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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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handelte es sich nicht um ein Auto, sondern um
ein - Motorrad.
    Man hatte das Versteck
im Wald aufgeschlagen, um den Zeitpunkt abzuwarten. Eckhardt fragte
sich, warum Ulbrichts Leute den verdammten Wald nicht
durchkämmt hatten. Vermutlich hatte man wie
selbstverständlich damit gerechnet, dass der Bote der Bewegung
12. April mit einem Auto kam, um sich schnell aus dem Staub zu
machen. Elende Bürokraten!
    Mit langen Sätzen
brachte er sich aus der Gefahrenzone und hechtete zu den
Altpapiercontainern hinüber, um den Karton dort abzulegen.
Bevor er in die Knie ging, blickte er sich um. Das Fahrzeug
näherte sich mit einem wahnwitzigen Tempo, schlingerte und
schoss genau auf ihn zu. Hatte der Bote etwa im Wald auf ihn
gewartet? Gut möglich, denn Eckhardt kannte die
Konradswüste von früheren Spaziergängen und wusste,
dass eben dieser Weg schnurgerade zur Kaiser-Wilhelm-Höhe
führte. Ein optimales Versteck. Von dort aus konnte er fast
einen halben Kilometer weit bis zum Schuchardplatz blicken, hatte
aus der Dunkelheit alles im Blick, ohne aber selber gesehen zu
werden. Das Motorrad benötigte nur wenige Sekunden, bis es den
großen Platz erreicht hatte. Schwer hing das Knattern der
Geländemaschine über der Konradswüste und
malträtierte Eckhardts Trommelfelle. Bevor Eckhardt den
Papiercontainer erreicht hatte, spürte er schon den Luftzug.
Der Motorradfahrer war hinter ihm, riss den Gashahn auf und
streckte die Hand nach dem Karton aus. Der Chefredakteur ließ
sich den Karton widerstandslos entreißen und sah zu, wie der
Erpresser die Beute im Gepäckkoffer verschwinden ließ.
Er versuchte, etwas vom Gesicht des Bikers zu erkennen, sah aber
nur Schemen unter dem verdunkelten Visier. Ein schwarzer, wallender
Mantel verhinderte, dass Eckhardt die Statur seines Gegenübers
einschätzen konnte. Dennoch schätzte er, dass es sich um
einen groß gewachsenen Mann mit breiten Schultern handelte.
Oder war es die schwarze Lederkombi, die der Mann unter dem Mantel
trug? Eckhardt wusste es nicht, und ehe er sich versah, war der
Spuk vorüber.
    »Klappt doch,
Radiomann«, rief der Motorradfahrer unter seinem Visier
hervor und lachte hämisch. Dann schlug er den Deckel des
Gepäckkoffers zu und riss erneut den Gashahn auf. Nur auf dem
Hinterrad zog er die schwere Maschine auf die Straße
Konradshöhe zu. Michael Eckhardt rückte sich die Brille
zurecht und blickte der Geländemaschine nach. Das
rotglühende Rücklicht war das Letzte, was er von dem
Zweirad sah, bevor eine unheimliche, beklemmende Stille einkehrte.
Erst das Geräusch einer Schiebetür riss ihn aus den
Gedanken. Wo waren die Polizisten geblieben? Eckhardt drehte sich
langsam auf dem Absatz herum und blickte in das Gesicht eines
Polizisten, der aus dem Lieferwagen geklettert war.
    »Alles in
Ordnung?« Der lächelte aufmunternd.
    Eckhardt nickte.
»Ja, danke. Und ihr?«
    »Wir?«
    »Ja - wo waren
Ihre Leute, als es losging?«
    »Keine Sorge -
wir sind dran. Sämtliche Querstraßen sind gesperrt, er
hat quasi keine Chance, zu entkommen.«
    *
    Er sah das
anders.
    Mit einem
triumphierenden Grinsen auf den Lippen zog er die Maschine
über die kleine Straße namens Konradshöhe, immer
gen Süden, eine Anhöhe hinauf. Plötzlich schoss aus
einer Stichstraße ein Personenwagen auf ihn zu.
    »Scheiße«,
quetschte er zwischen den Lippen hervor und verlor fast die
Kontrolle über das Motorrad. Er riss den Lenker herum,
schlingerte, verlagerte sein Gewicht und zog das Gerät wieder
hoch. Im Augenwinkel erkannte er einen dunklen Omega, der genau auf
ihn zugehalten hatte. Es bestand bei diesem Manöver kein
Zweifel, dass es sich um ein ziviles Fahrzeug der Polizei handelte.
Natürlich hatten sie sämtliche Straßen dicht
gemacht, um ihn in die Falle zu locken. Pech gehabt!
    Er war besser, er war
schneller - er war der König der Stadt.
    Auch ein zweites
Fahrzeug, das aus dem Wüsterfeld auf ihn zugeschossen kam,
umfuhr er geschickt. Niemand konnte ihn aufhalten.
    Er hatte seine Beute
...

23.
Kapitel
    Für den Weg vom
nahen Norrenberg bis zum Vereinsheim der Kleingärtner am
Hammesberg hatte er mit dem Motorrad keine halbe Minute
benötigt. Dann die Übergabe des Lösegeldes und jetzt
die Flucht. Die beiden Zivilfahrzeuge hingen ihm am Hinterrad. Es
ertönte die scharrende Stimme eines Megaphons.
    »Halten Sie
sofort an und ergeben Sie sich!«
    »Ihr könnt
mich mal«, erwiderte er gehässig unter seinem Helm und
beschleunigte die Geländemaschine. Die Schilder der nach

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