näherte sich unaufhaltsam. Dann blieb der
Wagen stehen. Heike huschte zum Fenster hinüber.

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